Moers Sturmtief Friederike verwüstet die Grafschaft

Moers · In Moers wurde ein Autofahrer von einem umstürzenden Baum schwer verletzt. Ansonsten blieb es bei Sachschäden.

 Auf der Venloer Straße in Moers, zwischen dem Hotel "Van der Valk" und der Eishalle, stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Der Fahrer, ein 56 Jahre alter Duisburger, wurde in seinem Fahrzeug eingeklemmt und schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Auf der Venloer Straße in Moers, zwischen dem Hotel "Van der Valk" und der Eishalle, stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Der Fahrer, ein 56 Jahre alter Duisburger, wurde in seinem Fahrzeug eingeklemmt und schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Foto: Christoph Reichwein (1), K. Dieker (2), K. Tress (2, Klaus Haberlas (1)

Sturmtief "Friederike" hat die Grafschaft gestern kräftig durchgewirbelt: Bäume stürzten um, Ziegel wurden von den Dächern gerissen. Kreisweit liefen zwischen 10 und 14 Uhr mindestens 297 Einsätze bei der Polizei auf. 48 Mal mussten die Beamten in Moers ausrücken, zehn Einsätze betrafen Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn verzeichnete neun. Am schlimmsten traf es einen Autofahrer auf der Venloer Straße in Moers: Zwischen dem Hotel "Van der Valk" und der Eishalle stürzte ein Baum auf sein fahrendes Auto. Der Fahrer, ein 56 Jahre alter Duisburger, wurde in seinem Fahrzeug eingeklemmt und schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Er musste von der Feuerwehr geborgen werden. Entlang der Venloer Straße hatte der Sturm mehrere Bäume entwurzelt. Die Rettungskräfte arbeiteten zwischen herabfallenden Ästen.

Vom Modehaus Braun am Neumarkt löste sich am Morgen ein Blech vom Dach und fiel auf den Bürgersteig, getroffen wurde dort zum Glück niemand. Hausmeister Jürgen Steffgen sorgte später im Gespräch mit unserer Redaktion für Aufklärung. "Das war ein Lüftungsblech. Ansonsten ist aber jetzt alles abgesichert, es droht keine weitere Gefahr", versicherte er. Teile der Moerser Innenstadt wurden zudem zeitweise abgesperrt. An der Neustraße fielen mehrere Tannenbäume in die Fußgängerzone, am Rathaus prallten Dachziegel auf den Gehweg. Aus demselben Grund stellte das Café Extrablatt seinen Betrieb ein.

 Weil Dachziegel auf die Straße fielen, wurde das "Extrablatt" geschlossen.

Weil Dachziegel auf die Straße fielen, wurde das "Extrablatt" geschlossen.

Foto: Dieker Klaus

Bei der Enni gingen zahlreiche Anrufe zu abgebrochenen Ästen und umgestürzten Bäumen ein. Elektriker der Enni waren den ganzen Tag in besonderer Alarmbereitschaft, um möglichen Störungen vorzubeugen. Allein in Moers war die Feuerwehr mit mehr als 80 Einsatzkräften unterwegs und wurde zu rund 90 Einsätzen gerufen. Der auf der Venloer Straße verunglückte Autofahrer blieb im Laufe des Tages der einzige Verletzte, wie Wehrführer Christoph Rudolph auf Anfrage bestätigte.

In Kamp-Lintfort ist es aufgrund der Wetterlage zu Unterbrechungen in der Stromversorgung gekommen. Wie die Stadtwerke mitteilten, fiel im Niersenbruch für kurze Zeit ein Versorgungsstrang aus. In den ländlich gelegenen Stadtteilen wie Saalhoff und Altfeld sah die Situation noch schlimmer aus: Dort waren Bäume in Hochspannungsleitungen gefallen. Wie viele Haushalte betroffen waren, konnten die Stadtwerke nicht sagen. Die Freiwillige Feuerwehr zählte bis zum Abend 36 Einsätze, darunter Bäume, die gegen Häuser gefallen waren. Es gab keine Verletzten, aber Gebäudeschäden, so die Feuerwehr.

 Eine Birke verfehlte in Meerbeck knapp ein Wohnhaus. Die Feuerwehr trug den Baum ab.

Eine Birke verfehlte in Meerbeck knapp ein Wohnhaus. Die Feuerwehr trug den Baum ab.

Foto: Klaus Haberlas

In Rheurdt musste die Feuerwehr bis zum Nachmittag 17 Mal tätig werden, wie Bürgermeister Klaus Keinenkuhnen berichtete. Bäume stürzten um, mehrere Dachpfannen und eine Leuchtreklame machten sich selbstständig. Am frühen Nachmittag war fast alles abgearbeitet. Mehr Probleme verursachte nur ein Baum, der auf einen Propangastank gefallen war. Personen kamen nicht zu Schaden.

Auch in Neukirchen-Vluyn waren die Rettungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr und die Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofs im Dauereinsatz. Insgesamt 38 Mal musste die Feuerwehr ausrücken. Der Einsatzschwerpunkt lag laut Wehrleiter Lutz Reimann an der Nieper Straße, die für drei Stunden gesperrt werden musste. Die drei Kommunalfriedhöfe in Neukirchen, Vluyn und Rayen waren bereits am Donnerstagmorgen vorsorglich gesperrt worden. Die Entscheidung habe sich als goldrichtig erwiesen, hieß es am Nachmittag aus dem Rathaus. Rund 20 größere Bäume kippten innerhalb weniger Stunden um, große Äste brachen ab. "Es wird nicht einfach sein, die Schäden schnell zu beheben, da viele der Bäume zwischen den einzelnen Gräbern stehen und mit schwerem Gerät nicht immer erreichbar sind", sagte der Leiter des Baubetriebshofs, Stefan Kallen. Die beiden Friedhöfe bleiben daher vorerst geschlossen.

Moers: Sturmtief Friederike verwüstet die Grafschaft
Foto: Kilian Tress

Christopher Koch, Revierleiter des Forstbetriebsbezirkes Leucht, rechnete mit 500 bis 1000 Festmeter Baum, die durch Friederike liegen bleiben. Reit-, Forst- und Wanderwege wurden vielfach gesperrt.

 An der Neustraße fielen mehrere Tannenbäume in die Fußgängerzone.

An der Neustraße fielen mehrere Tannenbäume in die Fußgängerzone.

Foto: Dieker Klaus

Schon vor den ersten Sturmschäden sorgte der Orkan für Unruhe. Viele Eltern wussten lange Zeit nicht, ob ein normaler Schulbetrieb stattfinden würde. Die Stadt Kamp-Lintfort empfahl am Morgen allen Schulen, keinen regulären Unterricht durchzuführen. Anders in Neukirchen-Vluyn und in Moers. Dort wurde der Schulbetrieb an den meisten Standorten aufrechterhalten. In Neukirchen-Vluyn schlossen lediglich die Haupt- und die Realschule schon nach der zweiten Stunde. Am Julius-Stursberg-Gymnasium fiel der Nachmittags-Unterricht aus, wie Stadt-Pressesprecher Frank Grusen auf Anfrage mitteilte.

 Vor dem Moerser Rathaus stürzten Dachziegel auf die Straße. Die Unterwallstraße musste deshalb einige Stunden lang in einer Richtung gesperrt werden.

Vor dem Moerser Rathaus stürzten Dachziegel auf die Straße. Die Unterwallstraße musste deshalb einige Stunden lang in einer Richtung gesperrt werden.

Foto: Kilian Tress

In Moers blieben trotz des regulären Angebotes viele Schüler dem Unterricht fern oder wurden im Laufe des Vormittages abgeholt. Die Eltern machten sich Sorgen wegen des möglicherweise gefährlichen Heimwegs ihrer Kinder. Hans Jürgen Hucks, Leiter des Grafschafter Gymnasiums, schätzte, dass etwa zwei Drittel der Schüler normal am Unterricht teilnahmen.

Wer auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen war, hatte es gestern besonders schwer. Der "Niederrheiner" zwischen Xanten und Duisburg stellte laut Nordwestbahn-Sprecherin Stephanie Nölke um kurz vor 11 Uhr den Betrieb ein. Der Betrieb konnte gestern nicht mehr aufgenommen werden. Durch umgestürzte Bäume und Sperrungen kam es im gesamten Kreis Wesel auch im Busverkehr zu größeren Verspätungen und Ausfällen.

(RP)
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