Nettetal 86 Kinder aus Nettetal ohne Kita-Platz

Nettetal · Die Kindertagesstätten haben die Zusagen für das neue Betreuungsjahr verschickt. Nicht jedes Kind konnte einen Platz bekommen. Das hat unterschiedliche Gründe. Der Bedarf im Stadtgebiet ist stark gestiegen

 Gelungener Stapellauf: Seit 1. März ist die Kita Nettetopia in Lobberich geöffnet. In der 1000 Quadratmeter großen Einrichtung können 106 Kinder betreut werden.

Gelungener Stapellauf: Seit 1. März ist die Kita Nettetopia in Lobberich geöffnet. In der 1000 Quadratmeter großen Einrichtung können 106 Kinder betreut werden.

Foto: Jörg Knappe

Für die Eltern und die Einrichtungen war es eine stressige Zeit, aber jetzt ist es geschafft: Fast alle frei werdenden Kapazitäten in Kindergärten, Kitas und der Tagespflege in Nettetal wurden in den vergangenen Wochen vergeben. Einige wenige Restplätze sind noch übrig. "Dabei hat jedes Kind, das auf einen Platz angewiesen ist, auch einen erhalten", sagt Heiko Brodermann vom Jugendamt Nettetal. Insgesamt stehen in Nettetal 1495 Plätze zur Verfügung. "Bei uns bleibt kein Kind auf der Strecke", sagt der 47-Jährige. Bis Ende November konnten Eltern ihre Kinder für die Platzvergabe anmelden, seit Februar schicken die Kindertagesstätten die Zusagen raus.

86 Kinder aus Nettetal habe man laut Jugendamt nicht berücksichtigen können. Doch in keinem der Fälle hätten sich die Eltern mit der Stadt in Verbindung gesetzt. "Das erleben wir oft. Wir haben 86 Briefe verschickt, in denen wir den Eltern ein Gespräch und die Suche nach einer Lösung angeboten haben. Gemeldet hat sich aber niemand," sagt Brodermann. "Auch wenn wir nicht alle Eltern sofort zufrieden stellen können: Wir bemühen uns, jedes Kind unterzubringen."

Also keinen Platz bekommen und die Hilfe einfach ausgeschlagen? Brodermann hat eine andere Erklärung. "Darunter sind fast ausschließlich Fälle, in denen die Kinder jünger als drei Jahre alt sind." Es gebe immer wieder strategische Anfragen von Eltern, die derzeit nicht unbedingt einen Platz brauchen, aber ihr Glück einfach mal versuchen wollen. Zudem könnten einige Familien mittlerweile auch umgezogen sein, während andere die Betreuung der Kinder vorerst doch lieber zu Hause organisieren.

Brodermann hat auch die demografische Entwicklung von Nettetal im Blick. Das sei wichtig, um zu planen, wo in Zukunft mehr Kapazitäten gebraucht werden - zum Beispiel in Hinsbeck. "Dort wollen wir zum August 2019 etwa 20 neue Plätze für die Kinder bereitstellen", sagt Brodermann.

Auch in Nettetal spüren die Einrichtungen, dass Kinderbetreuung viel stärker nachgefragt wird als noch vor einigen Jahren. "Wir haben bei den Kindern unter drei Jahren Betreuungsquoten von mehr als 90 Prozent, bei den Kindern ab drei Jahre liegt sie bei nahezu 100 Prozent. Noch nie wurden in Nettetal so viele Kinder betreut." Die durchschnittliche Betreuungszeit sei allein in den vergangenen vier Jahren von 22 auf 28 Stunden pro Woche gestiegen.

60 Prozent der Kinder werden heute bereits 45 Stunden und mehr betreut. Zudem schöpfe Nettetal die finanziellen Förderprogramme von Bund und Land jedes Jahr fast vollständig aus, sagt Brodermann. "Aber wenn ich mit Kollegen aus Essen oder Köln spreche, können die über diese Entwicklung nur schmunzeln. In Ballungsräumen gibt es ganz andere Probleme." Die Zahl der Kinder nahm in Nettetal in den vergangenen Jahren zu, der Bedarf nach Betreuung wurde gleichzeitig immer größer. Als Reaktion stellten 2014 alle öffentlich geförderten Betreuungseinrichtungen das Vergabeverfahren um. Wer sich seitdem bei den Kindertagesstätten informiert, füllt dort ein Anmeldeformular des Familienbüros aus, markiert die Wunsch-Einrichtungen und wird bei der Stadt zentral als suchend erfasst.

Am Anfang jeden Jahres werden die im August frei werdenden Plätze neu vergeben. Die Stadt koordiniert nur das Vergabeverfahren, über eine Zusage entscheidet weiter die jeweilige Einrichtung. Kommt ein Kind nirgendwo unter, bietet das Familienbüro Gespräche mit den Eltern an. Dort wird versucht, doch noch einen Restplatz zu ergattern oder die Betreuung anderweitig zu regeln, zum Beispiel vorerst in einer weiter entfernten Einrichtung.

(atrie)
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