Moers Waldelfen beflügeln das Neustraßenfest

Moers · Das erste Event in dem Bereich der Fußgängerzone stieß bei den Besuchern auf positive Resonanz. Nach der gelungenen Premiere denken die Geschäftsleute bereits über eine zweite Auflage nach - wieder am dritten Samstag im August.

 Die Neustraße war am Samstagnachmittag sehr belebt - anders als an gewöhnlichen Samstagen.

Die Neustraße war am Samstagnachmittag sehr belebt - anders als an gewöhnlichen Samstagen.

Foto: Klaus Dieker

"An einem Samstagnachmittag sind hier sonst nur eine Handvoll Besucher unterwegs. Das ist gar nicht mit heute zu vergleichen." Achim Reps freute sich, als er in die Neustraße blickte, in der bei sonnigem, aber auch windigem Wetter Hunderte von Menschen flanierten. Schließlich hatte er als stellvertretender Vorsitzender der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) das Neustraßenfest mitorganisiert, das erste Neustraßenfest. "Niemand konnte wissen, wie das Konzept bei der Premiere ankommt", sagte der Mitorganisator, der auch Inhaber von "Villa Wölkchen" ist. "Alle, die ich gesprochen haben, fanden es gelungen."

Dieses Konzept hatten die Geschäftsleute westlich des Neumarktes, die alle der ISG angehören, Nostalgiezauber genannt. Entschleunigung ersetzte Stress. So trug Märchenerzählerin Sigrid Niederholz 30 Kindern an der Ecke von Neu- und Fieselstraße Märchen vor, zum Beispiel Froschkönig aus Deutschland oder Suppenstein aus Irland. "Ich kann noch lange zuhören", meinte ein Junge, als die Moerserin, die sich als mittelalterliches Burgfräulein verkleidet hatte, nach einer Dreiviertelstunde ihre erste Märchenerzählung abgeschlossen hatte. Kinder konnten auch Spiele aus der Vor-Computerzeit ausprobieren, zum Beispiel riesige Seifenblasen formen oder auf dem Boden Nummern springen.

Erwachsene konnten Moers um 1900 erleben, wenn sie sich einer historischen Stadtführung mit Hedwig Wintgens, alias Anne-Rose Fusenig, und Gustav Kautz, alias Dr. Reinhard Fusenig, anschlossen. Sie konnten zwei grünen Waldelfen zusehen, die durch die Neustraße flanierten, und sich mit ihnen fotografieren ließen. Sie konnten sich, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen, mit Jürgen Frommhold unterhalten, der alte Fahrräder sammelt.

Der Mönchengladbacher zeigte ein Zweirad der Marke Göricke von 1956, das vor Chrom glänzte und noch wie das Original bestückt war. "Viele haben erzählt, sie hätten früher ein ähnliches Fahrrad gefahren", berichtete der Fahrradsammler. "Auch sie hätten eine Sturmklingel gehabt, die richtig laut war und wie ein Dynamo aussah. Die Sturmklingeln waren schon ab 1960 verboten, aber bis weit in die 1970er Jahre an vielen Rädern montiert."

Als vor 40 Jahren das Zeitalter der Sturmklingeln vorüberging, dachte noch niemand daran, irgendwann könnte das Zeitalter der Deutschen Mark enden. Doch Anfang 2002 ging das Symbol des deutschen Wirtschaftswunders im Euro auf. Die Geschäftsleute hatten die Idee, während des Nostalgiezaubers noch einmal die Mark als Zahlungsmittel zuzulassen. "Ich werde ganz sentimental, wenn ich die alten Scheine sehe und anfasse", meinte Mitorganisatorin Ruth Braun vom Geschäft Seconrella, das sich auf Kleidung und Accessoires bis zu den 1960er Jahren spezialisiert hat.

"Die Besucher kommen ins Geschäft, um ihre DM-Münzen und -Scheine auszugeben", berichtete Chris van Zetten. Der Inhaber des Mallorca-Shops, der lange im niederländischen Domburg als Koch gearbeitet hat, sagte: "Bei uns haben fast die Hälfte mit Mark bezahlt, bei anderen mehr mit Euro. Ich denke, es waren 60 Prozent Stammkunden und 40 Prozent Kunden, die das erste Mal hier waren."

Nach der Premiere denken die Geschäftsleute darüber nach, 2018 wieder zu einem Neustraßenfest einzuladen. "Das Fest zu organisieren, ist zwar ein großer Aufwand und kostet Geld", sagte Achim Reps. "Aber es hat sich gelohnt. Das nächste Neustraßenfest soll unter dem Thema Nostalgie stehen, selbst wenn es Veränderungen gibt. Es soll keine Kirmes sein. Als Termin ist der dritte Samstag im August geplant."

(got)
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