Moers Stadtkirche: Neue Orgel zieht alle Register

Moers · Mit einem Konzert am Sonntag, 26. März, soll das erneuerte Instrument der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

 Sie begutachten die letzten Arbeiten auf der Orgelempore: Pfarrerin Christiane Münker-Lütkehans, Kirchenmusiker Axel Berchem (Mitte) und Pfarrer Torsten Maes. Am 26. März soll das Instrument wieder erklingen.

Sie begutachten die letzten Arbeiten auf der Orgelempore: Pfarrerin Christiane Münker-Lütkehans, Kirchenmusiker Axel Berchem (Mitte) und Pfarrer Torsten Maes. Am 26. März soll das Instrument wieder erklingen.

Foto: Klaus Dieker

Viele Moerser freuen sich auf die Neueinweihung der Orgel in der Stadtkirche, doch vermutlich niemand so sehr wie Axel Berchem. Der Organist der Stadtkirchengemeinde wird dann ein Instrument mit einer Klangfülle unter den Händen haben, wie sie die bisherige Orgel nicht bieten konnte.

Freude herrscht auch beim 1992 gegründeten Verein der Orgelfreunde an der Moerser Stadtkirche. Die Mitglieder dürfen sich am Sonntag, 26. März, erneut anerkennend auf die Schultern klopfen: Dann wird um 19.30 Uhr in einem Konzert in der Stadtkirche das neue Instrument den Zuhörern vorgestellt. Mit Aktionen wie den Pfeifenpatenschaften hat der Verein die Erneuerung der Orgel befördert. Auch der neueste Aufruf, erst vor zwei Tagen gestartet, hat bereits zu zehn Zusagen von Paten geführt, wie die Vorstandsmitglieder Hans-Helmut Eickschen und Pfarrer i. R. Dietrich Mehnert berichten. Eine Aufstellung der einzelnen Tonhöhen ist in der Kirche zu sehen, rote Punkte zeigen, welche von diesen bereits vergeben sind.

Man erinnert sich: 2011 wurde die Stadtkirche geschlossen, eine fünfjährige Renovierungsphase begann. Die Kirche ist nun so gut wie neu, die Orgel soll ebenfalls ein Schmuckstück sein. Sie ist nicht nur erneuert, sondern auch deutlich erweitert worden, von 37 auf 63 Register. "Damit zeigen wir auch die Bedeutung der Stadtkirche als Ort der Kirchenmusikpflege", betonen Pfarrerin Christiane Münker-Lütkehans und Pfarrer Torsten Maes.

Derzeit wird auf der Orgelempore allerdings noch gearbeitet. Und es fehlt noch ein wichtiges Element: der Spieltisch. Alle Beteiligten hoffen, dass die Orgel fristgerecht fertig wird. Die Kosten liegen bei rund 270.000 Euro.

"Zurzeit arbeiten wir noch an der Intonation", sagt Orgelbaumeister Stephan Oppel aus dem sauerländischen Schmallenberg. Seit rund einem Jahr ist er mit vier Leuten an dem Orgelgehäuse in der Stadtkirche beschäftigt. Das Werkeln an einer Orgel hat manchmal etwas Archäologisches: Das älteste Instrument in Moers wurde im Jahr 1673 aufgestellt, mehr als hundert Jahre später, 1787, wurde die Orgel geschaffen, deren Prospekt, also Schauseite, die Kirchenbesucher heute noch sehen. Eine neue Orgel wurde 1959 installiert - eben jene, mit der Axel Berchem nie so recht warm geworden ist. "Damals sollten die Orgeln möglichst nüchtern klingen, nicht romantisch", erläutert Baumeister Oppel. Die Klangfarben des 19. Jahrhunderts galten als eine Verirrung, ein möglichst puristischer Klang war das Ideal.

Das Pendel ist seither wieder in die andere Richtung geschwungen, nun sind die romantischen Orgelregister wieder begehrt. Für die haben sowohl Axel Berchem als auch Stephan Oppel ein Faible. "Es ist toll, dieses Projekt mit einem Kantor zu verwirklichen, der ähnliche Vorstellungen wie ich hat", sagt der Baumeister. Er konnte der Kirchengemeinde Register alter britischer Orgeln aus viktorianischer Zeit anbieten, das Gesamtkonzept wurde vom Presbyterium akzeptiert.

Wenn am 26. März die Öffentlichkeit zum ersten Mal die neue Orgel hören darf, wird Axel Berchem eine Auswahl bekannter Stücke spielen: Bachs Toccata in d-moll natürlich, ein "Trumpet voluntary" von Stanley, Musik von Liszt und von Sigfrid Karg-Elert. Dieser spätromantische Komponist ist einer von Berchems Favoriten. Bald kann er ihn endlich mit zeitgenössischen, farbigen Registern spielen. "Na ja, gespielt habe ich ihn früher auch, aber mit abenteuerlicher Registrierung", sagt er verschmitzt.

Wer Fragen zu den Pfeifenpatenschaften hat, kann sich an Kantor Axel Berchem unter Telefon 02841 537884 wenden. Das Spendenkonto des Orgelvereins lautet: VOMS, Sparkasse am Niederrhein, DE 56 354500001101119491.

(s-g)
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