Moers Theater-Grenzgängerin inszeniert in Moers

Moers · Die junge Regisseurin Catherine Umbdenstock inszeniert Falk Richters Stück "Im Ausnahmezustand" am Schlosstheater in Moers.

 Bühnenbildnerin Elisabeth Weiss und Regisseurin Catherine Umbdenstock in der Kulisse für Inszenierung "Im Ausnahmezustand".

Bühnenbildnerin Elisabeth Weiss und Regisseurin Catherine Umbdenstock in der Kulisse für Inszenierung "Im Ausnahmezustand".

Foto: Klaus Dieker

Entweder oder - das ist ihre Sache nicht: Die junge Regisseurin Catherine Umbdenstock, die im November auf Einladung des Moerser Schlosstheaters mit Falk Richters "Im Ausnahmezustand" in der Kapelle an der Rheinberger Straße Premiere feiert, bewegt sich sowohl in der deutschen als auch französischen Theaterszene mit großem Selbstverständnis. Sie studierte zuerst Theaterwissenschaft in Straßburg und Paris. Im Anschluss daran wechselte sie an die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, um dort Regie zu lernen.

"In Frankreich gibt es nur wenige Möglichkeiten, sich als Frau im Theaterbetrieb in die Richtung weiterzuentwickeln. Es ist ein männlicher Beruf", erklärt die Elsässerin. Nach dem Studium, das sie 2011 mit ihrer Diplom-Inszenierung "Don Juan" abschloss, wartete sie nicht erst lange auf den Anruf eines Intendanten, sondern gründete 2012 ein eigenes Theaterensemble. Mit der deutsch-französischen Theater-Kompanie "Epic Hotel" inszeniert sie seither in Deutschland und Frankreich Stücke von Schiller bis Horvath, von Fassbinder und Kroetz. Seit dieser Spielzeit ist sie Hausregisseurin am Théâtre de la Commune von Auberville/Paris und profitiert davon, sich in beiden höchst unterschiedlichen Theatersystemen bestens auszukennen.

"Die Theater in Frankreich haben bis auf die Comédie Française keine feste Ensemblestruktur, so wie es an deutschen Stadttheatern üblich ist", erläutert die Regisseurin, die heute zwischen Berlin, Colmar im Elsass und Paris beruflich hin und her pendelt. Mit ihrer Compagnie arbeitet Umbdenstock projektbezogen. Im November bringt sie den Geizigen von Peter Licht auf die Bühne, und für den nächsten Mai ist die Premiere ihrer Inszenierung von Büchners "Leonce und Lena" in Gera geplant. Der Kontakt zum Schlosstheater kam über Dramaturgin Nicole Nikutowski zustande. "Sie hat mich eingeladen, Falk Richters zu inszenieren." Beide kennen sich aus Studienzeiten in Berlin. Es gibt aber eine weitere Verbindung nach Moers. "Mein Professor Robert Schuster hat mir erzählt, dass er seinen ersten Vertrag von 20 Jahren hier unterschrieben hatte."

Für die Inszenierung von Richters Stück "Ausnahmezustand" bringt sie gleich zwei neue Leute mit nach Moers. Mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Elisabeth Weiss arbeitet sie schon seit ihrer Diplom-Inszenierung zusammen. Weiss absolvierte das Bühnenbild-Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, arbeitete parallel für Theater- und Filmproduktionen. Die weibliche Hauptrolle übernimmt Schauspielerin Maresa Lühle aus Hamburg. In der Inszenierung, die am 6. November in der Kapelle an der Rheinberger Straße in Moers Premiere feiert, geht es um das Thema Sicherheit. Richters " Im Ausnahmezustand" dreht sich um eine Familie, die in einer "Gated Community" lebt. Hier werden Armut, Gewalt und auch politische Konflikte ausgeblendet und nur das Schöne und Gute gelebt. "Ich habe die Uraufführung 2007 an der Schaubühne in Berlin gesehen, die Falk Richter selbst inszeniert hat. Er ist ein toller Autor und Regisseur. Das Stück ist eine Metapher für unsere hoch gesicherte Gesellschaft und ein apokalyptischer Ausblick darauf, was aus ihr werden könnte."

(RP)
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