Moers Sternekoch bringt Schüler an den Herd

Moers · Prominenter Besuch an der Justus-von Liebig-Schule: TV-Star Stefan Marquard übernahm für einen Tag das Kommando in der Schulküche. Gemeinsam mit Schülern bereitete er gesunde Pausensnacks und ein Mittagessen vor.

 Stefan Marquard zeigt Schülerinnen, wie das pürierte Obst fürs Dessert angerichtet wird. Die lässige, kompetente Art des Starkochs kam bei den Jugendlichen gut an.

Stefan Marquard zeigt Schülerinnen, wie das pürierte Obst fürs Dessert angerichtet wird. Die lässige, kompetente Art des Starkochs kam bei den Jugendlichen gut an.

Foto: Christoph Reichwein

In der Küche der Justus-von Liebig-Schule ist nichts wie sonst. Mädchen und Jungen in roten Schürzen haben die Räume geentert, das Kommando hat ein Typ mit rotem Kopftuch, schwarzem Piraten-T-Shirt, Ziegenbart und Professorenbrille. "Jetzt vier Liter Milch, bitte!", ruft er den Schülern zu, die Reis zubereiten. Die Mischung aus Robert Lembke und Captain Jack Sparrow ist ein Starkoch, Stefan Marquard, bekannt aus vielen TV-Sendungen und ehemals unter anderem mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Unter dem Motto "Sterneküche macht Schule" reist er mit seinem Team im Wohnmobil kreuz und quer durch Deutschland, um an Schulen für gesunde Ernährung zu werben und Schüler fürs Kochen zu begeistern. Die Knappschaft bezahlt die Tour.

Die Justus-von Liebig-Schule hat sich auf eine Zeitungsanzeige hin für die Aktion beworben. "Wir hatten gute Argumente", sagt Lehrerin und Hauswirtschafterin Gisela Pols. Auf gutes, frisches Mensa-Essen lege die Hauptschule großen Wert. "Sie macht das schon toll", lobt denn auch der Sternekoch die Schulköchin Canan Özcep, die täglich rund 60 Essen - Hähnchen, Fisch, Frikadellen - zaubert. Am Nachmittag erhält Özcep von Marquard ein Küchen-Intensivtraining. Bis dahin bleibt sie Statistin.

"Einfacher, schneller, nachhaltiger, gesünder" möchte Stefan Marquardt das deutsche Schulmensa-Essen machen. Aber Achtung: "Wir dürfen auf keinen Fall von gesundem Essen reden. Da haben die Kinder keinen Bock drauf." Schmecken muss es. Wie die Pausensnacks, die Marquard Schüler morgens machen ließ: Brot mit Hühnchen-, Lachs- oder (als vegane Variante) mit Obst- und Avocadocreme. Zum Mittagessen gibt es Rinderbraten mit Gemüse-Milchreis, vorweg Rohkostsalat mit Joghurt-Blaubeer-Dressing, zum Dessert Panna cotta mit pürierten Früchten. Mädchen und Jungen bereiten alles unter Marquards Regie weitgehend selbstständig zu: "Jeden Tag sollte ein anderes Kind in der Schulküche helfen", wünscht sich der 53-Jährige. "Dann bekommen wir wieder eine Generation, die auch zu Hause kocht." Den Rinderbraten hat Canan Özcep bereits am Vorabend nach telefonischer Anleitung ins Rohr geschoben. Bei nur 72 Grad ist das Fleisch über Nacht durchgegart. "Der Gewichtsverlust ist minimal", versichert Marquardt. Vor geladenen Gästen, die das Essen probieren dürfen, verrät er noch einen Küchentrick. Er "aktiviert" Fleisch und Gemüse vor dem Garen: So massiert er ins rohe Milchreis-Gemüse die Gewürze kräftig ein. Nach einer Ruhepause wird es drei Minuten in der Pfanne geschwenkt, bevor es in den fertigen Reis kommt. "So bleiben die Vitamine erhalten."

So lecker das Menü à la Marquard ist: Mit den drei Euro, die das Mittagessen an der Justus-von Liebig-Schule pro Portion kostet, wäre es nicht zu finanzieren. Will die Schule den Kurs weiterverfolgen, muss sie den Preis erhöhen oder mehr Portionen absetzen. "Wir hoffen, dass wir durch die gesteigerte Qualität noch mehr Schüler und Lehrer in die Mensa locken können", sagt Gisela Pols. In einem Jahr wird das Team Marquard erneut an die Schule kommen und schauen, ob das Küchen-Coaching nachhaltige Wirkung hinterlassen hat.

(RP)
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