Moers Stadtmusikerin jazzt auf der Blockflöte

Moers · Josephine Bode aus Amsterdam ist die neue "Improviser in Residence". Die Musikerin, Performancekünstlerin und Sängerin wird für ein Jahr in Moers leben und arbeiten. Tim Isfort eröffnete ihre Vorstellung mit einem Scherz.

 Josephine Bode machte den Scherz von Tim Isfort mit und gab sich im Rathaus als Straßenkünstlerin mit Hut aus.

Josephine Bode machte den Scherz von Tim Isfort mit und gab sich im Rathaus als Straßenkünstlerin mit Hut aus.

Foto: creich/privat

Tim Isfort, dieser Schelm: Da wollte der Leiter des Moers Festivals der geladenen Presse gestern doch tatsächlich vorgaukeln, dass er für 2018 keinen neuen Improviser in Residence gefunden habe. Und dann tat er auch noch so, als würde er spontan eine Straßenmusikerin für das von der Kunststiftung NRW geförderte Amt des Stadtmusikers vom Fleck weg engagieren. So viel vorweg: Niemand hat's ihm geglaubt. Die Flötistin, die sich im Rathaus ein warmes Plätzchen gesucht und einen Hut aufgestellt hatte, ist die reguläre neue Stadtmusikerin: Josephine Bode. Die Musikerin war aus Amsterdam angereist, um sich vorzustellen. Sie wird als Nachfolgerin von Trompeter John-Dennis Renken ein Jahr lang in Moers leben und arbeiten und die improvisierte Musik in die Stadt hineintragen.

Tim Isfort hat sich für dieses Amt eine vielseitige Musikerin, Sängerin und Performance-Künstlerin erwählt: eine Flötistin, die sowohl die improvisierte als auch alte und neue Musik mag und sich für ihre Musik gerne auch szenischer und elektronischer Elemente oder der Lichtkunst bedient. Ihr Hauptinstrument ist die Blockflöte. Sie spielt zudem die bulgarische Kaval und das von AKAI entwickelte elektronische Blasinstrument E.W.I. (Electronic Wind Instrument).

Josephine Bode ließ sich auf Tim Isforts humorvolles Spiel ein und gab die Straßenmusikerin, die ganz baff ist ob des künstlerischen Angebots. Auf die Frage Isforts, was sie denn musikalisch in Moers gern machen würde, kam die Antwort prompt: "Eine Riesen Party auf dem Parkdeck schmeißen und bei Saturn vor der Bildschirmwand spielen." In Moers war Josephine Bode erst ein Mal: Letztes Jahr Pfingsten diskutierte sie mit Jaap Blonk, David Moss und Catherine Jauniaux in der Eventhalle darüber, ob Moers überhaupt noch ein Festival braucht.

Ansonsten war sie noch nie in der Grafenstadt, hat sich aber gleich mit der "Stille der Stadt" angefreundet. Das mag nicht verwundern: Josephine Bode lebt im quirligen Amsterdam. Geboren in Oldenburg und aufgewachsen in Münster studierte sie am Konservatorium in Amsterdam Musik. Dort machte die heute 35-jährige Musikerin auch ihre ersten Erfahrungen als Straßenmusikerin. "Es gibt im Gebäude nicht viel Platz. Und immer wenn kein Probenraum zur Verfügung stand, habe ich mich in den Park gesetzt und habe dort gespielt", erzählt sie. "Es sind dann andere einfach dazu gekommen." Musik habe sie schon immer gemacht, berichtete sie gestern bei ihrer Vorstellung. "Es gab keine Zeit ohne Musik."

Bode ist zwar auch solo unterwegs, spielt vor allem aber in vier festen Bands: Die Musikerin, die ihre Ausbildung im klassischen Bereich erhielt, spielt im Trio "aXolot" alte und neue Musik, im Duo "The KEWIs und in der Art-Rock-Band Jerboah. Auch das Rutger Muller Ensemble gehört zu ihren Projekten. Dabei scheut sie weder Techno noch die Elektronik. Eines ihrer Projekte beschäftigt sich beispielsweise mit dem menschlichen Faktor in der elektronischen Musik. Auch indische, türkische und persische Musikanleihen sind für die junge Künstlerin ein Thema. Vor allem möchte sie aber Brückenbauerin sein in einer visuellen Welt, die das Zuhören verlernt hat. "Ich möchte die Ohren der Leute öffnen." Durch eine Augenerkrankung hat sie selbst nur eine eingeschränkte Sehkraft.

Das Übergabe-Konzert der beiden Stadtmusiker ist am Samstag, 27. Januar, 20 Uhr, im Kammermusiksaal des Martinstifts, Filder Straße 126 in Moers. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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