Moers Volksbank steht zu ihrem Filialnetz

Moers · Lange war die Bankenkrise eher ein Bundes-Thema. Doch nun kommen neben Stellenstreichungen bei den Großbanken die schlechten Nachrichten auch aus der Region: Die Krise der Sparkasse Dinslaken-Voerde-Hünxe, die sich anbahnende Fusion der Volksbanken Kleverland und Rhein-Lippe, die von der Gelderner Volksbank an der Niers angekündigte Schließung von Zweigstellen, der gleiche Schritt bei der auch in Kamp-Lintfort engagierten Sparkasse Duisburg: Die Bankenlandschaft am Niederrhein ist in Auffuhr. Da nutzte Guido Lohmann als Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein die Mitgliederversammlung in Rheinberg, um vor gut 500 Gästen ein klares Signal zu geben: "Wir stehen zu unseren Filialen als wesentlichem Fundament unserer Bank."

Der Umbruch in der Finanzwelt macht auch vor dem Alpener Institut nicht halt. Die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB enteignet nicht nur die Sparer, sie bedroht auch das klassische Kerngeschäftsmodell der Banken. Lohmann gewohnt präzise und offen: "Ich kann ihnen nicht sagen, wie die Bankenwelt in zehn Jahren aussehen wird." Daher könne er auch keine Bestandsgarantien für alle Zeiten abgeben. Die Zielvorgabe sei aber klar: "In den nahezu sieben Jahren meiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender haben wir keine Filialen geschlossen und beabsichtigen dies eindeutig und ohne Zweifel auch für die vorhersehbare Zukunft nicht. Punkt!" Denn die bringe für Mitarbeiter, Mitglieder und Kunden der niederrheinischen Genossenschaftsbank weiterhin Stabilität und Sicherheit.

Stützen kann Guido Lohmann sich bei dieser Einschätzung auf eindrucksvolle Zahlen des Geschäftsjahres 2014, die die Entwicklung der letzten Jahre fortschreiben. In einem schwierigen Umfeld konnte die Volksbank Niederrhein 4300 Kunden hinzugewinnen und zählt darüber hinaus 1395 neue Mitglieder.

Die Kreditausleihungen konnten nochmals kräftig um 8,5 Prozent ausgeweitet werden auf 820 Millionen Euro. Allein im Jahr 2014 stellte die Volksbank dem gewerblichen Mittelstand und ihren Privatkunden 197 Millionen Euro zur Verfügung, bei den Einlagen stiegen die Kundenguthaben um drei Prozent auf mehr als 983 Millionen Euro. Insgesamt wurde die Bilanzsumme der Volksbank Niederrhein auf 1,264 Milliarden gesteigert, was den Mitgliedern eine stolze Dividende von 6,3 Prozent beschert.

Guido Lohmann erwartet, dass die "bis dato unvorstellbare Niedrigzinsphase in den nächsten Jahren wie ein Orkan durch die Bankbilanzen fegen" wird. Der 51-Jährige sieht die Volksbank Niederrhein aber bestens gerüstet und hervorragend aufgestellt. Nicht zuletzt, weil man die genossenschaftliche Identifikation von Vertrauen und Nähe lebe. Den Kunden gegenüber durch eine "hervorragende, vertrauensvolle Beratung, kurze Wege und eine moderne Vielfalt der Kontaktkanäle". Den Mitgliedern gegenüber durch die "Selbstverpflichtung einer hochmotivierten Mannschaft, jeden Tag das Beste herauszuholen" und nicht zuletzt gegenüber den Mitarbeitern selbst. Lohmann: "Wir bieten weiterhin eine hervorragende Ausbildung und investieren auf hohem Niveau in unsere Mitarbeiter."

Auch Wahlen standen auf der Tagesordnung: Die turnusmäßig ausgeschiedenen Mitglieder des Aufsichtsrates Birgit Ingenlath, Ludger Lemken, Ludger Quernhorst und Vorsitzender Guido Schmidt wurden einstimmig wiedergewählt.

Keine Vertreterversammlung bei der Volksbank Niederrhein ohne besonderen Gast. Nach Samuel Koch im Vorjahr stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Guido Schmidt diesmal Jutta Fleck vor. Sie hatte Mitte der 80er Jahre mit ihrem spektakulären Kampf gegen das DDR-Regime um ihre beiden Töchter für weltweite Schlagzeilen gesorgt. Die 69-Jährige nahm die Vertreter mit auf eine Reise in eine Vergangenheit, die manchem immer noch das Nackenhaar zu Berge stehen ließ.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort