Kommentar Abschied vom Brauchtum

In Schaag haben die Schützen mit einer Tradition gebrochen, die am Niederrhein und in Westfalen bei Schützenfesten gepflegt wird. Den Klompenball gibt es nicht mehr, stattdessen vergnügt man sich bei alpenländischer Musik.

Dafür gibt es sicherlich viele Gründe. In erster Linie sind Veranstalter im Winter- wie im Sommerbrauchtum, also Karnevalisten und Schützen, darum bemüht, möglichst viele Menschen an sich zu binden und ihren Besuchern etwas zu bieten. Veranstaltungen sind teuer und müssen sich rechnen, Veranstalter müssen den Nerv der Zeit treffen. Trotzdem ist die Entwicklung unglücklich. Schon vor dem Elften im Elften feiert die Spaßgesellschaft in Sälen und Hallen karnevalistische Veranstaltungen. Bayrische "Wies'n-Feste" werden mitten im Sommer am Niederrhein organisiert - und finden ihr Publikum. Das heimatliche Brauchtum geht unaufhaltsam verloren, damit verabschiedet sich auch ein Stück niederrheinischer Identität. Es ist zugleich der Verlust eigener Geschichte. Klompen waren die Fußbekleidung einer schlichten bäuerlichen Dorfgemeinschaft. Darauf mag sich keiner mehr berufen. Schade, es ist ein Verleugnen der eigenen Vergangenheit. Bald werden wir nicht mehr wissen, woher wir kommen. Ludger Peters

(RP)
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