Moers Viertklässler sorgen für Schulhof-Frieden

Moers · An der Gebrüder-Grimm-Grundschule vermitteln Streitschlichter bei Zwistigkeiten auf dem Schulhof. Zehn Schüler der vierten Klasse engagieren sich für ein friedliches Miteinander. Die Schule will so eigenverantwortliches Handeln fördern.

 Diese zehn Schüler der Gebrüder-Grimm-Grundschule engagieren sich auf dem Schulhof als Streitschlichter. Mit ihren gelben Westen sind sie gut für alle zu erkennen. In Zweier-Teams stehen die Viertklässler bei Zwistigkeiten als Ansprechpartner parat. Alle haben eine einjährige "Ausbildung" absolviert.

Diese zehn Schüler der Gebrüder-Grimm-Grundschule engagieren sich auf dem Schulhof als Streitschlichter. Mit ihren gelben Westen sind sie gut für alle zu erkennen. In Zweier-Teams stehen die Viertklässler bei Zwistigkeiten als Ansprechpartner parat. Alle haben eine einjährige "Ausbildung" absolviert.

Foto: Klaus Dieker

Auf Schulhöfen geht es mitunter wild und laut zu. Bei all dem wuseligen Durcheinander kommt es auch schnell zu kleineren Streitigkeiten unter den Kindern. Doch oftmals bekommt eine Aufsichtsperson davon erst gar nichts mit.

An der Gebrüder-Grimm-Grundschule hat man sich daher für ein besonderes Projekt entschieden. Seit Beginn des Schuljahres halten sich in jeder Pause zwei Streitschlichter auf dem Schulhof auf, an die sich die Streithähne im Zweifelsfall wenden können. Die Schlichter rekrutieren sich allerdings nicht aus dem Lehrerkollegium, sondern befinden sich mit den Schülern buchstäblich auf Augenhöhe. Denn bei den Streitschlichtern handelt es sich um speziell geschulte Viertklässler, die diese Aufgabe übernehmen.

Insgesamt zehn Schüler haben sich im vergangenen Jahr freiwillig für diese Aufgabe gemeldet und die einjährige "Ausbildung" bei Schulsozialarbeiterin Regine Mündelein absolviert. Dazu gehört auch Emma Laupke. "Wir gehen aber nicht herum und gucken, dass sich niemand streitet. Wenn, dann müssen die Streitenden zu uns kommen", erklärt die Neunjährige. Erst wenn die Streitschlichter eingeschaltet werden, können sie aktiv werden. Dann folgen sie einem festgelegten Ablauf.

"Erst erklären wir die Regeln und fragen dann, was passiert ist und wie sich die Streitenden dabei gefühlt haben. Dann fragen wir, was vor dem Streit passiert ist und unterbreiten Lösungsvorschläge. Wenn die Streithähne den Lösungen zustimmen, setzen wir einen Vertrag auf", erklärt Streitschlichter Ahmed Mengene.

In diesem Vertrag werden die Lösungen festgehalten und Vereinbarungen getroffen, wie man zukünftig miteinander umgehen möchte. "Wir wollen aber nicht vor Publikum schlichten, darum gehen wir ins Schulgebäude, wo wir unsere Ruhe haben. Denn da darf außer uns in der Pause keiner rein", berichtet Jan Hoffmann. Lehrer würden nur hinzugezogen, wenn sich die Streitparteien gar nicht einigen können oder gegen die Vereinbarungen ihres Vertrags verstoßen. "Die Kinder sollen abwägen, ob sich ein Lehrer oder ich mich darum kümmern muss, oder ob alles eigenverantwortlich gelöst werden kann", sagt Regine Mündelein.

Die Schulsozialarbeiterin ist seit dem vergangenen Jahr an der Gebrüder-Grimm-Schule aktiv und war von Beginn an von dem Projekt begeistert: "Mein Vorgänger hatte mit dem Programm bereits angefangen, ich habe nur an wenigen Stellen noch Änderungen vorgenommen." Sie freut sich, dass sich so viele Schüler freiwillig für das Projekt gemeldet haben. "Schließlich mussten die Kinder ein Jahr lang die Ausbildung absolvieren, erst alle 14 Tage, vor der Prüfung dann wöchentlich."

Generell gehe es darum, Kindern so früh wie möglich eigenverantwortliches Handeln beizubringen. "Außerdem ergänzt sich das Programm gut mit dem Projekt ,Gewaltfreie Schule', an dem wir auch teilnehmen", erklärt Regine Mündelein. Über fehlenden Streitschlichter-Nachwuchs braucht sie sich jedenfalls keine Gedanken machen. Im jetzigen Ausbildungskurs werden momentan zwölf neue Schüler ausgebildet.

(RP)
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