Zukunftsgestaltung Vier Ideen für ein neues Stück Moers
Moers · Das Werkstattverfahren "Quartier Haagstraße" läuft. In der vergangenen Woche haben vier Büros aus Berlin, Kaiserslautern, Frankfurt am Main und Haarlem/Niederlande ihre Entwürfe vorgestellt. Anschließend durften die Bürger Anregungen einbringen, die jetzt in in die Planungen eingearbeitet werden. Das ist der Stand.
Worum geht es? Die Frage, wie das Areal zwischen Altstadt, Kastellplatz, Hanckwitzstraße und Schlosspark - inklusive altem Hafthaus, Kirche und möglicherweise dem jetzigen Gebäude der Agentur für Arbeit - in Zukunft einmal aussehen soll. Oder anders ausgedrückt: Darum, eine insgesamt 1,4 Hektar große Fläche mit bestehenden, zum Teil unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden im Stadtzentrum zu überplanen.
Welche Flächen genau? Den größten Teil des Areals macht das alte Hafthaus aus. Das gehört dem Land beziehungsweise dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB NRW). Es folgen Flächen der evangelischen Gemeinde mit dem Tersteegenhaus mit Nebengebäuden, der Kita Kleine Allee und der benachbarten Improviser-Residenz.
27 Prozent der Planungsfläche entfallen auf das Arbeitsamtsgebäude, das aber möglicherweise gar nicht verkauft werden soll. Die Planer wurden beauftragt, das Grundstück trotzdem in ihre Überlegungen miteinzubeziehen. Zum Planungsgebiet gehört außerdem die katholische St.-Josef-Kirche, die sich künftig harmonisch in die neue Umgebung einfügen soll.
Was ist geplant? Das Quartier in der südlichen Innenstadt ist für Wohnungsbau prädestiniert. Der soll dort auch vorrangig umgesetzt werden - am liebsten familiengerecht und barrierefrei. Alle vier Planungsbüros haben entsprechende Vorschläge gemacht. Zumindest teilweise soll es sich auch um öffentlich geförderte Wohnungen handeln. Sozialwohnungen werden in Moers nämlich dringend gebraucht.
Was sagen die Moerser? Vielen Bürgern gefällt besonders die Idee eines Kreativzentrums mit Angebote für Kultur und Jugend. Auch der Vorschlag, ein Wohnangebot sowohl für den ganz kleinen, als auch für den etwas größeren Geldbeutel zu schaffen, kam an.
Die Niederländer Mulleners und Mulleners überzeugten mit ihrer Höfe-Idee. Sie zeichnen die Vision eines neuen Stadtteils mit sieben Höfen beziehungsweise Plätzen mit einem zentralen Treffpunkt. Den Innenbereich öffnen wollen auch die Planer von Machleidt. Das Gebäude der Arbeitsagentur könnte zu einem Wohnhaus umgebaut werden.
Das ehemalige Hafthaus soll zum "Wohnen auf Zeit" mit Mikro-Appartements in den ehemaligen Zellen ("Boardinghaus") werden. Etwas weiter geht das Büro Mäckler, das ein Hotel im Hafthaus sieht. Angelehnt an die bestehende Altstadtstruktur könnten entlang des Kastellplatzes Hofhäuser entstehen. Im Tersteegenhaus wäre Platz für geförderten Wohnungsbau.
Wo gibt's Kritik? Sowohl die Grünen, als auch Einzelratsmitglied Gabriele Kaenders lehnen das offenbar im Zuge der Kanalsanierung geplante Abholzen der Kleinen Allee vor dem Kindergarten ab. Die Kleine Allee mit ihrem Baumbestand sei ebenso stadtbildprägend wie ihr Pendant auf der gegenüberliegenden Seite des Kastellplatzes, sagt Gudrun Tersteegen, stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Aus Grünen-Sicht sei es durchaus möglich, den Kanal ein paar Meter weiter, quasi unter den Rand des Kastellplatzes zu verlegen. Ob das funktioniert, bezweifelt Kaenders. Dort, sagt sie, gebe es ja noch jede Menge Überreste aus der Vorzeit, die unter Denkmalschutz stehen. Als grundsätzlich schwierig wird auch die Idee empfunden, geförderten Wohnungsbau im Hafthaus unterzubringen.
Wie geht's weiter? Die Büros haben jetzt rund zwei Monate Zeit, die Vorschläge in ihre Planungen einzubauen. Die Fachleute, beraten von einigen Ratsmitgliedern, entscheiden dann am 28. Juni, welches Konzept das beste ist.
Wahrscheinlich ist, dass die Eigentümer ihre Immobilien an Investoren verkaufen, die die Projekte dann entsprechend der Ergebnisse des Werkstattverfahrens umsetzen. Bis die Bagger auf den überplanten Arealen anrollen, wird aber noch einige Zeit ins Land gehen.