Moers Wie Maas-Bau um Jugendliche wirbt

Moers · Das Moerser Traditionsunternehmen unternimmt alles, um Nachwuchs für eine breite Palette von Bauberufen zu gewinnen. Trotzdem will kaum ein Schulabsolvent Gleis- oderAsphaltbauer werden.

 Ausbilder Andreas Horstmann, Stravüenbauer Eduard Tribel, Asphaltbauer Justin Kawohl, Tiefbaufacharbeiter Lars Doormann, Ali Taher, Nour Ahmadi, Jamain Riedel und der Kaufmännische Leiter Thomas Kuchejda (v.l.) auf dem Firmengelände.

Ausbilder Andreas Horstmann, Stravüenbauer Eduard Tribel, Asphaltbauer Justin Kawohl, Tiefbaufacharbeiter Lars Doormann, Ali Taher, Nour Ahmadi, Jamain Riedel und der Kaufmännische Leiter Thomas Kuchejda (v.l.) auf dem Firmengelände.

Foto: Klaus Dieker

In den vergangenen Wochen standen die Jugend im Blickpunkt beim Moerser Traditions-Bauunternehmen Maas. Mitte September nahmen zehn neue Azubis ihre Ausbildung auf. Zwei Wochen später veranstaltete der 400 Mann starke Familienbetrieb mit großem Aufwand einen Tag der offenen Tür auf dem Firmengelände im Gewerbegebiet Pattberg. Nur zwei Wochen später hatten Schülerinnen und Schüler erneut die Gelegenheit, sich aus erster Hand über Aufstiegschancen bei Maas zu informieren: Die Maasianer präsentierten sich auf einer Ausbildungsmesse des Mercator-Berufs-Kollegs Moers. Mit Lehrern verschiedener Schulen ist man ohnehin im Dialog. Doch trotz des für einen Mittelständlers enormen Aufwands für die Nachwuchsgelingen, gelang es Geschäftsführer Thomas Kuchejda nicht, alle Ausbildungsstellen zu besetzen: "Für den Bereich Gleisbau hatten wir nicht eine einzige Bewerbung", sagt Kuchejda.

Die zehn Jahre alte Unternehmensgruppe, die bis auf Brückenbau mit ihren acht Einzelfirmen alle Bereiche des Hoch- und Tiefbaus abdeckt, alles andere als ein Nobody auf dem Markt. Seit 1978 wird bei Maas ausgebildet. Gegenwärtig machen 26 junge Leute ihre Lehre bei Maas. Das ist mehr als dem Bedarf entspricht. Aber Firmen-Chef Axel Maas hat im Laufe der Jahre erfahren, dass viele Jugendliche ihre Ausbildung abbrechen. Und von denen, die es schaffen, entscheiden sich dann auch wieder etliche zur Aufnahme eines Studiums. So leidet die gesamte Branche unter Führungskräftemangel an den Baustellen. "Dabei verdient ein guter Polier genau so viel wie ein Ingenieur", sagt Maas kopfschüttelnd. Aber auch Ingenieure gibt der Arbeitsmarkt derzeit kaum her. Bauberufe leiden offenkundig unter einem Imageproblem. "Schulabsolventen wollen lieber irgend etwas studieren, als sich die Hände schmutzig zu machen." Das, obwohl sich die Ausbildungsvergütungen im Bau durchaus sehen lassen können: 785 Euro im ersten, 1135 Euro im zweiten und 1410 Euro im dritten Lehrjahr sind dennoch nicht genügend Anreiz für qualifizierte Jugendliche, sich zu bewerben. So stellen sich oft Schulabgänger vor, die irgendwo anders nicht untergekommen sind.

Aber auch in Bauberufen sind die Anforderungen in den vergangenen Jahren gestiegen, nicht aber die Qualifizierung der Bewerber. "Schreiben und Rechnen darf man heute nicht mehr als selbstverständliche Fertigkeit voraussetzen", sagt Kuchejda. Auch Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit seien für manche Jugendliche nicht mehr selbstverständlich.

Deshalb will Maas künftig noch intensiver mit Schulen kooperieren, in der Hoffnung, so Schüler für ein Praktikum zu gewinnen. Jüngst wurde erstmals ein junger afghanischer Flüchtling als Auszubildender eingestellt, obwohl seine Sprachkenntnisse anfangs mehr als rudimentär waren: "Während eines Praktikums haben wir ihm eine Liste mit Bildern und Bezeichnungen wichtigsten Gegenstände auf einer Baustelle mitgegeben", erinnert sich Maas. Der Firmenchef ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen mehr zu bieten hat als "nur" einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Gehalt: "An jeder Baustelle ist die Arbeit eine andere. Das macht den Beruf so interessant. Zudem sind wir ein echter Familienbetrieb. Oft arbeiten die selben Teams über Jahrzehnte zusammen."

Und man kommt rum bei Maas. Bundesweit ist das Unternehmen im Straßenbau engagiert. Gleise werden inzwischen nicht nur im Ruhrgebiet, sondern auch in Stuttgart verlegt. Und auch in Häfen wie in Mülheim oder Koblenz ist Maasarbeit gefragt.

Einer der seit drei Monaten seine Ausbildung dort macht ist Jamael Riedel (16) Er begann nach dem Realschulabschluss eine Lehre als Tiefbauer. Im Gegensatz zu manchen anderen Azubis wusste er schon recht genau, was ihn erwartete: Seinem Vater gehört ein Tiefbauunternehmen. Jamael, der derzeit mit seinen Kollegen in Wallach Wasserleitungen verlegt, findet nicht, dass die Arbeit zu schwer ist: "Körperlich ja, aber nicht hart. Dafür ist es aber an allen Baustellen sehr spannend."

(RP)
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