Chorjubiläum Von der Schule auf den Gospel-Thron

Moers · In den 1980er Jahren sangen sie im Schulchor, heute dirigiert ihr alter Musiklehrer die Joyful Voices bei Konzerten in aller Welt. Zum 25. Geburtstag gastiert der Chor im April in der Stadtkirche.

 Viele der 30 Mitglieder sind seit der Gründung dabei. Nur an Männern fehlt es Chorleiter Ernst Ickler.

Viele der 30 Mitglieder sind seit der Gründung dabei. Nur an Männern fehlt es Chorleiter Ernst Ickler.

Foto: joyful voices

Zum Geburtstag kehren die Joyful Voices dorthin zurück, wo sie einst aus der Idee eines Moerser Musiklehrers geboren wurden: in die Stadtkirche. Am 20. April wird der Gospelchor dort sein großes Jubiläumskonzert geben, ein Best-of- Auftritt mit den Lieblingssongs aus 25 Jahren Erfolg. "Zusätzlich wird es auch drei neue Lieder von uns geben", sagt der ehemalige Musik- und Englischlehrer Ernst Ickler, der die Joyful Voices seit ihren Anfängen als Chorleiter begleitet. Damals habe er nicht damit gerechnet, dass aus einem Schulchor ein solches Projekt werden könne. "Hätte mir da jemand gesagt, dass ich mit 66 Jahren noch meine ehemaligen Schüler dirigiere, den hätte ich wohl für verrückt erklärt", sagt Ickler.

Damals, das war 1993, ein Samstag im März, der erste große Auftritt, gespielt hatte man zuvor nur im Gymnasium in den Filder Benden, ein Schulchor aus den 1980ern eben, der zwischen Schillers Glocke und Dreisatz noch ein bisschen Pop, Rock und Gospel singt. Doch nach dem Abitur wollen viele Schüler weitermachen, raus auf die große Bühne gehen und den Weltstars nacheifern. Ickler, zu der Zeit Lehrer am Filder Benden, stimmt zu. Dass es rein um Gospel gehen soll, war damals noch nicht klar.

 Die Joyful Voices bei ihrem ersten Auftritt 1993 in der Stadtkirche.

Die Joyful Voices bei ihrem ersten Auftritt 1993 in der Stadtkirche.

Foto: joyful voices

"Ich zeigte den Schülern ein Video des norwegischen Oslo Gospel Choirs, einem der einflussreichsten Gospelchöre in Europa", sagt Ickler. "Ich fragte: Wollen wir das nicht auch machen?" Die Jugendlichen sind begeistert. Gospel, das hatte etwas hymnenhaftes, fast wie eine Messe, nur moderner. Fortan trifft man sich jeden zweiten Samstag zur Probe, übt neue Stücke ein, gibt Konzerte und nimmt CDs auf. Natürlich nicht auf dem Niveau der Weltstars, zu denen man aufgeblickt - aber so gut, dass der Chor neben Moers auch in Berlin, New York und Israel spielen darf.

Der Erfolg stärkte auch die Gemeinschaft. Trotz Studium und Familienplanung einiger Sänger konnte der Chor in 25 Jahren immer auftreten, auch weil nur am Wochenende geprobt wird. "Viele unserer 30 Mitglieder, die wir heute haben, sind seit dem ersten Tag dabei", sagt Ickler. "Darunter ist beispielsweise eine Frau, die nach dem Studium in Hamburg wieder zu uns zurückkam. Andere bringen mittlerweile ihre Kinder mit zu den Proben."

Nachwuchsprobleme, so wie sie viele andere Chöre heute haben, gibt es bei den Joyful Voices nicht, auch weil Ickler Qualität über Quantität stellt. "30 ist die optimale Größe für mich", sagt er. "Allerdings wäre ich froh, mehr Männer zu haben." Zwei bis drei dürften es schon sein, aber sie zu finden, das sei schwer. "Bei Männern fehlt oft der sprühende Funke, dass Singen einfach cool ist." Gehe es um Rockmusik, wolle jeder Mann eine Art Mick Jagger sein, aber bei Gospel seien männliche Sänger in der Unterzahl. "Und das zu Unrecht. Gospel kann richtig Power haben", sagt Ickler.

Vor ein paar Jahren hätte sich der Chor fast aufgelöst. Ickler dachte daran, seinen Platz zu räumen, nicht aus Groll, sondern weil er dem Chor nichts mehr beibringen konnte. "Ich dachte, besser wird's nicht." Dann haben ihn die Sänger überredet. "Sie sagten: Ernst, du musst weitermachen," Und er machte weiter. "Das habe ich nie bereut. Nur ob ich beim 50. Geburtstag auch noch dirigiere, weiß ich nicht." ALEXANDER TRIESCH

Freitag, 20. April, 20 Uhr Stadtkirche. Karten: 10 Euro, Kinder bis 14 frei. Vorverkauf: Barbara Buchhandlung (Burgstraße 3), Fotostudio "Laut und Leise" (Drinhausstraße 16), www.joyful-voices.de.

(RP)
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