Unsere Woche Wenn Karneval keinen Spaß mehr macht

Moers · Der Moerser Nelkensamstagszug muss unter erhöhten Sicherheitsauflagen stattfinden. Das stellt Stadt und Karnevalisten vor logistische und finanzielle Probleme.

Die Session fing für die hiesigen Karnevalisten alles andere als verheißend an. Direkt beim Start trat der damalige Hoppeditz so kräftig ins verbale Fettnäpfchen, dass er nach heftigen Auseinandersetzungen zurücktreten musste. Dann scheinen sich die Wogen geglättet zu haben, und der Karneval schien ungestört seinem Höhepunkt am Rosenmontag, dem 27. Februar, zuzutreiben. Doch dann hagelten in dieser Woche die schlechten Nachrichten beinahe im Stundentakt auf die niederrheinischen Narren ein.

Zunächst zerstritten sich die Herren der Moerser Stadtgarde so sehr, dass um den Fortbestand der jungen Karnevalistentruppe gebangt werden muss. Angeblich befindet sich schon ein Alternativ-Verein mit den Ausgetretenen in Gründung.

Dann traf aus Rheurdt die Meldung ein, dass die traditionelle Kleinfastnachtssitzung mangels Publikumsinteresse komplett abgesagt werden musste.

Während damit die Narren außerhalb Rheurdts noch gut leben konnten, traf die Nachricht über verschärfte Sicherheitsanforderungen beim Moerser Nelkensamstagszug die Organisatoren wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Noch am Mittwoch hatte unsere Redaktion bei der Kreispolizeibehörde Wesel angefragt, ob es in diesem Jahr wegen des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt verschärfte Sicherheitsmaßnahmen geben werde. Damals hieß es: Das 2016 verabschiedete Konzept, das bereits mehr Ordnungskräfte als in den Vorjahren vorsah, habe weiterhin Bestand. Details werde man etwa eine Woche vor dem Zug mit den Veranstaltern klären.

Einen Tag später dann die Kehrtwende um 180 Grad. Kreispolizei und Bürgermeister trafen sich im Moerser Rathaus zu einer eiligen Sitzung. Auslöser war der Beschluss der Stadt Duisburg, alle Seitenstraßen bei den Karnevalszügen mit Lkw-stoppenden Sperren versehen zu lassen.

Dadurch wäre auch der Moerser Zug, der traditionell in Duisburg-Homberg startet, betroffen gewesen. Barrieren in Homberg - freie Fahrt in Scherpenberg: Das wäre wohl eine erklärungswürdige Lösung geworden.

Jetzt also müssen schwere Fahrzeuge (und deren Fahrer) für die Barrieren in den Seitenstraßen organisiert werden. Eine logistische, aber auch eine finanzielle Herausforderung. Wie es gestern aussah, scheint die Stadt die Zusatzkosten tragen zu wollen.

Trotzdem dürfte es für die Karnevalisten in Zukunft nicht leichter werden. Im benachbarten Neukirchen-Vluyn hat kurz zuvor der Organisator des Märchenfestivals die Brocken hingeschmissen, weil er die Nasen von den behördlichen Auflagen voll hatte. Vermutlich sind viele Karnevalisten inzwischen ebenso genervt. Spaß macht so etwas jedenfalls nicht.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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