Unsere Woche Wie eine Stadt sich lächerlich macht

Moers · Eine Delegation der Kultur GmbH hat die Verhandlungen mit Tim Isfort wieder aufgenommen. Sie soll ihn doch noch dazu dazu bewegen, das Moers Festival zu organisieren.

Allmählich reicht's! Selbst für Moerser Verhältnisse nimmt das Hickhack um die Nachfolge von Reiner Michalke inzwischen absurde Züge an. Soeben hat ein Gutachten, das der Aufsichtsrat der Kultur GmbH in Auftrag gegeben hatte, festgestellt, dass Hohensträter mit der Einstellung zweier Mitarbeiter - die sich inzwischen selbst um die Festival-Leitung bewerben - seine Kompetenzen überschritten hat.

Auch wenn die Argumentationskette des Gutachtens einem Laien streckenweise wie verwaltungsjuristisches Hochrecht anmutet, ist die Argumentationskette doch nachvollziehbar. Laut Gesellschaftsvertrag hätte Hohensträter demnach nur künstlerisches Personal und das auch nur befristet ohne formelle Zustimmung des Aufsichtsrats einstellen dürfen.

Und was nun? Sollte die Rechtsauffassung des Gutachtens Bestand haben, wäre eine Abmahnung gegen den Geschäftsführer fällig. Sollte er sich zudem noch weigern, den "Sailing Conductors" zu kündigen, könnte der Aufsichtsrat ihn möglicherweise sogar vor die Tür setzen.

Vielleicht will Hohensträter das sogar. Er wird es inzwischen satt sein, dass sein guter Name, den er sich als Ingenieur und Geschäftsführer bei der Enni aufgebaut hat, vor allem durch die Aufsichtsratsvorsitzende der Kultur GmbH, Carmen Weist (SPD), beschädigt wird.

Das Band zwischen Beiden, so es jemals bestand, ist zerschnitten. Daran trägt - ungeachtet der juristischen Verantwortung - nicht nur eine Person Schuld. Wie kann es sein, dass ein Geschäftsführer Anfang Juli eine Personalie ankündigt, und aus dem Aufsichtsrat kommt in den folgenden Wochen nicht einmal eine Nachfrage?

Die Vermutung liegt nahe: Das Gremium warfroh, dass Hohensträter das Organisationsproblem tatkräftig in seine eigene Hände nahm. Zum Problem wurde sein Vorpreschen erst, als Tim Isfort, der Wunschkandidat als künstlerischer Leiter, wegen der Personalie absagte. Das alles zeigt: Die Moerser Kultur braucht ein handlungsfähiges Management und nicht diese Laienspielschar, die Moers zum Gespött am Niederrhein macht. Führungsqualität und soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern? Fehlanzeige. Stattdessen ein Krisenmanagement, das von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen hüpft. Angesichts dieses Theaters gehen selbst ehemalige Freunde der GmbH auf Distanz. So bescheinigt Dino Maas, der Fraktions-Chef der FDP, dem Aufsichtsrat "unerträgliche Intransparenz." Dem ist nichts hinzuzufügen. Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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