Moers "Wir brauchen engagierte Senioren"

Moers · "Die neuen Alten": Die Rheinische Post stellt gemeinsam mit der Volksbank Niederrhein Menschen vor, die sich aktiv ins gesellschaftliche und geschäftliche Leben einbringen. Wie bereitet sich das Kreditinstitut auf den demografischen Wandel vor?

 Großen Respekt zeigt Volksbank-Chef Guido Lohmann vor dem Engagement von Senioren wie Hans Hahn (re.), der als Obmann mit enormem Einsatz er die Oberligamannschaft des SV Sonsbeck begleitet und organisiert.

Großen Respekt zeigt Volksbank-Chef Guido Lohmann vor dem Engagement von Senioren wie Hans Hahn (re.), der als Obmann mit enormem Einsatz er die Oberligamannschaft des SV Sonsbeck begleitet und organisiert.

Foto: privat

Die älter werdende Gesellschaft bleibt die große Herausforderung der nächsten Jahrzehnte. Doch nicht nur der Anteil der Älteren wird immer größer, auch das Bild der Senioren ändert sich radikal. Die Rheinische Post wird sich in den nächsten Wochen gemeinsam mit der Volksbank Niederrhein mit dem Thema befassen und unter diesem Titel "Die neuen Alten" Menschen aus unseren Städten und Gemeinden vorstellen, die sich aktiv ins gesellschaftliche und geschäftliche Leben einbringen. Im Gespräch mit Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein, ging es auch darum, wie das Kreditinstitut sich auf den demografischen Wandel vorbereitet.

Der geburtenstärkste Jahrgang Deutschlands wird in diesem Jahr 50. Ein weiteres Anzeichen für den deutlichen demografischen Wandel. Wie geht die Volksbank Niederrhein mit dem Thema um?

Guido Lohmann Ich gehöre ja auch zur Generation der Babyboomer. Das Thema beschäftigt mich aber nicht nur deshalb sehr. Auf der einen Seite gibt es die wirtschaftlichen Aspekte. Es wird weniger Arbeitskräfte geben. Gerade deshalb haben wir uns vor wenigen Wochen in einer Podiumsdiskussion in Moers dem Team Zuwanderung gewidmet. Wir dürfen nicht kleinreden, dass wir Wege finden müssen, die Produktivität unserer Wirtschaft und insbesondere des Mittelstandes zu erhalten. Ganz wichtig sind aber auch die gesellschaftlichen Aspekte. Wie gehen wir mit den älteren Menschen um? Es darf keine Ghettoisierung geben. Und deshalb ist es ganz wichtig, dass die Menschen im Alter erst recht bereit sind, sich zu engagieren. Dazu wollen wir Mut machen.

Kommen wir auf die Volksbank zurück.

Lohmann Wir werden in der Zukunft auch Niederrhein, das ergibt sich aus der Entwicklung, weniger junge Menschen haben, die eine Ausbildung anstreben. Also müssen wir attraktiv bleiben, damit junge Menschen auch weiterhin zu uns kommen wollen. Darum kümmern wir uns sehr stark. Und weil das Berufsbild des Bankers gelitten hat, müssen wir bewusst machen, dass wir mit einer Großbank nicht vergleichbar sind. Wir bereiten etwa gerade das Projekt Seitenwechsel wieder vor, und wir bieten unseren Auszubildenden mit dem Projekt News to use die Möglichkeit, sich mit dem Medium Zeitung vertraut zu machen. Das sind beispielhaft Dinge, mit denen wir uns von anderen abheben.

Das eine ist die Jugend. Werden aber nicht auch die älteren Mitarbeiter immer wertvoller?

Lohmann Das ist so. Und das ist eine Riesenchance. Wir haben ein unglaubliches Potenzial an älteren Mitarbeitern mit Erfahrung und einer großen menschlichen Reife. Wir müssen Wege finden, dass sie länger arbeiten als bisher üblich. Und den jungen Menschen müssen wir klar machen, warum das so ist. Es wird neue Arbeitszeitmodelle geben müssen. Dann wird man je nach eigener Einschätzung nicht mehr zu 100 Prozent arbeiten, aber sich weiter einbringen. Das wird kommen.

Was heißt die Entwicklung mit Blick auf Ihre Kundschaft?

Lohmann Tendenziell wird es in Deutschland und damit auch in unserem Geschäftsgebiet immer weniger Kunden geben. Wachstum ist deshalb kein Selbstzweck. Wir müssen gerade im ländlichen Raum weiterhin junge Kunden gewinnen, um unsere Größe mit allen 19 Filialen aufrecht zu halten.

Wir blicken in den nächsten Wochen in unserer Serie auf "die neuen Alten". Kennen Sie selbst einige Beispiele?

Lohmann Sehr viele. Menschen, die fantatische Arbeit leisten. Ich nenne nur die Menschen, die im Krankenhaus Besuchsdienste leisten und eine hohe Akzeptanz bei den Patienten haben. Mich hat auch sehr beeindruckt, als ich beim Projekt 50plus in Kamp-Lintfort zu Gast war. Oder im Sportbereich: Nehmen wir nur Hans Hahn in Sonsbeck. Mit welch enormem Einsatz er die Oberligamannschaft des SV Sonsbeck begleitet und organisiert, das ist unglaublich. Das ist sicher ein wenig vergleichbar damit, einen eigenen Betrieb zu managen.

Also läuft alles bestens?

Lohmann Wir müssen aufpassen, dass sich die Gesellschaft nicht in zwei Lager teilt: Hier die ganz Jungen, da die ganz Alten. Es muss ein Miteinander bleiben.

Politisch bestimmen die Alten aber, wer in Berlin regiert. Die Politik trifft ja heute schon Entscheidungen, die den Jungen schaden, um die Alten für sich zu gewinnen.

Lohmann Das ist ein großer Fehler. Die Rente mit 63 ist nicht richtig. Und viele Ältere wissen, dass das eine falsche Entscheidung ist. Die Politik spricht zwar viel über den demografischen Wandel, aber entscheidet leider genau gegensätzlich.

DIRK MÖWIUS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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