Moers Streit um Dresscode in Fitness-Studio

Moers · Zwei Besucherinnen bekamen Ärger, weil sie an einem heißen Tag zu knapp bekleidet trainieren wollten.

Wie freizügig dürfen die Besucher eines Fitness-Studios sich kleiden? Damit muss sich jetzt Ramon Schulte, der Filialleiter des "Be Fit" an der Franz-Haniel-Straße herumschlagen. Der Anlass: Zwei Frauen hatten auffallend knapp bekleidet das Angebot des Studios im denkmalgeschützten Ambiente wahrgenommen. Daran nahmen andere Besucherinnen Anstoß, wie Schulte berichtet. "Da war unten und oben sehr wenig Textil", sagt er. Doch seine Bitten an die Damen, künftig in einem anderen Outfit zu erscheinen, stießen nicht auf Verständnis. Es kam zum Streit. "Wenn gleich mehrere Besucherinnen sich beschweren, dann muss ich etwas unternehmen", sagt Schulte. Zudem gebe es ja noch hygienische Aspekte.

Auseinandersetzungen um den Dresscode im Fitness-Studio sind nicht neu. Meistens sind es aber Männer, die den mühsam antrainierten Luxus-Body in voller Aktion präsentieren wollen und von Studio-Betreibern um ein anderes Outfit gebeten werden müssen. In Duisburg gab es sogar einen Rechtsstreit, weil ein Studio-Besucher sich diskriminiert fühlte. Im Vertrag wurde Männern nämlich auferlegt, mit bedeckten Schultern zu erscheinen, nicht aber Frauen. Ein Gericht wies die Klage des Mannes aber ab. Derartige Bestimmungen unterlägen der Vertragsfreiheit. Das heißt: Der Mann hätte sich das Studio ja nicht aussuchen müssen, wenn ihm die Kleiderordnung dort nicht passt.

Auch der Moerser Aktiv-Sportpark untersagt Männern per Hausordnung das Training "oben ohne". "Dass Frauen sich über andere Frauen beschweren, habe ich noch nie gehört", sagt Geschäftsführerin Beate Hawryluk.

Diskussionen, wie wenig Stoff statthaft sei, kämen ihrer Erfahrung nach nur in gemischten Studios vor, sagt Ines Willwerth, die das "Lady Fitness" an der Essenberger Straße betreibt. Dennoch muss sich die Inhaberin eines Frauenstudios damit beschäftigen, was Frauen tragen dürfen. "Zu uns kommen auch muslimische Frauen, die sich selbst in einer Umgebung ohne Männer nicht von ihrem Kopftuch trennen wollen", berichtet sie. Kleidungsvorschriften gibt es in dem Studio aber nicht. "Wir weisen die Teilnehmerinnen lediglich darauf hin, dass es unter dem Kopftuch an heißen Tagen zu einem Hitzestau kommen könnte und die Gefahr besteht, dass sie dann umkippen."

Bei den beiden Frauen, die im "Be fit"durch zu wenig Kleidung auffielen, soll es sich um Muslima gehandelt haben. Beide waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ob es die Beschwerdeführerinnen möglicherweise ebenfalls Muslima waren, ist nicht bekannt.

Das Bauchfrei-Duo kann sich nun aussuchen, ob es ein Shirt anzieht oder in ein anderes Studio wechselt. Der Betreiber des "Be fit" räumte den beiden Frauen nach dem Streit ein Sonderkündigungsrecht ein.

(RP)
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