Nettetal Comedian Ingo Oschmann - einfach ein liebenswerter Kauz

Nettetal · Mit seinem Witz begeistert Ingo Oschmann in der Nettetaler Werner-Jaeger-Halle. Das Publikum ist bei seinem Auftritt aus dem Häuschen.

Er macht doch nur Spaß, der kleine Mann auf der großen Bühne. Kaum ein böses Wort, stattdessen das Versprechen auf harmlose Unterhaltung: "Ich bin ein Netter, ich tu euch nix!", stellt sich Ingo Oschmann vor. So höflich und so freundlich, dass dem Publikum am Samstagabend in der Werner-Jaeger-Halle schnell schwant: Wer sich auf diesen Komiker einlässt, der ist ihm bald ausgeliefert, der lässt sich hilf- und machtlos die Lachmuskeln massieren - und so ganz nebenbei Spruchweisheiten eintrichtern.

Ein Kabarettist will er nicht sein, der freundliche Herr im karierten Hemd, mit Jeans und roten Turnschuhen: "Ich mach' Stand-up-Comedy", erklärt er den Sinn der Sache.

Entsprechend nennt er sein Programm "Wunderbar - es ist ja so!" Und Stand-up, also improvisieren, das kann er. Oschmann befragt das Publikum, bindet die Antworten in seine Show ein und ist so schnell nicht aus dem Konzept zu bringen.

Das schafft lediglich eine 14-jährige Besucherin, die auf seine Frage, sie habe doch sicher ein Smartphone, abwinkt: Nein, habe sie nicht, das sei ihr suspekt, von wegen Datenschutz und so. Da stutzt Oschmann, ist einen Augenblick verblüfft. Hat er sich doch gerade darauf einschossen, über junge Leute zu lästern, die sitzend im Web surfen und dick werden statt sportlich die Welt zu entdecken. Kindern müsse man sogar, meint er, die Natur nahebringen durch Spiele wie "Vogelarten am Klingelton erkennen".

Oschmann kokettiert damit, dass er in seiner Jugend vorm Kauf nach Schallplatten stöbern musste, während heutzutage Musiktitel ruckzuck aus dem Internet heruntergeladen werden: "Wenn du etwas sofort bekommst, ist der Wert kleiner", philosophiert der Komiker. Nein, er will nicht sagen "früher war alles besser". Doch wenn einer das so oft beteuert wie der 46-Jährige, dann will er genau das vielleicht doch sagen. Denn Sprüche klopfen, das kann er, der statt des Strebens nach Besitz als Messlatte für Zufriedenheit empfiehlt: "Ein Dach überm Kopf, was zu essen, Menschen, die einen lieben."

Die Menschen an diesem Abend, sie lieben ihn, jubeln ihm zu, weil er so herrlichen Quatsch und Klamauk macht. Aus einem Zeichenblock eine Bowlingkugel hervorzaubert. Ein bemaltes Tuch verschwinden lässt, Orangen durch den Saal schmeißt, aus einer zurückgeworfenen Frucht das Tuch wieder hervor hext. Einen angedeuteten Striptease hinlegt, sich die Jeans runter reißt und plötzlich in Leggings mit Stulpen dasteht, grinst und einen Jazztanz aufs Parkett legt; zum Wegschreien lustig.

So einen netten komischen Kauz, der aus Bielefeld stammt und in Düsseldorf wohnt, den möchte man sich gern ins Wohnzimmer holen. Weil er keinem wehtut, selbst kritische Worte klingen bei ihm lieb - und wirken genau deshalb unterschwellig lange nach. So macht er aus der Enttäuschung, dass kaum mehr als 100 Besucher ihn, der zur Garde der Komiker zählt, erleben wollen, noch eine Pointe und meint beim Blick in die ziemlich leere Halle: "Wir sind nicht voll!" Die aber da sind, die lachen und kichern und glucksen über den "Vogel auf der Bühne", wie er sich selber nennt und der sein Versprechen wahr macht: "Ich möchte, dass wir alle Spaß haben."

(RP)
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