Moers "Stasi-Methoden" gegen Raucher?

Moers · Fotos im Internet beweisen: In der Kneipe Monokel wird trotz Rauchverbots geraucht. Die Stadt bittet daher den Gastwirt zum Gespräch, dieser kündigt an, sich gegen die Art der Recherche zu wehren. Gäste des Wirts schimpfen.

 Zuerst war es im Monokel nur zu laut, nun wurde über die Internetseite auch festgestellt, dass die Gäste ungehindert im Zelt rauchen. Die einstweilige Verfügung der Stadt hat Carsten Matthießen gut lesbar (und geschwärzt) angebracht (l.).

Zuerst war es im Monokel nur zu laut, nun wurde über die Internetseite auch festgestellt, dass die Gäste ungehindert im Zelt rauchen. Die einstweilige Verfügung der Stadt hat Carsten Matthießen gut lesbar (und geschwärzt) angebracht (l.).

Foto: KT

Dem Inhaber der Kneipe Monokel in der Moerser Innenstadt droht wiederholt Ungemach. Weil er seinen Gästen in dem an der Außenwand angebauten Zelt zur Gastronomie das Rauchen nicht untersagte, erhielt Carsten Matthießen eine Einstweilige Verfügung der Stadt Moers. Auf Fotos, die Matthießen auf seiner Webseite www.monokel-moers.de veröffentlichte, sind Gäste zu erkennen, die ganz offensichtlich im Zelt rauchen. Nun wird er zur Anhörung geladen, eine Geldstrafe droht. Zuletzt hatte sich der Gastwirt schon wegen Klagen über die Lautstärke in und vor seiner Kneipe verantworten müssen (RP berichtete).

Matthießen fühlt sich nun aber im Recht. "In meinem Zelt wurde zur Enni Night und zur Kirmes geraucht. Warum sollte nicht während des Weihnachtsmarkts auch geraucht werden", fragt der Gastronom. "In den Zelten auf dem Kastellplatz ist es ja offenbar auch erlaubt", begründet er seine Argumentation und spricht von "Wettbewerbsdiskriminierung". Die Stadt Moers bleibt in diesem Fall aber hart. Was auf dem Weihnachtsmarkt geschehe, müsse einzeln geprüft werden, sagt Pressesprecher Klaus Janzcyk. Fest steht jedoch: "Das Zelt vor dem Monokel gilt als Gastronomie, und wenn darin geraucht wird, handelt es sich um einen klaren Verstoß", sagt Janczyk weiter. Um sich zu wehren, veröffentliche Matthießen das Schreiben der Stadt im sozialen Netzwerk Facebook.

Bis Dienstagabend wurde es bereits nahezu 400 mal geteilt. Dadurch ist auch der Name der zuständigen Sachbearbeiterin publik geworden. "Wir prüfen, ob damit nicht sogar das Persönlichkeitsrecht verletzt wurde", kündigt Janczyk Konsequenzen an, um die Beamte zu schützen. Sie mache schließlich nur ihren Job. Matthießen gibt zwar zu, dass die Veröffentlichung mit Namen unüberlegt gewesen sei, kündigt jedoch ebefalls an, die Recherchemethoden der Stadt zu hinterfragen. "Wir wurden über unsere Internetseite ausspioniert", sagt der Gastronom. "Wir wollen auch das Persönlichkeitsrecht unserer Gäste schützen und prüfen, was wir machen können."

Laut dem Stadtsprecher sei die Methode allerdings nicht angreifbar. Auf das bei Facebook veröffentliche Schreiben gab es derweil einen Sturm der Entrüstung im Netz: Gäste und Freunde des Monokels fluchen über die "Stasi-Methoden" der Stadt und fragen, ob die Behörde nichts anderes zu tun habe als im Internet zu surfen. Janczyk stellt klar: "Es gab einen Hinweis aus der Bevölkerung, dem wir nachgegangen sind. Das ist die Aufgabe der Behörde." Wer sich beschwerden wolle, müsse das beim Land NRW machen. Die Stadt Moers sei nur das ausführende Organ.

(RP)
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