Nettetal Autorin sammelt verstörende und fröhliche Bilder von Flüchtlingen

Nettetal · Nicole Schröder aus Leutherheide hat an einer Grundschule in Essen Flüchtlingskinder malen lassen. 200 Zeichnungen erscheinen als Buch

 Nicole Schröder zeigt Zeichnungen, die geflüchtete Kinder angefertigt haben. Sie werden jetzt in einem Buch veröffentlicht.

Nicole Schröder zeigt Zeichnungen, die geflüchtete Kinder angefertigt haben. Sie werden jetzt in einem Buch veröffentlicht.

Foto: jobu

So kennt man sie sonst gar nicht, die stets so fröhliche und quirlige Künstlerin: "Das war sehr bewegend, ging mir richtig zu Herzen", erzählt Nicole Schröder. Bekannt ist sie als Kinderlieder-Autorin unter dem Namen Lilli Morgenstern. Jetzt erzählt sie leise von ihrem aktuellen Projekt. In der Essener Maria-Kunigunda-Grundschule arbeitete sie mit geflüchteten Kindern und ließ diese Bilder von ihrer früheren und ihrer neuen Heimat malen. Die Arbeiten werden nun in einer Ausstellung und in einem Buch veröffentlicht.

"Bomben, brennende Häuser, Tränen - das waren Motive vieler Kinder", schildert Schröder. Es war das, was sie von ihren ehemaligen Heimatländern, Syrien zum Beispiel, in Erinnerung hatten", sagt die Frau aus Leutherheide. So verstörend viele Zeichnungen auch seien, so tröstlich seien andere: "Die Kinder malten mit ihren Filzstiften auch fröhliche Bilder von ihrer neuen Heimat Deutschland, mit Sonnen und Herzen."

Die Idee kam Schröder, weil ihre eigenen Kinder fragten, "wie es eigentlich in Ländern aussehe, aus denen so viele Flüchtlinge zu uns kommen". In Gesprächen mit Udo Moter, dem Leiter der Grundschule, entwickelte sie das Projekt. Moter stammt aus Nettetal, war vor drei Jahren Bürgermeisterkandidat der SPD und hat noch viele Kontakte in die Seenstadt - so auch zu Nicole Schröder. Sie hatte im vergangenen Jahr die Essener Grundschule für eine Lesung besucht.

"Im Stadtteil Karnap und damit auch an unserer Schule leben sehr viele Flüchtlinge", schildert Moter. Das Projekt Schröders habe das Miteinander von Alt- und Neubürgern und das Verständnis auch bei den Schülern sehr gefördert. Durch die Malaktion hätten einige der Flüchtlingskinder, die sonst kaum etwas erzählten, das preisgegeben, worunter sie leiden - und was sie trösten kann. Moter: "Das war nicht immer einfach für diese Kinder." Deshalb sei das Projekt nicht nur von Lehrern, sondern auch von Fachleuten, etwa Traumata-Experten, begleitet worden. Schröders Aktion erregte Aufsehen. Schnell wurde allen Mitwirkenden klar, "dass man die Bilder dokumentieren muss", sagt die Künstlerin. Deshalb werden die rund 200 Arbeiten der geflüchteten Kinder nun in der Schule ausgestellt. Zur Eröffnung am Montag, 10. Juli, werden laut Moter "manche prominenten Persönlichkeiten erwartet".

Zeitgleich soll Schröders Buch mit allen Kinderzeichnungen erscheinen. "Das ist eine sehr aufwändige Arbeit, aber das Buch wird rechtzeitig fertig", kündigt sie an. Die Bilanz ihres Projekts fällt positiv aus. "Ich merke immer wieder: Mit Kreativität kann man die Herzen der Kinder und sicher auch der Erwachsenen erreichen", sagt sie.

(jobu)
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