Moers Sternengucker auf der nächtlichen Halde

Moers · Zu einer Beobachtungsnacht luden die Volkshochschule und Astronom Michael Kunze auf die Halde Rheinpreußen ein. Neben einigen Himmelskörpern gab es vor allem beleuchtete Industriekulissen zu beobachten.

 Astronom Michael Kunze baut das Teleskop auf der Halde Rheinpreußen in Moers für die geplante Saturn-Beobachtung auf. Die Wolken störten zwar den Blick auf den Saturn, die Teilnehmer genossen aber den Ausblick auf das Lichtermeer der Städte.

Astronom Michael Kunze baut das Teleskop auf der Halde Rheinpreußen in Moers für die geplante Saturn-Beobachtung auf. Die Wolken störten zwar den Blick auf den Saturn, die Teilnehmer genossen aber den Ausblick auf das Lichtermeer der Städte.

Foto: Klaus Dieker

Die Luft weht lau in dieser Sommernacht, als sich am Freitag 25 Personen aufmachen, um die Halde Rheinpreußen emporzusteigen. Ihr Ziel ist der 74 Meter hohe Gipfel. Von dort aus wollen sie in den nächtlichen Sternenhimmel schauen wollen. Als sie ihr Ziel am Geleucht von Otto Piene erreichen, treffen sie auf Michael Kunze. Der Astronom hat in der Nähe der roten, übergroßen Grubenlampe ein Teleskop aufgebaut. "Am Donnerstag war das Wetter optimal und wolkenfrei", erzählt der 36-Jährige, der zusammen mit der Volkshochschule zu der Beobachtungsnacht eingeladen hatte, um vor allem den Stern Saturn und seinen Mond Titan durch das Teleskop zu sehen. "Leider ist es heute bewölkt", sagt der Informatiker. "Vor sieben Monaten haben die Volkshochschule und ich den Termin festgelegt. Da wusste niemand, wie das Wetter am ersten Freitag im Juli ist." Aber er zeigt sich optimistisch: "Vielleicht kommt noch ein Wolkenloch."

Um das Warten auf dieses Wolkenloch zu verkürzen, richtet das Mitglied der Moerser Astronomischen Gesellschaft (Mao) das große Fernrohr, das um das 70-Fache vergrößern kann, auf das, was zu sehen ist. Zum einen ist es der Mond, der die Erde umrundet. Die Sternengucker schauen sich die Krater an, die es auf diesem Himmelskörper gibt. "Einige zweifeln ja noch immer an der Mondlandung von 1969", erzählt Michael Kunze. "Aber mittlerweile haben Astronomen die Stelle entdeckt, wo die Amerikaner gelandet sind." Die Mondlandung sei keine Inszenierung gewesen.

Zum anderen ist es der Mars. "Er ist ja wirklich ein roter Planet", freut sich eine Teilnehmerin, als sie durch das große Fernrohr schaut. Michael Kunze weist auf die beiden Polkappen hin, auf denen sich weiße Eisflächen befinden, genauso wie auf der Erde, der der Mars am nächsten verwandt ist.

Auch wenn sich die Wolken schnell bewegen, ist noch kein Loch zu erkennen, durch das sich die weiter entfernten Sterne beobachten ließen. So bleibt dem Astronom Zeit, etwas über den Saturn zu erzählen, der fast den zehnfachen Durchmesser der Erde hat, hinten dem Jupiter der zweitgrößte Planet des Sonnensystems und noch mit dem menschlichen Auge wahrzunehmen ist. Dieser besitzt 62 Monde, von denen der Titan der größte ist. Außerdem ist der Planet von Ringen umgeben, die vor allem aus Wassereis bestehen. Der Saturn selbst besteht als Gasplanet fast ausschließlich aus Wasserstoff.

Am Himmel ist immer noch kein Loch in der Wolkendecke auszumachen. Deshalb richtet der Astronom das Teleskop auf den Landschaftspark Nord in Duisburg-Meiderich, der nachts angestrahlt wird. Der Anblick dieser historischen Industriekulisse ist faszinierend, wie die Beleuchtung des aktuellen Thyssenwerkes, das sich unweit davon befindet. Auch die Lichter der Grafenstadt haben ihre Faszination. Der Blick darauf entschädigt ein wenig dafür, den Saturn nicht zu sehen.

"Die Beleuchtung ist auch eine Lichtverschmutzung, die zum Beispiel Zugvögeln Problem bereitet", berichtet Michael Kunze. Da die Wolkendecke nicht aufreißen will und es schon weit nach Mitternacht ist, steigen die ersten Sternengucker wieder die Halde hinunter. "Ich lade noch einmal kurzfristig telefonisch ein, wenn der Saturn zu sehen ist", verspricht Michael Kunze.

(got)
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