In der alten Grafschaft Moers kennzeichnete der Hahn die reformierten Kirchen und das Kreuz die katholischen. Aber der Hahn kann noch heute etwas für mein Leben sagen. In der Bibel kündigt der Hahn den Wechsel von Nacht zu Tag an. Aufgrund der römischen Unterteilung der Nacht in vier Nachtwachen wissen wir, dass die "Zeit des Hahnenschreis" zwischen Mitternacht bis drei Uhr morgens gelegen hat. Im Laufe der Geschichte wurde der Hahn zum Christussymbol. So wie der Hahn das Ende der Nacht verkündet, so besiegt Christus die Nacht des Todes. Der Wechsel von Dunkelheit zu Licht beginnt also nicht erst in der Morgendämmerung, sondern mitten in der Nacht. Dieses Verständnis hilft mir in den Krisen meines Lebens. Es bedeutet, dass, obwohl es mir noch schlecht geht, die Kraft des Lichts wirkt. Diese Kraft, die noch nicht zu sehen ist und dennoch wirkt, hilft mir durch die Dunkelheiten des Lebens hindurch zu gehen und auf neue Möglichkeiten für mein Leben zu vertrauen. Ein weiteres Mal kommt der Hahn in der Leidensgeschichte Jesu vor. Petrus erkennt, als der Hahn kräht, dass sein Vorhaben, Jesus niemals im Stich zu lassen, gescheitert ist, und bereut sein Verhalten. So trifft der Hahn den Kern unseres Glaubens, dass wir das eigene Versagen nicht verstecken müssen, sondern dazu stehen können. Ich bin kein Übermensch, der immer alles richtig macht und vor Gott aus eigener Kraft besteht. Wenn ich scheitere, bleibt Gott an meiner Seite und ich habe die Chance zu einem Neuanfang. Diese Fähigkeit zur Selbstkritik wünsche ich mir für die Kirche, genauso wie im privaten oder öffentlichen Leben. Dass jeder den Mut hat, zu den eigenen Fehlern zu stehen und hoffnungsvoll neue Wege geht. Das lasse ich mir gern vom Hahn auf dem Kirchendach zurufen.