Moers Welturaufführung in der Stadtkirche

Moers · Das Orchester an der Stadtkirche Moers gibt Komposition für das Konzert "Musik zur Reformation" in Auftrag.

Moers: Welturaufführung in der Stadtkirche
Foto: Anja Katzke

Wenn das Orchester an der Stadtkirche am Samstag, 7. Oktober, Musik zur Reformation spielt, sind nicht nur Werke von Bach und Mendelssohn-Bartholdy zu hören. Erstmals hat das Orchester, das sich aus Profi- und Laien-Musikern zusammensetzt, eine Komposition für sich in Auftrag gegeben. Das Publikum erlebt eine Welturaufführung. Das Werk "Re:Formationen . . . Stille verwandelt . . ." stammt aus der Feder des Komponisten Claes J. Biehl.

"Wir wollten gerne Mendelssohn und Bach eine moderne, heutige Sicht gegenüberstellen", erläutert Konzertmeisterin Natascha Lenhartz, warum sich das noch junge Orchester für eine Auftragskomposition entschieden hatte. Da traf es sich gut, dass aus dem Orchester heraus ein Kontakt zu dem Krefelder Komponisten Claes J. Biehl besteht. Es galt jedoch zunächst, den Krefelder, der gebürtig aus Moers stammt, zu überzeugen. "Ich habe mir zuerst das Orchester angehört und war positiv beeindruckt, wie gut Profis und Laien im Spiel miteinander harmonieren", erzählt Biehl, der Komposition, Musiktheorie, Klavier und Computermusik an der Hochschule für Musik Köln studiert und später am Royal College of Music in London promoviert hatte. Im Jahr 2003 wurde ihm der Kompositionspreis der Kölner Hochschule zuerkannt.

Claes J. Biehl ist heute freischaffend tätig, nicht nur als Komponist, sondern auch im Bereich Projektmanagement bei "Musik 21". Seine Werke wurden international aufgeführt. Obwohl sich das Orchester an der Stadtkirche nicht nur aus Profimusikern zusammensetzt, wollte Biehl bei der Komposition keine Abstriche machen müssen. "Es hält sich die Waage, so dass die Profis nicht unterfordert und die Laien nicht überfordert werden."

Seine Komposition setze einen Kontrapunkt zu Bachs affirmativem Werk "Ein feste Burg ist unser Gott", das das Gottvertrauen besonders in den Mittelpunkt stelle. "Und es nähert sich mehr Mendelssohn-Bartholdys Reformationssymphonie Nr. 5 an, die zu seiner Zeit den Wind der Reformation durch die Bürger tragen sollte", betont Natascha Lenhartz. "Re:Formationen . . . Stille verwandelt . . ." basiere auf einer abstrakten Idee. Claes J. Biehl ließ sich unter anderem durch ein Gedicht von Paul Celan inspirieren: "Die Urnen der Stille sind leer". Das Gedicht wird auch von Orchestermusikern und Projektchor gemurmelt und gesprochen. Sein Werk nehme Bezug zur heutigen Welt auf, die sehr komplex geworden sei. "Aussagen werden immer wieder in Frage gestellt", erläutert der Komponist. Die erste Leseprobe des zwölf Minuten langen Stückes Mitte Juli sei sehr spannend gewesen", berichtet Konzertmeisterin Natascha Lenhartz.

"Die meisten unserer Musiker haben solch ein Werk noch nicht einstudiert. Es birgt Klangeffekte, von denen sie zum Teil gar nicht wussten, dass sie sie erzeugen können. Das Werk ist sehr avantgardistisch." Die Orchesterbesetzung muss der Komposition folgen: "Ich habe mir zwei Schlagzeuge gewünscht. Der Farbenreichtum macht die Musik ja abwechselungsreich", betont Biehl, der etwa sechs Monate an der Komposition gearbeitet hat. "Selbst die Streicher schlagen mit den Bögen auf die Geigen", fügt Natascha Lenhartz hinzu. Das Werk vereint laute Passagen und kurze Momente des Innehaltens. "Die leisen Passagen hinterfragen die lauten." Das Konzert mit "Musik zur Reformation" findet am Samstag, 7. Oktober, 19 Uhr, in der Stadtkirche Moers statt. Zusätzlich findet um 16.30 Uhr ein kostenloses, etwa einstündiges Kinderkonzert statt. Ausführende neben dem Stadtkirchen-Orchester sind der Projektchor der Stadtkirche sowie die Solisten Evelyn Ziegler (Sopran), Cornelia Orendi (Alt) und Gregor Finke (Bass). Die Leitung hat Stefan Büscherfeld. Axel Berchem übernahm die Choreinstudierung.

Eintrittskarten (18 Euro) im Vorverkauf gibt es im Gemeindebüro der evangelischen Kirchengemeinde, Haagstraße 11, in der Barbara-Buchhandlung, Burgstraße 3, in der Villa Wölkchen an der Fieselstraße 7 a und im Musikhaus Kolassa im Wallzentrum.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort