Bulgur statt Hackfleisch Zu Besuch im ersten veganen Imbiss in Moers

Moers · An der Homberger Straße hat eine Filiale der Kölner Kette Veganland Cigköfte eröffnet, eine Premiere für die City. Hier wird ganz bewusst nichts vom Tier gegessen. Ein Besuch bei einem Türken, der vom Döner genervt ist.

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In Moers hat eine Filiale der Kölner Kette Veganland Cigköfte eröffnet. Eine Premiere für die City. Hier wird ganz bewusst nichts vom Tier gegessen. Ein Besuch bei einem Türken, der vom Döner genervt ist.

Statistisch gesehen, leben in Moers 1500 Veganer. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, wohl aber, wie viele Restaurants in der Grafenstadt explizit ohne tierische Produkte kochen: Genau eins - und das hat erst im Februar eröffnet. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der steigende Absatz von Soja und Tofu schon seit Jahren den Erfolgskurs von veganem Essen zeichnet. Jedenfalls, der Imbiss in Moers heißt Veganland Cigköfte und ist gleich aus zweierlei Gründen eine Meldung wert.

Erstens, Veganland Cigköfte ist eine Kölner Fast-Food-Kette mit mittlerweile sieben Filialen, die zeigt, dass aus dem Trend bereits ein eigenes Franchise geworden ist. Und zweitens, der Mann, der in Moers hinter dem Tresen steht, serviert türkische Spezialitäten. Keinen Döner, wie man vielleicht denken könnte, sondern gewürzten Bulgur als Fleischersatz.

Bulgur, dazu Brot und ein Dip

Yalcin Karacar sitzt in der Küche seines Lokals an der Homberger Straße, Ecke Augustastraße. Neben ihm steht eine Schüssel mit elektrischem Rührwerk, eine Art Knetmaschine. "Damit bereite ich meine Cigköfte jeden Morgen frisch zu", sagt der 28-Jährige. Cigköfte nennt man in der Türkei stark gewürzte rohe Hackfleischbällchen. Karacar, ein gebürtiger Moerser, hat das Fleisch mit Bulgur, also gekochtem Weizen, ersetzt.

Eine Variation, wie sie aus Angst vor Keimen mittlerweile auch auf türkischen Märkten verkauft wird. "Nach dem Würzen, unter anderem mit Paprika, forme ich die Cigköfte zu kleinen länglichen Portionen und richte an, dazu gibt es je nach Gericht Brot und einen Dip." Ansonsten landen die Bulgur-Stückchen auch mal in Burgerbrötchen, Wraps oder als Beilage auf Salat. Bald soll es auch einen Cigköfte-Hotdog geben.

"Ich hatte die Schnauze voll von Döner"

Einen eigenen Imbiss leiten, das wollte Karacar schon als Kind. "Immer wenn ich durch die Stadt ging, dachte ich mir: Es gibt so viele Dönerbuden, warum nicht mal was anderes aus der türkischen Küche? Ich hatte die Schnauze voll von Döner." Zumal Fleisch vom Drehspieß im Brot ja ohnehin eine Erfindung aus Deutschland ist, die in der Türkei nur selten angeboten wird. Doch bevor Karacar Cigköfte verkaufen sollte, verlief sein Leben anders.

Er machte nach der Schule eine Ausbildung zum Straßenbauer, wechselte dann in die Logistikbranche und arbeitete sieben Jahre lang für den reichsten Mann der Welt, Jeff Bezos, den Gründer von Amazon. "Irgendwann kam der Punkt, da wusste ich, du musst jetzt gehen und deinen eigenen Laden aufmachen, sonst machst du es nie", sagt Karacar. Als er seinen Eltern davon erzählt, winken die ab. Ein türkischer Imbiss ohne Fleisch? Das kann nichts werden, haben sie gesagt. Und sowieso, die Selbstständigkeit sei viel zu unsicher. "Aber ich wollte diese Herausforderung."

Besitzer ist selbst Veganer

2017 wurde Karacar, heute selbst Veganer, auf die Kölner Imbisskette Veganland Cigköfte aufmerksam - und rief einfach spontan beim Geschäftsführer an. "Es waren lange Verhandlungen, aber am Ende habe ich die Zusage bekommen, in Moers eröffnen zu dürfen." Zwei Monate später ist der 28-Jährige, der mittlerweile drei Mitarbeiter beschäftigt, zufrieden. "Es läuft", sagt er, auch wenn überwiegend jüngere Leute in den Laden kommen.

Derzeit laufen die Pläne für den Sommer. An der Straße will Karacar eine Terrasse bauen - und natürlich braucht er innen eine Klimaanlage.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels stand, Yalcin Karacar habe zwölf Jahre bei Amazon gearbeitet. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen. Richtig ist: Sieben Jahre.

(atrie)
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