Nettetal Bürger haben Mehrheit in Lokalen Arbeitsgruppen

Das Leader-Projekt ist aus Sicht von Bürgermeister Christian Wagner ein ideales Instrument, um die Ergebnisse des Stadtentwicklungskonzepts in den kleineren Stadtteilen umzusetzen. 2,7 Millionen Euro stehen Nettetal, Straelen, Geldern und Kevelaer zur Verfügung. Im vierjährigen Förderzeitraum müssen die vier Städte zusammen 300 000 Euro als Eigenleistung aufbringen. Der Nettetaler Rat hat den Nettetaler Anteil bereits bewilligt. Zu 65 Prozent werden Projekte gefördert, die anderen 35 Prozent sind ein eigener Beitrag - den auch Vereine oder Institutionen für ihr eigenes Projekt aufbringen müssen.

Wofür was Geld konkret ausgegeben wird, entscheiden maßgeblich die Bürger mit. Sie haben die Mehrheit in den Lokalen Aktionsgruppen (LAG). Die Bandbreite der Mitglieder reicht vom Einzelbürger über Vereine und Institutionen sowie Wirtschaftsunternehmen bis hin zu den Kommunen selbst.

Nettetals Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel ist zuversichtlich, dass noch in diesem Jahr erste konkrete Projekte auf den Weg gebracht und angepackt werden könnten. Wie stark sich die Landwirtschaft, Dienstleister, Dachverbände oder Einzelvereine und einzelne Bürger engagieren, liegt in ihren eigenen Händen.

Im Verein Agrobusiness bereits durchdekliniert sind Ideen, wie regionale Nahrungsmittel über ein regionales Netzwerk auch hier in den Handel eingebracht werden. Dass immer mehr Menschen ein neues Bewusstsein gegenüber Lebensmitteln entwickeln, kommt solchen Projekten entgegen. Folglich dürften die Landwirtschaft und darauf folgende Wertschöpfungsketten Leader nutzen wollen. Interessant wird sein, ob die Dörfer die Chance erkennen und mit dem Geld der EU zukunftsfähige Strukturen schaffen. Auch in Leuth, Hinsbeck oder Schaag kann angemessener Wohnraum für ältere Menschen geschaffen werden, dort können auch Studenten leben. Das Programm fördert Ideen zur Förderung dörflicher Infrastruktur. Sie beschränken sich nicht auf die Umgestaltung von Dorfplätzen, neue Begegnungsstätten, die das dörfliche (Vereins-) Leben fördern. Es geht auch um die Verbesserung des Linienverkehrs mit Bus und Bahn, die Umwandlung und Nachnutzung landwirtschaftlicher Höfe - alles das kann das Leader-Projekt leisten.

Der andere Umgang mit Energie und die Optimierung von Ressourcenverbrauch sind ebenfalls schon konkret diskutiert worden. So steht der Gedanke einer "energieautarken Region" bei den Stadtwerken Nettetal länger auf der Agenda. Naturliebhaber können ebenfalls Projekte einbringen, ob nun in den Dörfern wieder Vorgärten blühen, Ackerrandstreifen Blühstreifen erhalten, die Grünstreifen entlang der Straßen bunter werden oder gar Landschaftsräume mit Pappeln gestaltet werden - auch das alles gehört zum Stichwort "Leistende Landschaft".

Das Projekt kann die Identität einzelner Dörfer wieder stärken. Leuth und Hinsbeck waren bis zur Neugliederung im Jahr 1928 eng mit dem Raum Geldern verbunden. Es gibt eine gemeinsame Vergangenheit der Stadtteile mit den Partnerstädten im heutigen Kreis Kleve. Die gemeinsame Historie kann aufgearbeitet werden. Und auch hier weitet sich der Raum dadurch, dass auch Venlo ein Teil dieser gemeinsamen Geschichte ist. Bis heute ist die Wallfahrt nach Kevelaer ein Bindeglied der Städte. Der "Marienweg", wenn man so will, ist ebenfalls ein Ansatzpunkt für Projekte von Interessensgruppen, die sich in den LAG bilden könnten.

Es liegt an Bürgern, Vereinen und der Wirtschaft, dass das Projekt in den kommenden Jahren die Lebensqualität in den kleineren Siedlungsgebieten nachhaltig anhebt.

(RP)
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