Moers Wachpersonal achtet auf Handy-Fotos im Freibad

Moers/Kamp-Lintfort · Die ersten Freibäder kleben die Handykamera-Linsen ihrer Gäste mit speziellen Siegeln zu. Enni sieht die Smartphones noch nicht als Problem. Sicherheitspersonal wacht aber über die Liegewiese.

Fast jeder besitzt ein Smartphone und nimmt es überall mit hin. Ein Foto ist damit schnell gemacht - auch unbemerkt.

Fast jeder besitzt ein Smartphone und nimmt es überall mit hin. Ein Foto ist damit schnell gemacht - auch unbemerkt.

Foto: Klaus Dieker

Das UV-Licht der strahlenden Nachmittagssonne prallt auf das Gesicht, die Füße baumeln im kühlen Nass, während sich die Handgelenke am Beckenrand abstützen. "Schatz, mach doch mal ein Foto", sagt sie und beginnt zu posieren.

Aber was ist mit anderen Besuchern des Freibades, die unfreiwilligerweise mit auf dem Foto landen könnten? Möchten sie halbnackt im Bikini oder in Badehose auf Facebook landen, ohne vorher gefragt zu werden?

"Das Fotografieren und Filmen fremder Personen und Gruppen ohne deren Einwilligung ist nicht gestattet", heißt es in der Hausordnung des Panoramabades am Pappelsee oder am Bettenkamper Meer. Ein Verbot, das es schon lange und in jedem Bad gibt, aber ab sofort von einigen Freibädern in Deutschland härter verfolgt wird als bisher.

Im Offenbacher Waldschwimmbad in Hessen haben Badegäste ab dieser Saison die Wahl: Entweder bleibt das Smartphone in der Tasche verstaut oder die Kameralinse(n) werden mit einem Siegel verklebt. Wer das Handy ohne Siegel zückt, fliegt raus. Auch im Norden, in den Hamburger Freibädern, müssen die Badegäste die kleinen runden Kamerastellen am Handy mit einem Sticker, der an der Kasse ausgeteilt wird, abkleben. So soll niemand unbemerkt Fotos oder Videos aufnehmen.

"In den Moerser Bädern können wir das unerlaubte Fotografieren mit Smartphones noch nicht als Problem bezeichnen", versichert Enni-Pressesprecherin Katja Nießen, "aber die Kollegen haben das Thema im Blick." Im Bettenkamper Meer oder im ehemaligen Solimare habe es nur einzelne Beschwerden über Jahre hinweg gegeben. "Ein Badegast hat seine Kinder im Becken gefilmt, und eine Frau fühlte sich davon gestört, weil sie auf den Aufnahmen zu sehen war", erinnert sich Nießen. Der Bademeister bitte den Gast dann darum, dass Material zu löschen und das Fotografieren und Filmen am Becken zu unterlassen. In Zeiten des Hochbetriebes wache eine zusätzliche Sicherheitskraft über die Liegewiese und werfe auch ein Auge auf Smartphones.

"Wir sind Herr über den Dingen", sagt auch René Brieden, Bade-Betriebsleiter des Panoramabads Pappelsee in Kamp-Lintfort. "Wenn wir Gäste mit dem Smartphone im und am Becken sehen, bitten wir sie, es aus diesem Bereich zu entfernen."

Wasser ist für die heutige Technik oft kein Hindernis mehr. Wasserdichte Handys können im Schwimmbecken Unterwasserfotos aufnehmen und so Gäste unbemerkt ablichten. Ein Präventions-Grund für Freibäder deutschlandweit, Anti-Foto-Sticker einzusetzen. Die Freibadbetreiber in Kamp-Lintfort und Moers finden die Idee "einfallsreich", zweifeln aber an der Umsetzung.

"Wie sollen wir das überwachen auf einer großen Liegewiese", sagt Brieden, "das würde einen höheren Personalbedarf bedeuten - und selbst dann halte ich die Kontrolle für schwierig." Auch Enni verbindet mit den Aufklebern einen "viel zu großen" Aufwand. "Allein schon an der Kasse müssten die Mitarbeiter bei jedem Gast sicherstellen, dass der Aufkleber ordnungsgemäß am Smartphone hinten und vorne angebracht wird; der Arbeitsaufwand ist zu hoch", bemängelt Katja Nießen. Die Sticker fürs Smartphone sind in Moers aktuell kein Thema. In deutschen Badeanstalten mit strengem Fotografier-Verbot beschweren sich derweil viele Gäste. Hauptsächlich Eltern. Sie sind frustriert, dass sie ihre Kleinen nicht mehr vom Beckenrand aus ablichten können, wenn sie ihre ersten Bahnen ziehen.

www.rp-online.de/moers.

(laha)
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