Moers Yetim: Wahlkampf im Wohnzimmer

Moers · Der Landtagskandidat der SPD zu Gast bei Familie Küpperbusch in Moers.

 Ibrahim Yetim und Angelika Küpperbusch.

Ibrahim Yetim und Angelika Küpperbusch.

Foto: Jürgen Stock

Mittwochabend 21 Uhr. Im Fernsehen läuft das Spiel Bayern gegen Schalke. Im Wohnzimmer der Familie Küpperbusch in Moers dagegen wird um diese Zeit noch eifrig über Politik gestritten. Zu Gast ist der Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim, der am 14. Mai seinen Wahlkreis Moers-Neukirchen verteidigen will. Um seinem Wahlvolk näher zu kommen, hat er eine Serie von Veranstaltungen gestartet. Wer immer will, kann den Abgeordneten zu einem Diskussionsabend bei sich daheim einladen.

"Als ich davon in der Zeitung gelesen habe, habe ich sofort in Yetims Büro angerufen und gefragt, ob er Lust hat zu kommen", berichtet Küpperbusch. In ihren eigenen vier Wänden organisiert die Antiquariats-Buchhändlerin regelmäßig Lesungen. "Da habe ich gedacht, dass Yetim da gut reinpasst."

Und so sitzen dann zur besten Fußballzeit 16 Menschen im Küpperbusch-Wohnzimmer und reden über Politik. Unter den Diskussionsteilnehmern war auch ein Ehepaar aus Syrien. Er Apotheker, sie Rechtsanwältin. Auf Bitten von Küpperbusch hatte Yetim sich im zuständigen Ministerium dafür eingesetzt, dass die Bezirksregierung dem Apotheker ermöglicht, ein Praktikum zum Nachweis seiner Kenntnisse zu machen. Doch für die Ehefrau kann er nichts tun: Syrisches Recht sei nun einmal nicht deutsches Recht: "Es ist bitter, aber Sie müssen das Fach noch einmal neu studieren", sagt Yetim.

Viele Besucher haben Fragen zum Thema Flüchtlinge. Schließlich ist Yetim integrationspolitischer Sprecher der SPD im Landtag. Zudem hat der gebürtige Dinslakener selbst einen Migrationshintergrund. Daher will einer der Gäste auch wissen, was Yetim vom geplanten Erdogan-Besuch in Deutschland hält. Antwort: "Gar nichts." Mit deutlichem Unwohlsein berichtet der Politiker über eine Begegnung mit vier in Deutschland ausgewachsenen türkischstämmigen Abiturienten: allesamt überzeugte Erdogan-Anhänger. Das sei schon erschreckend.

Und was ist mit dem Martin-Schulz-Effekt? Der gebe den Parteimitgliedern Selbstbewusstsein. "Aber bis zur Wahl kann noch viel passieren."

(RP)
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