Rheurdt Sterbeamme spricht über die Trauerbegleitung

Rheurdt · Nicole Füngerlings referierte im Familienzentrum der Kita Fliegenpilz über die komplexe Frage "Tot, und dann?"

"Ich bin Sterbeamme", erklärt Nicole Füngerlings ihren Zuhörern. Eine Begriffsbezeichnung, die es seit dem Mittelalter gibt und somit nichts Neues darstellt. Ihr Schwerpunkt ist die Begleitung von Kindern und Jugendlichen nach dem Verlust eines Familienangehörigen oder Beistand im eigenen Sterbeprozess. Galt früher eher der Aufbau eines Schutzwalles, das Stillschweigen als angesagter Weg für junge Menschen, so ist es heute der offene Umgang. "Wir machen dabei immer wieder die Erfahrung, dass Kinder und Jugendliche viel unbekümmerter damit umgehen, als wir glauben", erzählt die Walbeckerin, die den Prozess des Abschieds durch Besuche oder in Gruppengesprächen begleitet bis hin zur Organisation der Beerdigung. "Der Tod ist bei uns Erwachsenen mit Angst besetzt, obwohl wir wissen, dass er Bestandteil des Lebens ist", erklärt sie. Teilnehmer wollen wissen, welche Vorgehensweise die Sterbeamme empfiehlt. "Wir wissen, dass schon kleine Kinder ein Gespür dafür haben, dass in der Familie etwas anders ist", so Füngerlings, die generell vom Stillschweigen abrät.

Denn das zunächst unerklärliche Verhalten, das Weinen des verbliebenen Elternteils, löst in den Kindern eine Welle von Empathie aus. "Wir können von Kindern so viel lernen. Sie sind stark genug für die Wahrheit und wollen wissen, was los ist. Nicht der Verlust beschäftigt sie, sondern der Trost für den Trauernden." Den Abend füllt sie mit Erlebnissen aus ihrer Arbeit, gibt Ratschläge für die Gestaltung dieser familiären Krisenzeiten. Nicht bewältigte Erlebnisse in der Kindheit wie ein still geschwiegener Tod, so Fingerlings, bergen Risiken für die weitere Entwicklung und die Basis für spätere körperliche Krankheiten. Nicole Füngerlings ist Erzieherin und Heilpädagogin, hat eine zweijährige Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin gemacht. Ihre Familienhilfe wird über verschiedene Finanztöpfe von Jugendamt und Kirchengemeinde geregelt oder kann als private Leistung in Anspruch genommen werden. www.sterbeamme-geldern.de

(sabi)
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