Leichtathletik Wolfgang Ritte knackt Zehnkampf-Weltrekord

Stendal/Moers · In Stendal bewies der Moerser Senioren-Leichtathlet einmal mehr seine Vielseitigkeit. Die bisherige Bestmarke überbot er um 16 Punkte.

 Wolfgang Ritte bewies mit dem Weltrekord im Senioren-Zehnkampf mal wieder eindrucksvoll, dass er nicht nur Stabhochsprung kann.

Wolfgang Ritte bewies mit dem Weltrekord im Senioren-Zehnkampf mal wieder eindrucksvoll, dass er nicht nur Stabhochsprung kann.

Foto: Archiv

Mit Superlativen sollte sorgsam umgegangen werden. Sonst gehen sie eventuell irgendwann aus. Aber dieser Mann, der fast alles kann, ist schlichtweg ein Phänomen, ein auf die Leichtathletik bezogenes sportliches Universaltalent. Der für den SC Bayer Uerdingen startende Stabhochsprung-Spezialist Wolfgang Ritte aus Moers verbesserte beim 2. Stendaler Hanse-Cup in Anwesenheit des bisherigen Inhabers Rolf Geese (Jahrgang 1944) aus Göttingen den neun Jahre alten Weltrekord im Zehnkampf der M 60 um 16 Zähler auf 8 123 Punkte. Dass er solange Bestand hatte, ist schon ein besonders Qualitätsmerkmal und zusätzliches Gütesiegel für den 61-Jährigen. Übrigens war es die 39. globale Senioren-Bestmarke für Ritte nach zuvor 38 in verschiedenen Altersklassen in seiner Paradedisziplin.

Obwohl er vorher nicht vollmundig den Weltrekord ankündigte, war es schon sein erklärtes Ziel. Einer mit seinem Anspruch und Ruf stellt sich nicht mal so nebenbei aus lauter Spaß an der Freud der Tortur eines Zehnkampfes sowie der konsequenten Vorbereitung darauf. Da sollten Aufwand und Ertrag schon in einem gesunden Verhältnis stehen. Die Rechnung ging letztlich auf. Aber das Unternehmen hing am vielzitierten seidenen Faden.

Es sah bei Halbzeit noch so aus, als würde der Ritte den Rekord nach allen Regeln seiner sich nicht auf den Glasfieberstab beschränkenden fachlichen Kunst pulverisieren. Doch es wurde zum Abschluss des Zwei-Tage-Werks bei der Krone der Vielseitigkeit noch einmal knapp. Extrem knapp. Der satte, scheinbar nicht mehr zu verspielende Vorsprung schmolz beim letzten Wettbewerb, dem 1 500-Meter-Lauf, gewissermaßen dem Marathon für die "Könige der Athleten", dahin wie Butter in der Abendsonne über Sachsen-Anhalt.

Der 1,90 Meter große und 82 Kilo schwere Moerser rettete gerade noch 16 von 430 Punkten Vorsprung nach neun Disziplinen ins Ziel. Der "Einbruch" auf den dreidreiviertel Stadionrunden im Jogger-Tempo von 7:06,64 Minuten war freilich programmiert. Ritte verfügt über ein Defizit an roten Blutkörperchen, gerät deshalb bei Ausdauerleistungen sehr früh in eine Sauerstoffschuld, erreichte die Lichtschranke quasi in Trance auf Bahn fünf statt an der Innenkante. Danach war er blitzeblau, sprich: total übersäuert, ließ sich erst einmal durch den Kopf gehen, was er so tagsüber an Powerriegeln und Bananen alles verzehrt hatte, war zehn Minuten lang nicht ansprechbar. Wieder einigermaßen bei Kräften und Sinnen, war er überglücklich: "Trotz der Strapazen hat der Ausflug zur toll zusammenhaltenden Mehrkämpfer-Familie riesigen Spaß gemacht. Die Atmosphäre war einzigartig, der Weltrekord die Krönung."

(as)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort