Interview: Serie Grafschafter Museum Und Rheinische Post Präsentieren Die Schätze Im Schloss Walburgis: Eine Kämpferin im Glauben

Moers · Sie ist die letzte Gräfin aus dem Hause Neuenahr-Moers: Anna Walburg (Walburgis) ist eine Schlüsselfigur der Moerser Geschichte.

 Gräfin Walburgis begleitet die Besucher durch das Moerser Schloss. Udo Pieper, auf dem Foto vor einem Porträt der Gräfin, hat sich intensiv mit der Geschichte dieser Persönlichkeit beschäftigt.

Gräfin Walburgis begleitet die Besucher durch das Moerser Schloss. Udo Pieper, auf dem Foto vor einem Porträt der Gräfin, hat sich intensiv mit der Geschichte dieser Persönlichkeit beschäftigt.

Foto: Klaus Dieker

moers Gräfin Walburgis wandelt noch heute durchs Moerser Schloss: als 3D-Projektion. Dargestellt wird sie von Schauspielerin Eva Müller. So begleitet sie die Besucher durch die Ausstellung, berichtet über die Vorgeschichte der Moerser Herren und den Alltag auf der Burg. Die moderne Technik hielt im Zuge der Neugestaltung des Grafschafer Museums Einzug und ist zugleich eine späte Würdigung der historischen Bedeutung der letzten Gräfin aus dem Haus Neuenahr-Moers.

Ihre Entscheidung, die Grafschaft Moers durch Schenkung an Prinz Moritz von Oranien zu übertragen, führte Ende des 16. Jahrhunderts nicht nur zur Befreiung der Moerser von den Spaniern. "Die darauf folgende Entwicklung mit dem Bau der Festungsanlagen prägt unsere Stadt noch heute", sagt Udo Pieper, Vorsitzender des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins. "Walburgis ist eine starke Frau, eine Kämpferin im Glauben, die im Leben viel Pech hatte. Sie fasziniert mich", sagt Pieper, der einen Aufsatz über ihr Leben verfasst hat. "In der Literatur zur Moerser Geschichte kommt sie zu viel zu kurz - im Gegensatz zu ihren beiden Männern."

Walburgis Leben war stürmisch und voller Schicksalsschläge: 1533 geboren, wurde sie am 26. November 1546 mit Phillipe de Montmorency, dem Grafen von Hoorn, verheiratet, der im niederländischen Befreiungskrieg gegen die Spanier kämpfte.

Bei Abschluss des Heiratsvertrages war die junge Gräfin erst 13 Jahre alt. Das Paar soll einen Sohn gehabt haben, der im Kindesalter starb. Auch von ihrem Ehemann hatte Walburgis nicht viel. Er war als Hauptmann der Königlichen Wacher, Statthalter von Gelderland und Admiral der Niederlande selten zu Hause in seiner Grafschaft.

Walburgis, die wie ihr Bruder Hermann von Neuenahr-Moers eine Anhängerin der neuen evangelischen Lehre war, unterstützte mit ihrer Schwiegermutter Anna von Egmont die Reformation in ihrer neuen Heimat Weert nicht nur, sondern forcierte sie. Udo Pieper berichtet in seinem Aufsatz zum Beispiel, dass die Frauen 1565 drei katholische Priester von der reformierten Religion überzeugt hätten. Auch soll in Weert der Bildersturm in den Kirchen mit ihrem moralischen Engagement viel stärker gewesen sein als andernorts.

Als Graf Hoorn 1567 in spanische Gefangenschaft geriet, habe sich Walburgis in Bittbriefen und Gnadengesuchen beim Kaiser für ihren Mann eingesetzt. Es brachte nichts: Graf von Hoorn wurde im Juni 1568 in Brüssel hingerichtet, sein Besitz konfisziert. Walburgis kehrte nach 20 Jahren nach Moers zurück.

Auch in ihrer zweiten Ehe wurde die Gräfin nicht glücklich. Im Alter von 37 Jahren heiratete sie 1570 Graf Adolf von Neuenahr-Alpen, einen Neffen dritten Grades. Er war 21 Jahre jünger als seine Frau. Walburgis Bruder Hermann von Neuenahr war Adolfs Vormund. Die Eheschließung war wohl eher ein Bündnis zwischen zwei Familienzweigen als Liebesheirat. Nach Graf Hermanns Tod 1578 erbte seine Schwester die Grafschaft. Adolfs und Walburgis' Regentschaft währte jedoch nicht lange. Adolf war ab 1583 führend im truchsessischen Krieg involviert. Moers wurde bald zum Nebenkriegsschauplatz des niederländischen Befreiungskampfes, der die Besetzung der Grafschaft 1586 durch die Spanier zur Folge hatte. Die Gräfin folgte ihrem Mann schon 1584 in ein für sie 14 Jahre andauerndes Exil in die Niederlande. Nachdem Ehemann Adolf bei einer Pulverexplosion ums Leben gekommen war, klügelte sie dort einen Plan aus, um die Moerser Grafschaft zu befreien.

Sie entschloss sich, zu Lebzeiten ihrem Verwandten Moritz von Oranien die Grafschaft zu vermachen - als Schenkung. Ihr Plan ging auf: Der niederländische Prinz rückte 1597 mit einer Armee in die Grafschaft ein und belagerte die Stadt. Die spanischen Truppen zogen ab. Und durch ein ausgehandeltes Neutralitätsabkommen war die Grafschaft im Spanisch-Niederländischen Krieg außen vor. Gräfin Walburgis waren nur noch zwei Jahre auf dem Schloss Moers beschieden. Sie starb am 25. Mai 1600.

(RP)
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