Nettetal Biologe forscht am, im und unter Wasser

Nettetal · Klaus van de Weyer aus Breyell erforscht bei Tauchgängen Wasserpflanzen und begutachtet die Einhaltung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinien. Seine Arbeit hat er in Ratgebern und Handbüchern beschrieben.

 Klaus van de Weyer hält an einem der Krickenbecker Seen Wasserpflanzen in Händen. Der Biologe aus Breyell beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Ökologie des Wassers.

Klaus van de Weyer hält an einem der Krickenbecker Seen Wasserpflanzen in Händen. Der Biologe aus Breyell beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Ökologie des Wassers.

Foto: Burghardt

Zwei Messer hat er immer dabei: "Sicher ist sicher", sagt Klaus van de Weyer. Verständlich, dass einer wie er auf Nummer sicher geht, wenn er untertaucht. Der Biologe aus Breyell macht das häufig. Er taucht in ganz unterschiedlichen Gewässern Europas, vom Duisburger Hafen bis zu schottischen Hochlandseen. Sinn der Sache: "Ich erforsche und bestimme Unterwasserpflanzen."

Grün, glitschig, nass - ausgerechnet solche Lebewesen haben es ihm angetan: "Da ist so eine Beziehung gewachsen, das hat mich gepackt", erklärt er. Seine Leidenschaft hat ihn beruflich und fachlich weit gebracht: Kollegen nennen ihn den "Papst der Unterwasserpflanzen". Experten und sowie Naturfreunde schätzen seine Bücher.

Sein Tagesgeschäft besteht darin, im Auftrag von Behörden, Kommunen oder Verbänden verschiedene Gewässertypen zu untersuchen und Gutachten über die Einhaltung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinien zu erstellen. Dazu muss er tauchen, Proben sammeln, sie bestimmen und vielleicht neue Arten entdecken: "Als Forscher musst du dich auch auf Intuition verlassen können", meint der Breyeller.

Das Zauberwort heißt Makrophyten. Das sind mit bloßem Auge erkennbare Wasserpflanzen; Laichkräuter und Armleuchteralgen sind Beispiele. Ihr Bestand und die Wasserqualität hängen voneinander ab - entsprechend fallen die Gutachten des promovierten Biologen aus. "Entfernen!" heißt zum Beispiel seine Empfehlung, wenn er in niederländischen Gewässern australische Makrophyten findet, die vermutlich von Aquarianern achtlos in die Natur entsorgt wurden. "Die EU erlässt jetzt endlich ein Handelsverbot für solche exotischen Pflanzen", berichtet van de Weyer.

Seine Kompetenz kommt auch "trockenen Gebieten" zugute, etwa dem Naturschutzgebiet Brachter Wald: In den 1990er-Jahren überprüfte er das damalige Militärdepot, "begleitet von britischen Soldaten, auf seine Naturschutzwürdigkeit". Der große, schlanke 53-jährige "Breyeller Jung", verheiratet, drei Kinder, ist auch Landschaftsplaner. Mit seiner Firma Lanaplan konzipiert er zum Beispiel die Pflanzenwelt neu angelegter Gewässer wie im Phoenix-See in Dortmund und begutachtet das Wachstum.

Seine Gutachten passen nicht jedem: "Wenn ich wie jetzt etwa bei einem See in Ostdeutschland feststelle, dass zu großer und falscher Fischbestand der Gewässergüte und der Pflanzenwelt schadet, ruft das natürlich die Angler auf den Plan", erzählt der Biologe. Bewertet er das Makrophyten-Wachstum in einem See als "ökologisch sinnvoll", schütteln Wassersportler den Kopf, weil sie die Pflanzen stören. So müssten Entscheidungen her nach dem Motto: "Entweder steht ein Gewässer unter Naturschutz, dann mit allen Konsequenzen, oder es dient der Freizeit und dem Angeln. Beides zusammen geht kaum." Die Natur liegt ihm am Herzen. Er hat sich das Staunen über die Schönheit der schützenswerten Schöpfung bewahrt. So lässt er bei einem Spaziergang an den Krickenbecker Seen den Blick übers Wasser schweifen: "So viele Wasservögel, wunderbar."

Weniger schön sind die Gefahren beim Tauchen. "Angelschnüre unter Wasser können verhängnisvoll sein." Daher die beiden Messer, eines trägt er am Bein, eines am Arm.

(RP)
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