Moers Sternsinger-Kinder sind überall willkommen

Moers · Die Tradition des Sternsingens ist eine katholische. Aber auch Muslime und Protestanten freuen sich, den Haustür-Segen zu empfangen.

 Die Sternensinger der St.-Josef-Gemeinde Christina und Núria Holtmann sowie Bea Schabris und Kristina Witt haben eifrig Spenden gesammelt.

Die Sternensinger der St.-Josef-Gemeinde Christina und Núria Holtmann sowie Bea Schabris und Kristina Witt haben eifrig Spenden gesammelt.

Foto: Klaus Dieker

Bea, Kristina, Christina und Nuria sind schon ganz aufgeregt. Die sechs- bis elfjährigen Mädchen sind als Heilige drei Könige verkleidet — sie tragen goldene Kronen und bunte Gewänder, haben Liederbücher und Sterne dabei. Jetzt sind sie abmarschbereit, trotz den Regens am frühen Morgen. Für den guten Zweck wollen sie den Anwohnern im Stadtteil Vinn den Segen bringen und um Spenden für Kinder in Afrika bitten.

Dass dieser Job manchmal auch ein undankbarer sein kann, wissen sie: "Wenn die Leute bei unserem Anblick sofort wieder die Türe zumachen, dann ist das gemein", sagt die siebenjährige Bea und hofft auf fröhliche Spendengeber. "Aber wir wurden von unseren Betreuern darauf vorbereitet und werden einfach zur nächsten Türe gehen", sagt Bea.

Demotivieren lassen sich die Kleinen also nicht. Zu wichtig ist der Auftrag, anderen Kindern in der Welt durch die erlangten Spenden zu helfen. Und so ziehen die verkleideten Mädchen am Freitag zunächst sieben Stunden durch den Moerser Stadtteil — läuten und klopfen an jeder Tür. Und nur selten wird den Sternsingern die Tür vor der Nase wieder zu geworfen.

"Nur zwei Mal in den vergangenen fünf Jahren", erinnert sich die 44-jährige Betreurin Claudia Kirst. Stattdessen freuen sich die Anwohner, die zuhause sind, über die kleinen Könige, lauschen dem Gesang und werfen mitunter gleich mehrere Euromünzen oder sogar 20-Euroscheine in die Sammeldose. So auch Helga Hückels. "Ich bin zwar evangelisch, aber das Sternsingen unterstütze ich natürlich", sagt sie und erinnert sich an einen Spruch ihres früheren Pastors: "Der sagte damals nämlich noch: ,Milch ist weder katholisch, noch evangelisch.'" Diesen Leitspruch verfolgt die Seniorin bis heute und will keine Unterscheide zwischen den verschiedenen Konfessionen machen.

Anwohner Norbert Steiner kann es sogar kaum erwarten, bis die Kinder an seiner Haustüre klingeln und stürmt geradezu mit einigen Münzen in der Hand aus dem Haus. "Dieser Brauch ist hier sehr willkommen", sagt Steiner. "Ich weiß sogar, dass die muslimischen Kinder in der Nachbarschaft an dieser Tradition teilnehmen möchten. Diese Art der Integration ist toll." Anna Kirst, Tochter von Claudia, ist mir ihren 13 Jahren zum ersten Mal als Betreuerin dabei und unterstützt die Mädchen beim Gesang und der Orientierung durch Vinn.

Nach fünf Jahren Sternsingen ist sie stolz, endlich als Begleiterin dabei zu sein. Auch sie hat in ihrer Zeit kaum schlechte Erfahrungen beim Sternsingen gemacht. Auch im multikulturell-geprägten Josefsviertel reagierten die meist muslimischen Anwohner positiv auf die katholische Tradition. "Es gab nie ein Problem. Ob im Josefviertel oder anderswo in Moers."

(RP)
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