Unsere Woche Wohlfühlen im Wahlkampf

Moers · Wahrscheinlich werde ich diesen Artikel kurz vor dem 14. Mai im Rückblick für ziemlich bescheuert halten. Mir dürfte es dann nicht anders als vielen Bürgern in NRW gehen: Der Landtags-Wahlkampf wird uns zum Halse herauskommen, und wir werden froh sein, dass er bald vorbei ist.

Doch noch ist das nicht so. Zwar steht die offizielle Wahlkampferöffnung der CDU im Wahlkreis Moers-Neukirchen für den 15. März an, und die Grünen wollen erst einen Tag später darüber entscheiden, wen sie überhaupt ins Rennen schicken sollen, doch hat das Buhlen um die Wählergunst natürlich schon lange begonnen.

Darüber mag mancher die Nase rümpfen, als Bürger finde ich das gar nicht schlecht. Jedenfalls würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass Moers auch dann die 3,88 Millionen für den Sportpark Asberg aus Berlin erhalten hätte, wenn nicht in diesem Jahr sowohl eine Landtags- als auch eine Bundestagswahl angestanden hätten. Dass die CDU-Bundestagsabgeordnete Kerstin Radomski diese Summe im Haushaltsausschuss des Bundes losgeeist hat, war ein großer Coup. Darüber freuen sich Moerser Menschen, egal welche parteipolitische Präferenz sie ansonsten pflegen.

Aber es war eben nicht nur eine Nettigkeit gegenüber den Moersern, sondern auch ein gelungener Schachzug gegenüber der SPD. Die hatte sich nämlich zuvor über Jahre intensiv darum bemüht, in Berlin und Düsseldorf Gelder für das Projekt an der Asberger Straße loszueisen. Und nun kommt so eine Krefelderin einher und lässt Geld regnen. Man kann ahnen, wie es da im SPD-Bundestagsabgeordneten Siegmund Ehrmann und dem Moerser Enni-Chef Hans-Gerd Rötters (SPD) aussehen mag, denen dieser Erfolg nicht vergönnt war.

Das kann den Bürgern aber egal sein. Ohne Wahlkampf keine Knete.

Überhaupt spornen die anstehenden Abstimmungen die Kanidaten zu manch Gutem an: Da unterhält Ingo Brohl (CDU) die Bürger als talentierter Talk-Master mit einem lokalen Format. Die SPD entdeckt auf einmal, dass man keine Krätze bekommt, wenn man beim Wirtschaftsforum mit Mittelständlern ein Glas Bier oder Wein trinkt.

Vielleicht sollten wir ja am besten in jedem Jahr Wahlen haben.

Aber das klingt schon jetzt ziemlich bescheuert.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
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