Moers Wie Sarah zu Sahra Wagenknecht wurde

Moers · Die NRW-Spitzenkandidatin der Linken verriet unserer Zeitung auf dem Neumarkt ein privates Geheimnis.

 Sahra Wagenknecht beim Auftritt auf dem Nerumarkt.

Sahra Wagenknecht beim Auftritt auf dem Nerumarkt.

Foto: Klaus Dieker

Was kann Sahra Wagenknecht uns noch Neues erzählen? Wer einen Fernsehapparat besitzt, muss schon gezielt an jeder Talk-Show vorbeizappen, um an der Vorzeigefrau der Linken vorbeizukommen. Deshalb war das, was sie rund 200 Zuschauern auf dem Moerser Neumarkt erzählte, auch nicht sonderlich überraschend: ein 45 Minuten währender Parforce-Ritt durch Sozial- und Finanzpolitik aus linker Sicht. Deshalb ausnahmsweise einmal das — aus politischer Sicht — eher Unwichtige zuerst: "Wie kam es, dass aus Sarah Wagenknecht zur aktuellen Bundestagswahl "Sahra Wagenknecht" wurde, wollte unsere Zeitung von der 44-Jährigen wissen, die ihren Moerser Wahlkampfauftritt in einem langen, dunkelgrauen Mantel und in schwarzen Pumps bestritt.

"Es stimmt", sagt die Linken-Politikerin. "Das ist der erste Wahlzettel, auf dem mein Name richtig geschrieben ist." Ursprünglich hätte die gebürtige Jenenserin nämlich den persischen Namen Sahra bekommen sollen (Wagenknechts Vater ist Iraner). Versehentlich ließ die Hebamme aber den alttestamentarischen Namen Sarah ins Geburtsregister eintragen. "Das habe ich dann vor zwei Jahren ändern lassen", sagt Wagenknecht.

Es ist erstaunlich, wie unkompliziert sich die Spitzenpolitikerin abseits der Bühne gibt. Zuvor hatte sie es geschafft, eine Dreiviertelstunde lang zu reden, ohne einmal Blickkontakt aufzunehmen. "Ich gehe erst hier weg, wenn die einmal gelächelt hat", sagte ein Moerser. So weit war es aber erst beim Schlussapplaus.

Vielleicht hätte ein Lächeln nicht zu dem düsteren Bild gepasst, das Wagenknecht, ganz Racheengel, vom Kapitalismus im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen malte. Ein Land, in dem die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Es dürfe nicht sein, dass eine Rente nicht ausreiche, um den Lebensunterhalt zu sichern. "Da wird die Würde des Menschen mit Füßen getreten", ruft Wagenknecht..

Bei diesen Worten nickt eine Frau im Publikum heftig. Gerdi Düster hat 36 Jahre lang als Köchin gearbeitet. Jetzt, mit 66 bekommt sie nach eigenen Angaben 580 Euro Rente im Monat. "Ich muss putzen gehen, um leben zu können", sagt sie. "Deshalb werde ich am Sonntag die Linken wählen." In die Traube der Autogrammjäger will sie sich aber nicht einreihen.

Bei den Unterschriften Wagenknechts spielte das "h" im Vornamen übrigens keine Rolle: Die Politikerin signiert mit einem Kringel.

(RP)
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