Moers Stadt muss doppelt für Moerser Fundtiere zahlen

Moers · Nach der Entscheidung gegen das Tierheim Moers werden im Internet Verdächtigungen ausgetauscht.

Seit dem vergangenen Wochenende ist die Tierherberge Kamp-Lintfort offiziell Abgabestelle für Moerser Fundtiere. Fundtiere, die im Moerser Tierheim einquartiert wurden, sollen dort vorerst auch weiter bleiben. "Es sei denn, ich höre etwas anderes vom Ordnungsamt Moers", sagt Peter Kuhnen, Vorsitzender des Tierschutzvereins Moers, der bei der Ausschreibung für die Betreuung der Fundtiere gegen das Kamp-Lintforter Tierheim den Kürzeren gezogen hatte. Daran war im Internet, offenkundig aus Reihen der Mitglieder und Freunde des Moerser Tierschutzvereins, massiv Kritik geübt worden. Diese Stimmen dürften noch lauter werden, nachdem Kuhnen gestern bekanntgab, dass der Tierschutzverein in den Verhandlungen mit der Stadt zuletzt ein um 25 Prozent verbessertes Angebot vorgelegt habe. Das Ursprungsgebot der Moerser lag bei 125 000 Euro pro Jahr. Die Kamp-Lintforter erhielten den Zuschlag für knapp unter 90 000 Euro. Demnach hätten die Angebote nur um rund 4000 Euro auseinandergelegen.

"Der Preis war ein wichtiges Argument für die Entscheidung, aber nicht das einzige", sagt Klaus Janczyk, Sprecher der Stadt Moers. So habe auch die 24-stündige Erreichbarkeit eine große Rolle gespielt. Der Preisvorteil zugunsten der Tierherberge in Kamp-Lintfort dürfte sich zudem auch darüber relativieren, dass die Stadt für die Moerser Fundtiere, die sich bereits in Obhut des Moerser Tierheims befinden, de facto doppelt zahlen muss: Zum einen überweist sie die anteilige Jahrespauschale nach Kamp-Lintfort, zum anderen muss sie für die seit dem 1. Juli abgegebenen Moerser Fundtiere dem Tierschutzverein Moers per Einzelabrechnung die Betreuung der Fundtiere entgelten. Zwar wollte Janczyk den Sachverhalt nicht bestätigen - "Diese Frage ist noch offen" - doch unterstreicht Kuhnen, dass der Vertrag keine andere Lesart ermögliche, es sei denn, man verlege die Tiere nach Kamp-Lintfort: "Dass wäre aber mit unnötigem Stress verbunden."

Zudem waren Zweifel im Internet geäußert worden, ob die Tierherberge in der Lage sei, Katzen und Kleintiere aufzunehmen. Leiterin Martina Klein versichert, dass bislang Platz für mindestens 20 Katzen vorhanden sei. Je nach Anforderungen könne die Kapazität auf bis zu 100 Tiere ausgebaut werden. Kleintiere würden zunächst in Kamp-Lintfort aufgenommen und nur dann an den Gnadenhof in Weeze weitergereicht werden, wenn eine Vermittlung nicht erfolgreich sei.

Anders als der Moerser Tierschutzverein ist der Trägerverein der Tierherberge nicht gemeinnützig. Spenden an den Verein seien daher steuerlich nicht absetzbar. "Wir hätten den Vertrag aber auch mit einer komplett privaten Einrichtung abgeschlossen", sagt Janczyk.

Der Vertrag der Stadt Moers mit der Tierherberge Kamp-Lintfort läuft bis zum 31. Dezember 2018.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort