Moers St. Josef: Chirurgen operieren mit 3-D-Technik

Moers · Eine neuartige Kamera macht "Schlüsselloch-Operationen" für den Arzt einfacher und für Patienten noch sicherer.

 Zu Demonstrationszwecken führen Dr. Marc Alexander Renter und Dr. Mark Banysch (rechts) eine "Operation" an einer Paprikaschote vor.

Zu Demonstrationszwecken führen Dr. Marc Alexander Renter und Dr. Mark Banysch (rechts) eine "Operation" an einer Paprikaschote vor.

Foto: Klaus Dieker

Chirurgen am St.-Josef-Krankenhaus ziehen im OP-Saal neuerdings häufig 3-D-Brillen an - genau solche, wie man sie zum Beispiel aus dem Kino kennt, wenn "dreidimensionale" Filme gezeigt werden. Mit diesen Brillen können die Operateure Bilder, die eine Kamera aus dem Körper des Patienten überträgt, auf einem Monitor dreidimensional sehen. Klingt banal, ist aber ein riesiger Fortschritt in der Medizintechnik. Chefarzt Dr. Marc Alexander Renter verglich ihn gestern mit dem Sprung vom Wählscheibentelefon zum Smartphone.

Auf Kamerabilder sind die Chirurgen bei "Schlüsselloch-Operationen" angewiesen: Dabei macht er keine großen Schnitte, sondern öffnet das Gewebe gerade so weit, dass er Instrumente in den Körper des Patienten einführen kann - um zum Beispiel einen Tumor im Darm zu entfernen. Was er im Körper anstellt, kontrolliert der Arzt dann mittels Kamera und Bildschirm. Bisher war dieses Bild zweidimensional, es fehlte ihm die Tiefe. Diese verleiht ihm die neue Technik; mit ihrer Hilfe kann sich der Operateur viel leichter bei seiner Arbeit im Körper orientieren als bisher.

3-D-Laparoskopie heißt das Verfahren, das nach einer Testphase Ende vergangenen Jahres am St. Josef eingeführt wurde und standardmäßig bei Eingriffen in der Bauchhöhle, Leistenbrüchen, Dünn- und Dickdarm-OPs oder Gallenblasenentfernungen angewandt wird. Auf 400 bis 500 Operationen insgesamt komme man in diesem Bereich pro Jahr. Die Bedeutung der Schlüsselloch-Chirurgie (minimalinvasive Chirurgie) nehme stetig zu. "Weniger Schmerzen und kürzere Erholungszeiten für die Patienten", nannte Renter als Vorteile. Großen Wert lege die moderne Chirurgie darauf, gesundes Gewebe möglichst zu schonen. Er nannte als Beispiel Tumor-Operationen am Mastdarm: "Früher ging es nur darum, den Krebs zu entfernen. Die Gefahr war groß, das es später Störungen der Erektion und der Samenbildung bei Männern kam. Denn nur Millimeter hinter dem Mastdarm liegen wichtige Nerven." Schonendes Operieren sei mithilfe der 3-D-Laparsokopie erheblich leichter, bestätigte Oberarzt Dr. Mark Banysch. Beispiel: Das Nähen im Körper. "Wir müssen uns nicht erst mit einem scharfen Gegenstand wie der Nadel an das Gewebe herantasten."

Rund 100.000 Euro kostet ein 3-D-Laparoskop, von denen das St.-Josef-Krankenhaus zwei im Einsatz hat. "Wir wenden die Technik als einziges Krankenhaus in der Region bis Essen und Aachen an", sagte Banysch. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass junge Ärzte mithilfe der 3-D-Technik die Operationsmethode schneller lernen und dass ältere Chirurgen beim Operieren weniger ermüden. "Es geht einfach geschmeidiger von der Hand", sagte Renter.

Und warum hält die 3-D-Technik erst jetzt Einzug in Krankenhäuser? Das liege daran, dass es schwierig war, eine für den Operationssaal taugende 3-D-Kamera zu entwickeln, die hochaufgelöste Bilder liefert, sagte Marc Wegen von der Firma Karl Storz, mit der das St.-Josef-Krankenhaus zusammenarbeitet. Die ersten, vor ein paar Jahren entwickelten Modelle hätten drei Kilo und mehr gewogen, bestätigte Dr. Banysch. "Das ging gar nicht."

(RP)
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