Moers Wie sich die Konfirmation verändert hat

Moers · Strenge Kleiderregeln und eine Prüfung erwarteten einst die Mädchen und Jungen, die sich auf das Fest vorbereiteten. Vieles sei heute lockerer geworden, berichtet Pfarrer Frank Rusch. Er ist Konfirmations-Beauftragter im Kirchenkreis.

In vielen Gemeinden des Kirchenkreises Moers finden an diesem Wochenende Konfirmationen statt. Jugendliche im Alter von meist 14 Jahren bekräftigen damit an der Schwelle zum Erwachsenwerden ihren Glauben. Doch der Ritus in der Kirche ist nur eine Seite des Festes, die Konfirmation ist mittlerweile "ein Geschenkefest", wie Pfarrer Frank Rusch aus Neukirchen sagt. Er ist gemeinsam mit seinem Amtskollegen Holmfried Braun aus Moers Asberg Beauftragter für die Konfirmation im Kirchenkreis Moers. "Früher bekamen die Jungen zur Konfirmation einen Anzug, die Mädchen ein Kleid und die Aussteuer", sagt er. Heute würden zum Fest materielle Werte verschenkt, die bis in die tausende Euros gingen.

In vieler Hinsicht laufe die Konfirmation inzwischen lockerer ab, meint Rusch. "Früher gab es noch die Konfirmandenprüfung, da musste man ein Kirchenlied rezitieren oder das Glaubensbekenntnis aufsagen." Auch die Kleiderordnung ist heute nicht mehr so streng. "Die Jugendlichen sollen Sachen anziehen, in denen sie sich wohl fühlen", meint der Geistliche. "Sonst fühlen sie sich die ganze Zeit wie in einer Verkleidung." Da kommen einem alte Fotos in den Sinn, auf denen die Jungs verstohlen an ihren Vatermörderkragen zupfen.

Das Grundprinzip der Feier und ihrer Vorbereitung, so Rusch, habe sich jedoch erhalten: "Die jungen Menschen sollen sich im Konfirmationsunterricht die Frage stellen, woran sie eigentlich glauben." Und sie sollen die Gemeinde als eine Umgebung kennenlernen, in der sie sich geborgen fühlen können. Diese Möglichkeit sei ein hohes Gut. Dabei werde der "Glaube" nicht mechanisch abgefragt. Großes Interesse, stellen Rusch und seine Amtskollegen fest, zeigten die Konfirmanden von heute etwa an biblischen Geschichten. "Man merkt aber auch, dass die jungen Leute sehr auf Leistung getrimmt sind", meint er. Und die Eltern legten Wert darauf, dass der Konfirmandenunterricht nicht mit dem Lernen für die Schule kollidiere. "Inzwischen gibt es verschiedene Modelle, es werden beispielsweise Unterrichtsblöcke an Freitagen und Samstagen angeboten." Früher bedeutete die Konfirmation die erste Teilnahme am Abendmahl. Auch diese Regelung ist in vielen Gemeinden gelockert worden, es gibt vielerorts auch das Kinderabendmahl. Nach wie vor gilt aber, dass nur ein konfirmiertes Gemeindemitglied an denWahlen zum Presbyterium teilnehmen darf. Und auch für das Patenamt ist dies eine Voraussetzung.

Es komme vor, dass Jugendliche, die den Konfirmandenunterricht besuchen, vor der Feier abspringen, sagt Rusch. Er erinnert sich an einen Fall, bei dem eine Oma ihrem Enkel eine nicht unbeträchtliche Geldsumme angeboten habe, wenn er doch noch zur Konfirmation ginge. "Er hat aber abgelehnt, weil es gegen seine Überzeugung war", erzählt Frank Rusch. "Davor habe ich Respekt."

(s-g)
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