Moers Zwei Minuten Zeit für einen Patienten

Moers · Ärzte sollen künftig in kürzester Zeit darüber entscheiden, wer bleiben und wer die Notaufnahme verlassen muss.

Um lange Wartezeiten beim Hausarzt zu umgehen, schlagen viele Patienten den direkten Weg in die Notaufnahme eines Krankenhauses ein. Auch wenn es sich bei vielen Beschwerden - wie beispielsweise einer Erkältung - um sogenannte Bagatellfälle und nicht um einen Notfall handelt. Die Konsequenz: die Notaufnahmen der Krankenhäuser sind überfüllt, "echte" Notfälle müssen eventuell länger warten.

Aus diesem Grund sollen Notaufnahmen ab dem 1. April schnell entscheiden, ob der Patient stationär aufgenommen wird oder nicht. Reicht eine ambulante Behandlung, muss der Notfallarzt den Patienten ohne weitere Untersuchungen an niedergelassene Ärzte und deren Bereitschaftsdienste verweisen.

Im Ende 2015 verabschiedeten Krankenhausstrukturgesetz hat der Gesetzgeber Ärzten, Krankenhäusern und gesetzlichen Krankenkassen im Bund die Vorgabe gegeben, die (Vergütungs-)Regelungen für ärztliche Notfallleistungen zu überarbeiten und künftig nach dem jeweiligen Schweregrad der Fälle zu differenzieren. Die Einführung der "Abklärungspauschale" zur Identifizierung von Bagatellfällen in der Krankenhaus-Ambulanz ist dabei eines der Ergebnisse. Sie soll vor allem dazu führen, die Notfallambulanzen der Kliniken zu entlasten und den Klinikärzten mehr Zeit für "echte" Notfälle zu ermöglichen. Die Pauschale können Ärzte für Patienten abrechnen, die keine Notfallbehandlung brauchen und durch einen Vertragsarzt in der normalen Sprechstunde versorgt werden können (oder außerhalb der Sprechstunden in den Notdienstpraxen).

Diese Abklärungspauschale beträgt 4,74 Euro, was in Zeit umgewandelt etwa zwei Minuten entspricht. Ärzte bemängeln nun, dass dies zu wenig sei, um Patienten entsprechend zu bewerten und eine Diagnose zu treffen. Würde ein Patient nicht ausreichend untersucht, könne ein Patient nicht guten Gewissens weggeschickt werden. Ein unentdeckter Notfall sei eine fatale Folge. Die Presseabteilung des Helios-Klinikums in Duisburg äußert sich folgendermaßen dazu: "Unsere zentrale Notaufnahme steht grundsätzlich rund um die Uhr allen Patienten offen, die Hilfe ersuchen. Dabei ist es sowohl unser Anspruch als auch unsere Verantwortung, die Patienten gründlich zu untersuchen und zu diagnostizieren, ob sie stationär aufgenommen werden müssen oder durch unsere niedergelassenen Kollegen weiterbehandelt werden können." Das gelte unabhängig von Diskussionen und Plänen über eine zukünftige Gebührenordnung, die von verschiedenen Verbänden geführt werden.

Auch die Sana-Kliniken äußern sich ähnlich. Die Befragung und erste Einschätzung der Patienten erfordere einen Zeitaufwand, der nicht pauschal zu bemessen sei, heißt es seitens der Pressestelle. Schließlich arbeite man mit Menschen. Grundsätzlich würden alle Patienten versorgt, die in die Notaufnahme kommen. "Das Team der interdisziplinären Zentralen Notaufnahme (ZNA) arbeitet nach dem sogenannten Manchester Triage System. Hierbei werden die Patienten unmittelbar nach ihrem Eintreffen durch medizinisches Fachpersonal befragt und in Dringlichkeitsstufen eingeordnet", heißt es. Schwer verletzte oder erkrankte Menschen würden sofort behandelt, mit leichteren Verletzungen oder Beschwerden könne es zu Wartezeiten kommen.

(RP)
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