Nettetal Ärger mit dem Müllsystem

Nettetal · Ein- und Zwei-Personenhaushalte in Nettetal fühlen sich zu Unrecht zur Kasse gebeten. Falsch, sagt die Stadt. Bisher hätten Familien diese Haushalte subventioniert, weil nach Köpfen und nicht nach Leistung gezahlt wurde.

Single- und Zwei-Personen-Haushalte in der Stadt sind über das neue Müllsystem "Ident" alles andere als glücklich. Sie werden seit dem 1. Januar kräftiger zur Kasse gebeten als bisher.

Wie viele Beschwerden bisher bei der Stadt eingereicht wurden, wollte Kämmerer Norbert Müller in der jüngsten Sitzung des Finanzausschusses nicht sagen. Aber es gibt nicht nur "Verlierer". Denn das System, dies unterstreicht die Stadt in Antwortschreiben auf Proteste, entlastet die Familien und ist gerechter als in der Vergangenheit.

Seit Jahresbeginn wird jede Leerung einer grauen oder braunen Tonne gezählt. Dazu erhielten die Tonnen einen Chip, der wesentlich mehr könnte, aber nur diese Daten verarbeitet. Der Rat hat festgelegt, dass auf jeden Fall 13 von maximal 26 Leerungen berechnet werden.

Damit gehen die Bürger in diesem Jahr in Vorleistung, indem sie auf jeden Fall für 22 Leerungen zahlen. Überzahlungen werden im kommenden Jahr gut geschrieben. Das System sei ein Anreiz, weniger Abfall zu produzieren und bewusster damit umzugehen. Außer den bekannten 120- und 240-Liter-Tonnen gibt es entsprechend günstigere 90-Liter-Tonnen.

Nicht mehr pro Kopf

Dass die Stadt in ihrem Flyer pauschal feststellt, die Gebühren stiegen nicht, war nicht gerade klug. Ein- oder Zwei-Personen-Haushalte müssen mehr zahlen. Deswegen beschweren sich auch Bürger bei der Stadt. Sie übersehen aber, so argumentiert man im Rathaus, dass sie seit Jahrzehnten mit dem früheren Berechnungs- und Abfuhrsystem ausgerechnet von Familien mit Kindern subventioniert wurden. Mehrpersonen-Haushalte zahlten drauf, weil Abfall pro Kopf berechnet wurde — gleichgültig, ob jemand wenig oder viel Müll produzierte.

Das ist nun anders. So kostet die Leerung der grauen 120-l-Tonne seit Beginn des Jahres 5,12 ­, gleichgültig, wie viele Personen den darin befindlichen Abfall produzierten. "Dies entspricht genau den Kosten, die für die Leerung und die Entsorgung der Müllmenge anfallen", erklärt Pressesprecher Christoph Kamps. Ein Vier-Personenhaushalt musste bisher die vierfache Gebühr für dieselbe Leistung im Vergleich mit dem Single zahlen.

Die Stadt rät Ein- und Zwei-Personenhaushalten daher zur 90-Liter-Tonne. In vielen Fällen sei die 120-Liter-Tonne in kleinen Haushalten nur selten wirklich gefüllt worden. Als Alternative gebe es außerdem Abfallsäcke mit einem Volumen von 60 Litern. Ähnliches gelte für kompostierbare Abfälle. Es bleibe außerdem die Möglichkeit, auf dem eigenen Grundstück zu kompostieren. In gut funktionierenden Nachbarschaften rät die Stadt zur "Mülltonnen-Gemeinschaft". Mehrere Haushalte können gemeinsam eine Tonne befüllen. Das muss nur der Stadt gegenüber angezeigt werden.

Dass in einzelnen Haushalten so wenig Abfall anfällt, dass nicht einmal 13 Leerungen jährlich erforderlich wären, lässt sich nach Angaben der Stadt nicht "belohnen". Man habe sich aus gutem Grund und nach eingehenden Berechnungen darauf geeinigt, die Frequenz auf 13 bis 26 Leerungen festzulegen.

(RP)
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