Kreis Viersen Damwild leidet weiter Not

Kreis Viersen · Die Jagdpächter Dr. Ulrich Beines und Dr. Marco Fuchs erheben Vorwürfe: Behörden und Institutionen haben jahrelang bewusst den Bestand im Ex-Depot hoch getrieben. Sie müssen für viel Geld füttern und Tiere schießen.

Mit großer Sorge schauen Dr. Marco Fuchs und Dr. Ulrich Beines auf die kommenden Monate. Die beiden haben Flächen der NRW-Stiftung im früheren Brachter Depot für die Jagd gepachtet. Sie fürchten, dass sich das Drama des vergangenen Winters wiederholen könnte, als dort reihenweise Damwild verhungerte. Gezählt wurden zu Beginn des Jahres etwa 1000 Tiere. Mit enormem finanziellem und kräftemäßigem Aufwand schaffen beide seit Monaten schon Futter für die Tiere heran, weil es nicht ausreichend natürliche Nahrung gibt.

Abseits der politischen Auseinandersetzungen im Kreis um die WFG und deren Geschäftsführung erheben beide Vorwürfe gegen alle Beteiligten. "Es hätte niemals so weit kommen dürfen. Aber unsere Mahnungen wurden in den Wind geschlagen", ärgert sich Fuchs. Als 1998 die Jagdreviere erstmals verpachtet wurden, waren bereits einige hundert Tiere mehr im umzäunten Gelände als der Landschaftsplan erlaubte. 72 Tiere sollten im 1200 ha großen Gelände leben dürfen.

Um Abschüsse gebettelt

"Wir haben regelrecht darum gebettelt, höhere Abschussquoten zu bekommen. Unsere Mahnungen und Warnungen zum anwachsenden Bestand blieben unerhört. Wir hätten nur noch klagen können. Aber welcher Jäger will diesen Weg einschlagen?", fragt Beines. Das Versagen bei der Wildbewirtschaftung im Naturschutzgebiet mit den strengen FFH-Richtlinien lassen sich die Jäger nicht anlasten. Sie werfen vielmehr sowohl den Behörden als auch den beteiligten Fachinstitutionen vor, seit über zehn Jahren der Entwicklung tatenlos zugeschaut und sie teilweise beschleunigt zu haben.

Nichts unternahmen nach ihren Feststellungen die untere Landschafts- und die untere Jagdbehörde (Kreisverwaltung Viersen), das heute nicht mehr zuständige Forstamt Mönchengladbach, die Biologische Station, der Jagd- und der Landschaftsbeirat des Kreises und die Flächenbesitzer, also die Wirtschaftsförderungsgesellschaft und und die NRW-Stiftung.

Zu Beginn ihrer Verträge waren die Jäger vom Forstamt Mönchengladbach beschwichtigt worden: Man wolle bewusst einen hohen Damwildbestand aufbauen. Die äsenden Tiere sollten ökologisch sinnvoll und preiswert die wertvollen Heide- und Magerrasen freihalten. Doch der Bestand wuchs unkontrolliert, gleichzeitig bekam er Konkurrenz, als Galloway-Rinder auf Veranlassung der Biologischen Station und eine Schafherde mit mehr als 800 Tieren ins Gebiet kamen. Als Fuchs und Beines im vergangenen Winter das Damwild wegen der Notzeit fütterten, fraßen die Rinder im Revier Fuchs das Futter weg — wie zurzeit auch.

Die Jäger haben große Sorge, das Wild über die Winterzeit zu bringen. Gleichzeitig müssen sie mit den anderen Jagdpächtern (Rolf Adolphs und das Forstamt) bis Mitte Januar 620 Stück Damwild geschossen haben. In der Sitzung des Arbeitskreises Damwild am 15. Dezember wurde festgestellt, dass bisher 576 Tiere geschossen wurden.

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(RP)
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