Nettetal Aus "Boos-Stiels" wird "Café ZeitRaum"

Nettetal · Das Lobberich Bestattungshaus Helgers hat die traditionsreiche Gaststätte erworben. Die renovierten Säle können für Beerdigungskaffee, Familienfeste oder Trauerfeiern genutzt werden, der Kneipenausschank bleibt geschlossen.

 Kerstin und Hanno Helgers haben die ehemalige Gaststätte Boos-Stiels an der Breyeller Straße in Lobberich umgewandelt in das "Café ZeitRaum".

Kerstin und Hanno Helgers haben die ehemalige Gaststätte Boos-Stiels an der Breyeller Straße in Lobberich umgewandelt in das "Café ZeitRaum".

Foto: Joachim Burghardt

Die Schilder sind ausgetauscht. Wo früher "Boos-Stiels" überm Eingang prangte, steht jetzt in dezenten, modernen Lettern "Café ZeitRaum". Aus der traditionsreichen bürgerlichen Gaststätte mit dem kleinen Saal an der Breyeller Straße 31 ist etwa Neues geworden. "Hier finden jetzt Veranstaltungen wie Beerdigungskaffee, Familienfeste oder Trauerfeiern statt", verrät Bestatter Hanno Helgers. Er hat die Immobilie vor knapp zwei Monaten von Inhabern Margret und Werner Stiels übernahm. Sie hatten das Lokal im vergangenen Juni aufgegeben. Es markierte an der Breyeller Straße seit 140 Jahren "Klängerkultur" und war Treffpunkt vieler Vereine.

"Die Idee ergab sich zwangsläufig", erklärt Helgers. Beerdigungskaffees habe es auch in der Gaststätte gegeben, der Friedhof liege "fußläufig um die Ecke". Er selbst habe eine enge Beziehung zum Haus, in dem er als Lobbericher häufig selbst zu Gast war. Sein Unternehmen ist auch nur wenige Schritte weiter in Richtung Innenstadt an der Breyeller Straße ansässig.

Innerhalb weniger Wochen wurde die Gaststätte renoviert. Der kleine Saal hinter dem Schankraum fasst etwa 50 Gäste, ist geprägt von hellem Holzmobiliar. Auffällig sind die vielen Bilder an den Wänden. "Wir haben Zeichnungen des Lobberichers Karl Heinz Stricker aufgehängt", sagt Helgers. Stricker, der 2003 starb, hielt in seinen Radierungen Geschichte und Natur des Niederrheins fest. So manche Ecken in Lobberich sind auf ihnen zu entdecken, die heute ganz anders aussehen.

Hinter der Schiebetür befindet sich der große Saal für über 100 Personen. Er ist gedacht auch für Trauerfeiern: "Manche Leute möchten keinen Gottesdienst in einer Kirche. Auch sie finden hier einen Raum", erläutert Helgers. Mit moderner Beamer-Technik können Bilder aus dem Leben eines Verstorbenen oder Trauermotive die passende Atmosphäre im Raum schaffen.

Zeit fürs Miteinander, Raum zum Abschiednehmen, der Name "Café ZeitRaum" erschien ihnen "einfach passend", meint Kerstin Helgers. Sie richtet mit ihrem Mann den Saal her und deckt ein, denn am nächsten Morgen schon findet ein Beerdigungskaffee statt. "Wir führen quasi diese Tradition fort, weil es Beerdigungskaffees auch im Haus Boos-Stiels gab. So treten wir auch zu niemandem in Konkurrenz", meint Helgers.

Eine andere Tradition, die ihre Anfänge im Jahr 1875 hat, gibt es schon länger nicht mehr, wie der Bestatter erzählt: "Der Schankraum mit Theke bleibt geschlossen. Er wird nur auf Wunsch bei Familienfeiern mit zur Verfügung gestellt." Dass das Café auch für solche Feste gebucht werden könne, sei sinnvoll: "Geburtstage, Jubiläen und Sterbefälle gehören nun mal zum Lebensablauf."

Angetan vom Konzept des Unternehmens ist Dietmar Sagel: "Die Familie Stiels hat lange genug nach jemandem gesucht, der das Haus übernimmt", meint Nettetals Wirtschaftsförderer. Er lobt Helgers' Idee: "Die frühere Gaststätte bekommt so eine neue, wirklich sinnvolle Bestimmung."

(jobu)
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