Nettetal Das iPad ist bei allen Einsätzen dabei

Nettetal · Der Kaldenkirchener Feuerwehrlöschzug hat das Tablet schätzen gelernt. Es hilft bei der feuerwehrtechnischen Orientierung, lieferten wertvollen Daten und trägt sogar zur Verständigung mit Ausländern bei.

Wenn Hans Cabooter demnächst wieder Güterzüge ab Kaldenkirchen fahren lässt, dann ist die örtliche Feuerwehr schon bestens gerüstet. Das gilt nicht nur für Unfälle mit Gefahrgütern, sondern auch mit den Zügen selbst. Der Löschzug Kaldenkirchen verfügt über ein iPad, das unter anderem auch Auskunft über einzelne Lokomotiv-Typen gibt. Seit knapp zwei Jahren ist der Mini-Computer ständiger Begleiter der Feuerwehr. Angeschafft hat sie das Gerät mithilfe von Firmenspenden - immerhin 1500 Euro kostete das digitalisierte Informationssystem. Im regulären Budget des Löschzugs sind solche Anschaffungen nicht vorgesehen.

Das Tablet gehört zum festen Begleiter der Wehrleute, wenn sie ausrücken. Die darauf abgespeicherten Apps und die auf einem Server im Gerätehaus zusätzlich lagernden Daten können jederzeit und überall abgerufen werden. "Das Gerät hilft uns, schneller und einfacher Informationen zu erhalten", erklärt Löschzugführer Torsten Trienekens. Entwickelt haben die Willicher Wehrleute das System, das die Kaldenkirchen übernommen und ihren Bedürfnissen angepasst haben. Tablets werden auch bei anderen Wehren im Kreisgebiet eingesetzt.

Zur Ausstattung gehören natürlich Navigationssysteme, Feuerwehr-Einsatzpläne und Zugriffsmöglichkeiten auf verschiedene Datenbanken, beispielsweise für Gefahrstoffe, für Lokomotiv-Baureihen, aber auch für Automobile. Die "CRS"-App liefert stets auf aktuellem Stand Informationen zu jedem Fahrzeug, dem die Feuerwehr bei Einsätzen begegnen könnte. "Hilfreich war das für uns bei den tödlichen Unfällen auf der B 221 im vergangenen Sommer", sagt Trienekens. Zu jedem Modell und Bau-muster aller Hersteller weltweit können die Wehrleute Informationen abrufen. "Die Fahrzeuge haben heute Versteifungen in der Karosserie, die das Eindrücken der Fahrgastzelle bei einem Unfall weitgehend verhindern. Damit wir aber ein Dach abnehmen können, müssen wir wissen, wo wir mit einer Schere oder einem Spreizer ansetzen", erläutert Trienekens. Das Info-System zeigt auch, an welchen Stellen Aggregate sitzen, die unter hoher elektrischer Spannung stehen. Fotos zeigen auch, wo der Hebel sitzt, mit dem Motorhaube oder Kofferraum geöffnet werden, damit man an die Batterie kommt. Vorteil des Systems: Es ist stets aktuell. Es kostet aber jährlich 300 Euro.

"Die Fahrzeugtechnik wird immer komplexer. Wir hatten unlängst einen Einsatz an einem Pkw mit Hybridmotor. Auch rein elektrische Autos müssen wir kennenlernen", betont Trienekens. Das Institut der Feuerwehr in Münster bietet Fortbildungen an. Die Nachfrage aber ist enorm, so dass Wartefristen unvermeidbar sind. "Wir können aber auf vielen Gebieten auf Fachleute im Feuerwehrwesen zurückgreifen. Das beginnt unmittelbar beim Kreis Viersen und reicht bis zu den Firmenfeuerwehren beispielsweise in der Chemiebranche", erläutert er.

Das Tablet hält aber auch ganz simple und extrem nützliche Informationen bereit, die selbst Ortskundigen hilft. Gespeichert sind alle Nettetaler Objektpläne, über die die Feuerwehr verfügt: Schulen, Kindergärten, Altenheime, Krankenhaus, Firmen und vieles mehr. Besonders wertvoll ist laut Trienekens die Möglichkeit, sich über Kartensysteme einen Blick von oben auf Gebäude zu verschaffen - was von der Straße aus eine klare Front hat, verbirgt mitunter extrem verschachtelte Gebäudeteile. Auf der Karte sind alle Hydranten verzeichnet, außerdem können die Wehrleute mit dem Tablet Entfernungen ermitteln, die sie mit Schläuchen und wegegen des Drucks durch Pumpen überbrücken müssen.

Noch nicht eingesetzt hat die Feuerwehr eine App, die die Bezirksregierung Arnsberg seit kurzem anbietet: Sie enthält Kurzinformationen in allen erdenklichen Sprachen, damit die Wehr sich verständlich machen kann. Unter anderem auch auf Arabisch - mit Lautschrift, weil's sonst nicht lesbar wäre.

(RP)
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