Moers Wintersport auf dem Weihnachtsmarkt

Moers · Sport machen, Schwitzen, an seine körperlichen Grenzen gehen: Mutige Besucher probierten gestern bei der "Biathlon auf Schalke-Tour" den Ski-Langlauf und das Schießen aus - um vielleicht in zehn Tagen auf Schalke den Profis zuzuschauen.

 Nach dem anstrengenden Skilanglauf gilt es, eine ruhige Hand zu bewahren: Leon (links) und sein Vater Carsten Hänschke am Schießstand.

Nach dem anstrengenden Skilanglauf gilt es, eine ruhige Hand zu bewahren: Leon (links) und sein Vater Carsten Hänschke am Schießstand.

Foto: Klaus Dieker

Schon gegen elf Uhr ist am Sonntag auf dem Kastellplatz ein leises Klacken zu vernehmen, kurze metallische Töne, die eigentlich nur von einem Luftgewehr stammen können. Neugierige Besucher bahnen sich den Weg zur Eislauffläche, auf der zwei große Thorax-Trainer, die Langlaufskiern nachempfunden sind, und ein Schießstand mit vier Zielscheiben stehen. Aufmerksam schauen Stefan Bolz (53) aus Bonn und seine Freundin Beate zu, wie ein Mann mit einem Lasergewehr auf einen schwarzen Punkt zielt. "Wir suchen heute den besten Biathleten in Moers", ruft Organisator Martin Bremer ihnen zu. "Wollen Sie mitmachen?"

"Klar." Stefan Bolz nickt. Seine Freundin stupst ihn aufmunternd in die Seite. "Auf dem Thorax-Trainer simulieren Sie einen 400-Meter-Skilanglauf. Anschließend haben Sie fünf Schüsse, im besten Fall treffen Sie fünf Mal", erklärt Martin Bremer von der inMotion-Agentur aus Remagen, die den Wettbewerb ins Leben gerufen hat. Zwei VIP-Tickets für die Veltins-Arena kann Bolz gewinnen, wenn er Etappensieger in Moers wird. Am 28. Dezember kann er dann mit Freundin Beate und den 38 anderen Etappengewinnern aus umliegenden Städten einen Profi-Biathlon verfolgen. Gewänne er auch noch die Endrunde vor der Veltinsarena, stünde ihm eine Reise für zwei Personen nach Winterberg zu.

 Nele Haesters und ihr Freund Giuliano Brenjo auf dem Langlauf Simulator. Moderator Martin Bremer (Mitte) feuert die beiden an.

Nele Haesters und ihr Freund Giuliano Brenjo auf dem Langlauf Simulator. Moderator Martin Bremer (Mitte) feuert die beiden an.

Foto: Dieker Klaus

Das, was Stefan Bolz an diesem winterlichen vierten Advent erreichen kann, hat sein Kontrahent Kai Wilhelmi im vergangenen Jahr bereits geschafft. Der Moerser Etappensieger und Toursieger von 2015 tritt heute zum zweiten Mal an. "Beim letzten Mal mussten wir in Moers nur 200 Meter zurücklegen, heute wird es schwieriger", sagt Wilhelmi und macht ein paar lange Bewegungen mit den Skistöcken am Thoraxtrainer. Auch Stefan Bolz, der einige Probeschüsse abgegeben hatte, steht mittlerweile auf den schmalen Metallschienen. "Es geht los", ruft Martin Bremer ins Mikro.

Er gibt das Startzeichen und Wilhelmi beginnt routiniert, die Stöcke gleichmäßig und schnell zu bewegen. Bolz zeigt sich ebenfalls geübt, obwohl er niemals Langlauf ausprobiert hat, wie er später zugibt. Nach zwei Minuten hat Wilhelmi die 400 Meter bewältigt, mit rotem Gesicht steht er am Schießstand und feuert fünf Schüsse ab - einer geht daneben. Bolz braucht 17 Sekunden länger, trifft aber fünf Mal. Damit ist er vor Wilhelmi und hat weiterhin die Chance auf die Tickets. "Juhu!", ruft Beate und umarmt ihren Freund stolz.

Wie sehr die Bewegung mit den Skistöcken auf den seitlichen Metallschienen Arme und Bauchmuskeln beansprucht, wird später bei einem Vater- und Sohn-Duell offensichtlich. Leon Hänschke (17) aus Neukirchen-Vluyn spielt in seiner Freizeit Tennis, sein Vater Carsten (50) Badminton. Allerdings hat Carsten Hänschke seinem Sohn Erfahrungen mit dem Schießen bei der Bundeswehr voraus. Die beiden scheinen zunächst kein Problem mit der körperlichen Anstrengung zu haben. Bis die Streckenhälfte geschafft ist und Carsten Hänschke seinem Sohn 40 Meter voraus ist. Leons Bewegungen werden langsamer und auch Carstens Kräfte scheinen beinahe erschöpft, als er mit 50 Metern Vorsprung fertig ist und mit drei Treffern seinem Sohn eine Chance auf den Sieg lässt. Leon schießt zwei Mal ins Schwarze. "Die ersten 100 Meter sind einfach", sagt Leon, als er das Lasergewehr von seiner Schulter nimmt, und sein Vater stimmt ihm nickend zu. "Dann wird es echt anstrengend."

Das kann Nele, die gegen ihren Freund Guliano antritt, nur bestätigen. Mit roten Gesichtern kämpfen die beiden um den Sieg. Leider treffen beide nur zwei Mal die Zielscheibe und kommen somit nicht für die Tickets in Frage. "Das ist etwas ganz anderes als das Training im Fitnessstudio, aber Spaß macht es schon", findet Guliano.

Gegen 13 Uhr füllt sich die Eislauffläche zunehmend. Kinder probieren ihre ersten Schüsse aus, Mütter und Väter machen zum ersten Mal seit Monaten wieder Sport auf den Thorax-Trainern. Martin Bremer und Team sind rundum beschäftigt - und haben ihr Ziel erreicht: Sie haben Menschen zum Sport animiert.

(RP)
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