Nettetal Beim Malen nach den Sternen greifen

Nettetal · Die Nettetaler Kunstgruppe "Sirius" der Lebenshilfe stellte ihre Arbeiten im Berliner Paul-Löbe-Haus aus.

 Die Mitglieder der Kunstgruppe Sirius waren stolz auf ihre Ausstellung und ihre Werke.

Die Mitglieder der Kunstgruppe Sirius waren stolz auf ihre Ausstellung und ihre Werke.

Foto: Von den Bruck

"Hier findet gelebte Inklusion statt", stellte Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer bei der Ausstellungseröffnung im Paul-Löbe-Haus in Berlin fest. Dort zeigten neun behinderte Menschen, die die Lebenshilfe im Kreis Viersen betreut, mit elf behinderten Frauen und Männern der Lebenshilfe Aachen gemalte, kalligraphierten und gezeichnete Arbeiten.

Vor zwei Jahren hatte die Lebenshilfe das Projekt "Kunst und Gestalten" initiiert. Zweimal im Monat trafen sich die Teilnehmer, die in Wohngruppen der Lebenshilfe in Nettetal wohnen, im Kunsthaus Minten. Angeleitet von Salvatore Minten und Brigitte Rathner-Minten lebten sie ihre Fantasie auf Tapetenrollen, Leinwänden und anderen Materialien aus, hier verliehen sie ihren Träumen Ausdruck. Herausgekommen sind Arbeiten, die für einige Tage im Paul-Löbe-Haus ausgestellt wurden. Hier befinden sich Büros der Abgeordneten und Ausschusssäle.

Die Nettetaler Kunstgruppe "Sirius" präsentierte Bilder, die berühren und zeigen, dass ihre Behinderung nur ein Teil ihrer Biographie ist. Begleitet von Künstlern und Kunsttherapeuten entwickelte jeder seinen individuellen künstlerischen Ausdruck. Heraus kamen sehr unterschiedliche Arbeiten. Einige sind mit ruhigem, spitzen Stift filigran gezeichnet, andere impulsiv und doch sich bezähmend, um nicht über den Bildrand hinaus zu malen. Die Künstler öffnen eine Tür zu geheimen Räumen und gewähren Einblicke in ihre persönlichen Weltansichten. Sie malen, was sie empfinden, Erlebtes, Erfahrenes, Dinge ihrer Umgebung, Bilder ihrer Träume, Wünsche und Erinnerungen sind Ursprung ihres Schaffens.

Eröffnet wurde die Ausstellung "Tieftaucher und Überflieger" von Katrin Göring-Eckhard, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Die frühere Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, Vorsitzende der Lebenshilfe Deutschland, stand voller Respekt vor den kreativen Leistungen. "Jeder Mensch ist ein Künstler", zitierte sie Joseph Beuys. Uwe Schummer griff den Namen der Kunstgruppe auf. Sirius, ein Stern am Himmel, greife nach den Sternen und hole den sperrigen Begriff der Inklusion in das kreative Leben, "nicht technisch, sondern menschlich". Die Künstler zeigten, dass sie heraus aus der Mitleidstrecke und hinein in das tägliche Erleben, Farbe bekennen "auf großen Leinwänden" wollten, stellte Uwe Schummer fest.

Rosi Eichhorn und Stefanie Kühlen von der Nettetaler Gruppe Sirius haben sich mit großer Begeisterung in die Kunstgruppe integriert. "Wir gehen gerne hin und freuen uns, wenn wir wieder malen dürfen", sagten sie während der Ausstellung. Sie seien stolz, dass ihre Bilder im Paul-Löbe-Haus, direkt neben dem Reichstag in einer Ausstellung hingen.

Nach drei Tagen in Berlin ging es für die Gruppe zurück in die Seenstadt. Und für die Gruppe steht fest, dass sie wieder im Kunsthaus Minten ihre künstlerische Leidenschaft ausleben wird. "Wir malen für die nächste Ausstellung" sagen sie. Und man darf gespannt auf ihre nächsten Werke sein.

(ivb)
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