Moers Wandermusiker machen Halt in Moers

Moers · Der Inner Wheel Club sammelt mit Benefizkonzerten Geld für den guten Zweck. Das Ensemble von "Unterwegs" begeistert das Publikum: Die Künstlerinnen tauschen ihre Auftritte gegen Unterkunft und Verpflegung.

 Das Ensemble von "Unterwegs" begeisterte die Musikliebhaber beim Benefiz-Matinée des Inner Wheel Club Moers. Es besteht aus Sopranistin Barbara Schachtner, Eva Hennevogel an der Geige, Friederike Imhorst an der Viola und Anna Betzl-Teitmeier am Violoncello.

Das Ensemble von "Unterwegs" begeisterte die Musikliebhaber beim Benefiz-Matinée des Inner Wheel Club Moers. Es besteht aus Sopranistin Barbara Schachtner, Eva Hennevogel an der Geige, Friederike Imhorst an der Viola und Anna Betzl-Teitmeier am Violoncello.

Foto: Klaus Dieker

Vor einem Jahr startete der Inner Wheel Club mit einer Matinée im ausverkauften Rittersaal des Moerser Schlosses sein Engagement, durch Benefizkonzerte Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Nach dem hochkarätig besetzten Duo-Auftakt setzte der Service-Club bei der Fortsetzung der Reihe jetzt auf eine Wiederholung: Das Ensemble Unterwegs, musikalischer Gast der zweiten Benefiz-Matinée, war 2014 mit einem Konzert des Vereins "Frauen helfen Frauen" schon einmal erfolgreich in Moers.

Eigentlich ist das Quartett trotz der ungewöhnlichen Besetzung mit Sopran, Violine, Viola und Violoncello ein, wie Sopranistin Barbara Schachtner versicherte, "ganz gewöhnliches Ensemble, das wie ein klassisches Kammermusikensemble in Kammermusikräumen konzertiert". Bekannt geworden aber ist es durch sein ungewöhnliches musikalisches Wanderprojekt. Seit 2009 schnüren die vier Musikerinnen jeden Sommer ihr Bündel mit Iso-Matte, Schlafsack, Instrumenten und Notenständern und machen sich - wie Handwerksgesellen auf der Walz - ohne Geld, EC-Karte und Handy zu Fuß auf den Weg, um ihre Kunst gegen Verpflegung und Unterkunft zu tauschen - "nicht wissend, was passiert" und immer in der Hoffnung, dass jemand sie "aus Mitleid, Freude, Interesse oder warum auch immer" aufnimmt.

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, und natürlich hat auch das Ensemble "Unterwegs" viel zu erzählen: von spannenden Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen. Von Leuten, die das musikalische Angebot dankend ablehnen, und von anderen, die spontan Schlafstatt und Essen anbieten. Von Hunden, die sich vor Anna Betzl-Reitmeiers Erscheinung mit dem Cello auf dem Rücken fürchten. Von Konzerten unter Brücken oder auf Spielplätzen, in Privathäusern oder Klöstern. Von Touren, in denen bei strahlendem Sonnenschein Urlaubsgefühle aufkamen, und von anderen, in denen das Ensemble "wahnsinnig gut ausgestattet war mit Regen". Im vergangenen Sommer wanderte das Quartett von Essen nach Köln, am Baldeneysee entlang und durch das Neanderthal, wie Bratscherin Friederike Imhorst berichtete.

Mit dem bunten Programm, das Ausschnitte aus berühmten Liederzyklen von Vaughan Williams, Robert Schumann und Alban Berg mit schlichtem Volksliedgut vereinte, wollte das Quartett einen Mix aus seinem Repertoire vorstellen, das mangels Originalliteratur überwiegend aus Bearbeitungen besteht. Trotz der kleinen Besetzung gelang es dem Ensemble mühelos, mit seiner Kombination aus kraftvoller Sopranstimme und vollmundigem Streichersound den Saal akustisch zu füllen. Im Mittelpunkt stand Barbara Schachtner, die es an sinnlichem Schmelz ebenso wenig mangeln ließ wie an dramatischen Untertönen, mit deren Klangwucht sie ihre Instrumentalkolleginnen manchmal dynamisch überforderte. An das hohe musikalische Niveau der Club-Premiere im vergangenen Frühjahr konnte die Fortsetzung nicht anknüpfen, aber für sein kurzweiliges Gesprächskonzert erntete das Ensemble "Unterwegs" verdient begeisterten Applaus. Der Erlös soll dem Engagement der Musikschule zugute kommen, mit musikalischen Angeboten Flüchtlingen die Integration zu erleichtern.

(prs)
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