Moers Typisch Deutsch: Schmidts auf der Bühne

Moers · Das Moerser Schlosstheater startet mit einer Uraufführung in die neue Spielzeit: "Wir sind Schmidt. Ein deutsches Sittengemälde" ist ein Theaterstück, das die Frankfurter Regisseurin Susanne Zaun für Moers entwickelt hat.

 Das Ensemble des Schlosstheaters stellt die deutsche Durchschnittsfamilie Schmidt dar: ein Ehepaar und 1,47 Kinder.

Das Ensemble des Schlosstheaters stellt die deutsche Durchschnittsfamilie Schmidt dar: ein Ehepaar und 1,47 Kinder.

Foto: Klaus Dieker

Dreimal hat Susanne Zaun mit Theaterstücken für Kinder ihre Visitenkarte in Moers hinterlassen. Jetzt bringt die junge Regisseurin die "deutsche Durchschnittsfamilie" auf die Bühne des Schlosstheaters. Mit der Uraufführung von "Wir sind Schmidt. Ein deutsches Sittengemälde" startet das Moerser Theater am Donnerstag, 21. September, im Schloss in die Spielzeit. Die neue Inszenierung von Susanne Zaun hat mit Kindertheater allerdings nichts zu tun. "Es ist ein Chor-Stück für ein erwachsenes Publikum", sagt Dramaturgin Larissa Bischoff. Die Inszenierung passe wunderbar zum Thema und zur Ästhetik der neuen Spielzeit, in der das Schlosstheater der heilen Welt nachspüren will. Wie setzt sich die typisch deutsche Durchschnittsfamilie eigentlich zusammen? Auf Basis von Statistiken, Interviews mit Experten und Umfragen schrieb Susanne Zaun eine eigene Textfassung und zeichnete dabei ein Bild, das eher eine humorvoll-groteske Versuchsanordnung darstellen soll. Ein wichtiger Leitfaden waren für sie Sprachbüchlein mit Deutsch als Fremdsprache.

"Es sind abseitige Texte, die gar nicht fürs Theater gedacht sind", erläutert die Regisseurin. "Und doch zeichnen sie auf kleinem Raum und mit wenigen Worten ein Modell von Familie." Denn so beginnen meistens Sprachlernbücher. Sie schildern kleine Szenen aus dem Alltag der Menschen. "Es geht oft ums Essen", berichtet Susanne Zaun. Es hat die Regisseurin gereizt, diese schablonenhaft beschriebenen Figuren zum Leben zu erwecken und die Geschichten einfach mal ernst zu nehmen. "Die Texte sind grotesk und stecken voller Klischees. Sie können aber auch ganz poetisch sein. Dramen in drei Sätzen", betont Larissa Bischoff. "Sie vermitteln ein Bild von Familie." Auch auf formaler Ebene folgt Zauns Text den Sprachbüchern: "Wir arbeiten mit Wiederholungen und Variationen." Für die fünf Schlosstheater-Schauspieler Magdalene Artelt, Matthias Heße, Patrick Dollas, Frank Wickermann und Lena Entezami dürfte diese Inszenierung herausfordernd werden. "Sie müssen viel Text lernen", berichtet Larissa Bischoff. Und sie müssen sich darin üben, dass viele Passagen im Chor vorgetragen werden. Die Schmidts, das sind übrigens Vater, Mutter und zwei Kinder sowie Haustieren. Am Essenstisch kommt die Familie zusammen. Eine fünfte Person, die Susanne Zaun nicht näher identifizieren möchte, kommt als ein wichtiger Faktor hinzu: "Es braucht den Fremden, um zu erfahren, was es mit der Familie tatsächlich auf sich hat", erklärt die Regisseurin. Nummer 5 könnte beispielsweise ein Nachbar sein, der immer wieder durchs Fenster einsteigt. Für Bühnenbild und Kostüme zeichnet Mamoru Iriguchi verantwortlich, mit dem Susanne Zaun seit 2013 zusammenarbeitet. Sonntag gibt es im Schloss um 11.30 Uhr eine Matinee zum Stück. Öffentliche Proben finden am Montag und Dienstag statt. Die Premiere ist am Donnerstag, 21. September, 19.30 Uhr, im Schloss. Kartenvorbestellung unter 02841 8834110. Mehr unter www.schlosstheater-moers.de

(RP)
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