Serie - Die Gesundmacher (7) Wenn das Herz nicht mehr mitspielt

Moers · Dr. Stefan Schickel ist Chefarzt der Kardiologie im St. Josef und behandelt meist Herzinfarkte und Herzrhythmusstörungen.

 Der Chefarzt der Kardiologie im St.-Josef-Krankenhaus, Dr. Stefan Schickel, im Gespräch mit seinem Patienten Thomas Suckrow.

Der Chefarzt der Kardiologie im St.-Josef-Krankenhaus, Dr. Stefan Schickel, im Gespräch mit seinem Patienten Thomas Suckrow.

Foto: Klaus Dieker

Als Thomas Suckrow im April 2012 ins St. Josef Krankenhaus in Moers eingeliefert wurde, war es schon nicht mehr fünf Minuten vor zwölf. "Bei ihm war es eins vor zwölf", sagt Dr. Stefan Schickel, Chef der Kardiologie. Heißt: wirklich gefährlich. Suckrows Herzleistung lag nur noch bei 15 Prozent - normal sind mehr als 60 Prozent. Dem jungen Mann war schwindelig, er hatte Kopfweh, einen Tinnitus, fühlte sich wackelig auf den Beinen.

Schickel ließ den kompletten Untersuchungsapparat anlaufen, machte eine Kernspintomografie des Herzens. Und fand heraus: Thomas Suckrow leidet an einer überaus seltenen Herzkrankheit, der Non-Compaction-Kardiomyopathie. Nur 0,05 bis 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung weisen diese Krankheit auf. Trotz der Tatsache, dass die Krankheit so selten ist, konnte der Kardiologie-Chef die Diagnose recht schnell stellen - auch, weil er die familiäre Vorgeschichte der Suckrows kannte.

Familiäre Vorbelastung spielt bei der Herzgesundheit eine Rolle

Vater Wolfgang Suckrow leidet unter einer akuten Herzschwäche und Rhythmusstörungen. Ihm war im Frühling 2010 ein Defibrillator eingesetzt worden. Auch Thomas Suckrows Großvater hatte eine Herzschwäche. Familiäre Vorbelastung ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Herzgesundheit geht. Fälle wie der von Thomas Suckrow sind nicht die Regel im St. Josef. "Wir behandeln meist Herzinfarkte, Herzrhythmusstörungen oder Herzschwächen", sagt Stefan Schickel.

Häufig hat er es mit starken Rauchern zu tun oder mit Patienten, die nicht auf ihren Cholesterinspiegel geachtet oder ihre Zuckerkrankheit nicht haben behandeln lassen. "Es gibt immer mehr Zuckerkranke, das ist eine Zivilisationskrankheit. Diese Patienten laufen besonders oft Gefahr, einen Herzinfarkt zu bekommen", sagt Schickel. Und tröstet: "Wenn man Nichtraucher ist, nicht übergewichtig und nicht zuckerkrank, bekommt man mit einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit keinen Herzinfarkt", sagt der Kardiologie-Chef.

Gesunde Ernährung und Sport als Vorbeugung

Außerdem kann jeder für sich vorbeugen: mit mediterraner Ernährung beispielsweise. Das heißt: viel Gemüse, Reis und Nudeln, nur zwei bis drei Mal pro Woche Fleisch, auch mal Fisch, hochwertiges Olivenöl. "Wir sollten uns da an den Südeuropäern orientieren", sagt der Kardiologe. An diesen Speiseplan muss sich jetzt auch Thomas Suckrow halten. Peinlich genau muss er darauf achten, nichts zu essen, was sein Herz belastet.

Er muss regelmäßige Ruhepausen einplanen und Stress vermeiden, darf sich in keinem Fall körperlich überanstrengen - in seinem alten Job als Paketfahrer kann er daher nicht mehr arbeiten. Sport? Fehlanzeige. "Spazierengehen darf ich aber", sagt der junge Mann. Soll er sogar, sagt sein Arzt. Alle sechs Monate kommt Thomas Suckrow zur Kontrolle ins St. Josef, mittlerweile liegt seine Herzleistung schon wieder bei rund 35 Prozent - noch nicht perfekt, aber die Richtung stimmt definitiv.

(RP)
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