Interview Michael Birr "Trödelmärkte - ein Wirtschaftsfaktor"

Moers · Am morgigen Sonntag startet der erste Trödelmarkt des Jahres in der Moerser Innenstadt. Michael Birr vom Moers Marketing spricht darüber, welche wirtschaftliche Bedeutung die Märkte für die Stadt haben und wie stark die Stadt die Trödler kontrolliert.

 Michael Birr vom Moerser Marketing in der Fußgängerzone. Ab Morgen stehen hier wieder Trödelstände.

Michael Birr vom Moerser Marketing in der Fußgängerzone. Ab Morgen stehen hier wieder Trödelstände.

Foto: Klaus Dieker

Herr Birr, am Wochenende ist die Moerser Innenstadt wieder mit Trödlern gefüllt. Bringt das unserer Stadt wirklich was? Die wenigsten Geschäfte haben schließlich an diesem Tag geöffnet.

Michael Birr Der Wert solcher Großveranstaltungen wird meiner Meinung nach leicht unterschätzt. Für mich ist der Trödelmarkt ein Tag, an dem sich Moers ins Schaufenster stellen kann. Die Menschen, die von auswärts kommen, nehmen unsere Stadt wahr, die schönen Fassaden, die vielfältige Gastronomie, den Charme unserer Altstadt. Und es fließt Kaufkraft in die Stadt. Die Gastronomie macht Umsatz, einige Bäckereien öffnen extra. Deshalb sollte man den Wert der vier Trödeltage, die wir in Moers jährlich veranstalten, nicht unterschätzen.

Was kostet Sie als Veranstalter Moers Marketing GmbH die Veranstaltung?

Birr Es sind einige tausend Euro, die wir aufwenden. Die wiederum fließen aber zum Teil zurück in die Wirtschaft. Ein Moerser Securitydienst ist engagiert, die Enni kümmert sich um die Abfallentsorgung und Reinigung. Es fließt also Geld vom Trödelmarkt direkt zurück in die Stadt - auch deshalb ist der Markt ein Wirtschaftsfaktor. Man kann das mit dem Weihnachtsmarkt vergleichen: Der spült nach unseren Berechnungen jedes Jahr 3,5 Millionen Euro zusätzliche Kaufkraft in die Stadt. Für den Trödelmarkt fällt diese Bilanz zwar geringer aus - aber auch hier macht sich das perspektivisch bezahlt.

Was nehmen Sie an Standgebühren ein?

Birr Für uns ist es eher ein kleines Geschäft, wir müssen vor allem kostendeckend arbeiten. Aber wir sind mit unseren Standpreisen moderat unterwegs, liegen im Vergleich zu anderen Märkten im Mittelfeld. Bei uns zahlt man 26 Euro für drei Standmeter, also 8,66 Euro pro laufendem Meter. Andere Veranstalter nehmen leicht 10 oder 12 Euro pro Meter. Und es gibt ja nicht wenige, die bei entsprechendem Angebot 300 bis 400 Euro pro Trödeltag einnehmen.

Ist so ein Trödelmarkt nicht nur eine Veranstaltung für Besucher, die ohnehin aus Moers kommen?

Birr Bei gutem Wetter kommen leicht 15.000 Menschen in die Stadt, jetzt am Wochenende wegen des Wetters vielleicht etwas weniger. Generell sind aber unter den Besuchern viele aus dem Umkreis, aus Krefeld, Mülheim, Duisburg. Moers ist überregional bekannt in der Trödelszene. Die Menschen schätzen den Flair unseres Trödelmarktes mitten in der Stadt.

In vielen anderen Städten werden die Trödelmärkte auf Plätzen außerhalb der Innenstadt veranstaltet. Der Platz ist überschaubarer, der Aufwand wahrscheinlich geringer.

Birr Ich glaube dennoch, dass unser Modell die Stadt am Ende mehr profitieren lässt. Es bewährt sich seit mehr als 15 Jahren mit vier Veranstaltungen im Jahr. Wir haben diese Veranstaltung als Moers Marketing GmbH gerne von der Stadt übernommen. Es macht sich auch bezahlt, dass wir darauf achten, dass sich kein Billig-Trödel entwickelt. Wir haben hier - auch wenn sich das widersprüchlich anhört - eine hohe Trödel-Qualität und keine Neuwaren.

Wie viele Mitarbeiter sind an diesem Tag auf dem Trödel im Einsatz?

Birr Sieben Mitarbeiter sind unterwegs, die den Ordnungsdienst machen und die Ware kontrollieren. Wir achten hier darauf, dass z.B. nicht unter der Ladentheke NS-Devotionalien oder pornografisches Material verkauft wird. Und wenn jemand 40 Bohrmaschinen oder auffällig viele Fahrräder verkauft, dann schauen wir in jedem Fall genauer hin. Hehlerware hat hier keinen Platz. Zusätzlich gibt es Sicherheitspersonal, sowohl in ziviler Kleidung als auch erkennbar. Aus einsatztaktischen Gründen mache ich hier aber über die Zahl der eingesetzten Kräfte keine Angaben.

SEBASTIAN PETERS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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