Unsere Woche Was sind uns Kinder wert?
Moers · Für Eltern, die direkt vom Streik der Erzieherinnen betroffen sind, ist es mehr als nur eine Nervenprobe. Sie müssen seit drei Wochen versuchen, irgendwie eine Betreuung für ihre Kleinen sicherzustellen - gleich ob sie berufstätig sind oder nicht. Das bringt manche Familie an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit.
Gemessen an der Not fallen die Reaktionen gegenüber dem streikenden Kita-Personal noch verhalten aus. Jedenfalls sind Verwünschungen, wie sie gegenüber den streikenden Lokführern fast täglich zu hören waren, die Ausnahmen. Daran konnte auch die Arbeitgeberseite nichts ändern, die den Gewerkschaft vorwarfen, sie würden Lohnerhöhungen von mehr als 20 Prozent fordern.
Zwar wollen Verdi und Komba tatsächlich einen kräftigen Schluck aus der Pulle, doch geht es nicht um Lohnerhöhungen, sondern um neue Eingruppierungen. Damit soll das gestiegene Anforderungsprofil gewürdigt und der Beruf des Erziehers aufgewertet werden. Für die Kommunen mag das schmerzhaft sein, weil das unter dem Strich erhebliche Mehrausgaben bedeutet- für Moers grob geschätzt rund eine halbe Million Euro im Jahr.
Theoretisch könnten sich die Kommunen zwar an den Eltern schadlos halten und kurzerhand die Kindergartengebühren erhöhen. Doch Politiker, die diesen Weg gingen, würden sich ein Armutszeugnis ausstellen. Es wäre sozialpolitisch unverantwortlich, allein diejenigen zu bestrafen, die Kinder in die Welt setzen und so dafür sorgen, dass die jetzt im Erwerbsleben stehende Bevölkerung überhaupt noch eine Rente beziehen wird.
Wir müssen in Moers und anderswo alles dafür tun, damit mehr Kinder in die Welt gesetzt werden. Diese Kinder haben ein Anrecht auf kompetente und gut bezahlte Erzieher. Das ist teuer, aber auch die Senioren-Begegnungsstätten, für deren Erhalt sich der Moerser Rat nach langem Hin und Her eingesetzt hat, waren nicht zum Nulltarif zu haben. Jetzt können wir zeigen, was uns unsere Kinder wert sind.
Doch zunächst einmal muss der Streik endlich beendet werden!
Ein schönes Wochenende!
Jürgen Stock
