Moers Zwischen Hopfen, Malz und Pilsener

Moers · RP-Mitarbeiterin Lena Großmann hat einen Tag lang das Brauerei-Leben bei König Pilsener in Duisburg getestet.

Ich warte am Besuchereingang der König-Brauerei in Beeck. Verabredet bin ich mit dem obersten Brauereimeister Oliver Landsberger. Er wird mir heute seinen Arbeitstag in der Brauerei zeigen. In einem weißen Kittel begrüßt er mich und gibt mir einen weißen Anzug, den ich aus hygienischen Gründen tragen soll. Dann führt er mich durch die Brauerei. Wir laufen an Leergutkästen entlang und zwischen riesigen Tanks hindurch. Dabei erzählt er mir, dass er 1983 seine Ausbildung zum Brauer und Mälzer begonnen habe. Nach drei Jahren habe er dann das Studium zum Diplom-Braumeister aufgenommen. Und nach seiner mündlichen Abschlussprüfung habe er sich dann sofort bei der König-Brauerei beworben. "Ja so bin ich dann hier gelandet", sagt Landsberger. Er ist quasi ein echter Bierspezialist.

Sein Arbeitstag beginnt um sieben Uhr morgens. Zuerst tauscht er sich mit den anderen 26 Brauern aus und sie besprechen, was es zu tun gibt. Er muss viel organisieren: Rohstoffe bestellen, Reparaturen vorbereiten, die Brauer einteilen.

Zwischen warmen Braukesseln erklärt er mir, wie das Bier in unseren Kneipen landet. Für das Bier braucht man nur Malz, Hopfen, Wasser und Hefe. Malz besteht aus Gerste. Das Malz wird zuerst in Wasser eingeweicht. "Dadurch werden die Lebensgeister der Körner geweckt", erklärt Landsberger. Sobald die Körner angekeimt sind, wird der Vorgang abgebrochen und das Getreide getrocknet. In der Brauerei-Fachsprache bezeichnet man dies als "darren". Dabei entstehen schon Unterschiede in der Biersorte. "Pils ist ein untergäriges Bier. Da kommt nur Gerste rein. Bei Weizenbier zum Beispiel ist Weizen enthalten, wie der Name schon sagt. Durch die Temperatur verändert Malz seine Farbe. So kann dann auch Dunkelbier entstehen", weiß der Bierprofi. Das getrocknete Malz wird geschrotet und mit Brauwasser gemischt. "Maischen nennen wir das", sagt Landsberger. Bei einer Temperatur zwischen 60 und 80 Grad muss diese Mischung wirken. In der Zeit wird die Stärke aus dem Malz durch Enzyme in Zucker umgewandelt. "Wir haben dann also Zuckerwasser hergestellt", erklärt der Braumeister. Das muss im nächsten Schritt filtriert werden. Die groben Reste, auch Träber genannt, werden an holländische Bauern verkauft. "Das ist nämlich super Kuhfutter. Hier wird fast nichts weggeschmissen", erzählt der Experte. Schließlich wird dieses filtrierte Zuckerwasser gekocht und der Hopfen wird dazugegeben.

Daraus ergibt sich ein herbes Zuckerwasser, das immer noch keinen Alkohol enthält. Dieser entsteht erst durch die Hinzugabe von Hefe. Bei einer Temperatur von 12 bis 15 Grad wird Hefe untergemischt. "Das sind hundertstel Millimeter große Lebewesen, die den Zucker futtern", sagt Landsberger. Die Hefe der König-Brauerei wurde auf den Namen Beeckii getauft, da die Brauerei ihren Sitz seit der Gründung im Jahr 1858 im Stadtteil Beeck hat.

Nach circa einer Woche kommt als Stoffwechselprodukt Bier heraus. Das wird bei minus 1,5 Grad drei Wochen gelagert. Diese kurze Lagerzeit hat einen Grund: "Umso frischer ein Bier ist, desto besser schmeckt es", erklärt der Bierspezialist.

Inzwischen sind wir unterirdisch in bis zu 15 Metern Tiefe zu den riesigen Tanks gelaufen, in denen momentan das Bier hergestellt wird. Zwar sind viele Brauvorgänge automatisiert, aber das letzte Wort hat immer noch der Brauer. Er verkostet das noch unfiltrierte Bier aus jedem der 31 Tanks. Zwar sieht es ein bisschen milchiger aus, es riecht aber wie das fertige Bier aus der Flasche. Landsberger trinkt einen Schluck Bier und sagt: "Konfuzius hat schon gesagt: Gehe jeden Tag zur Arbeit, als wenn du zu einem Fest gingest. Deswegen fahre ich immer mit der Bahn, dann kann ich hier und auf der Heimfahrt Bier trinken."

Heute ist Reinigungstag in der Flaschenbefüllung. "Das ist nicht so schlimm, dann ist es hier nicht so laut wie sonst", erklärt mir der Bierexperte. Die Pfandflaschen werden vorsortiert, damit nur braune Flaschen befüllt werden. Die Brauerei ist Teil eines Bier-Pools, in dem viele Brauereien gemeinsam dafür sorgen, dass die Flaschen mehrfach benutzt, neue angeschafft und untereinander ausgetauscht werden. Dann werden die braunen Flaschen gereinigt und das Etikett wird entfernt. Weitergeleitet werden sie zum Befüller, an dem Flascheninspektoren defekte Flaschen aussortieren. Dann werden die Flaschen mit Kronkorken, Etiketten und Mindesthaltbarkeitsdatum versehen, in Kästen gestellt, auf Paletten geladen und mit dem LKW in den nächsten Getränkehandel gefahren. Pro Stunde werden so circa 40.000 bis 45.000 Flaschen befüllt. Am Ende erzählt Landsberger, dass er in seinem Freundeskreis besonders beliebt sei. Denn im Monat bekomme er 80 Liter Bier als Haustrunk. Damit könne gut gefeiert werden.

(RP)
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